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Role Model: John W. Herbert

Ein Mann von Welt

Von dem General Secretary der internationalen Handelsverbände Edra und Ghin, John W. Herbert, kann man nicht nur lernen, wie man Netzwerke gestaltet, sondern vor allen Dingen, wie man respektvoll mit Menschen umgeht. Wir trafen den perfekten Gentleman zum Gespräch in Köln!


VITA

1941 in York England geboren. Mit 15 Einstieg in den Handel. 1963 Offizier in Deutschland. Anstellungen in verschiedenen deutschen Handelsunternehmen, 1977 Store Director Washington Sava Centre in England. 1979 Rückkehr nach Deutschland zu Continent Hypermarkt und Marktkauf. Ab 1983 bis 2000 Knauber, 2001 Home Depot USA. Ab 2002 BHB & Edra, ab 2010 bis heute General Secretary Edra Ghin.

Wie wird man zu einem „Menschenfänger“?
Das ist für mich nicht schwer zu beantworten. Als ich noch sehr klein war, hat unser Vater unsere Familie verlassen. Meine Mutter hat daraufhin noch einmal geheiratet und so lebte ich in recht ärmlichen Verhältnissen im englischen York mit einem Stiefvater. Meine Erziehung hat dadurch gelitten, so dass ich mit 14 Jahren von der Schule gegangen bin. Das war eine sehr demütigende Zeit für mich, da ich damit beleidigt wurde, zu dumm für alles zu sein. Aber auch aus Leid kann man Kraft schöpfen und das war letztendlich die Motivation für mein weiteres Leben. Damals habe ich mir geschworen, jeden Menschen mit Respekt zu behandeln, egal wer er ist und wo er herkommt. Ohne diese Vergangenheit würde man das heute möglicherweise nicht machen. Aber für mich waren das wichtige Erfahrungen. Ich habe gelernt, dass Vertrauen sehr wichtig und Respekt das oberste Gebot ist. Heute bin ich sehr dankbar für das Leben, das ich führen darf. Als junger Mensch habe ich diese Welt, in der ich heute selbst lebe, immer von außen betrachtet. Aber da ich nie vergesse, wo ich herkomme, sind in meiner Anzugtasche immer fünf Euro für bedürftige Menschen.

Ist dieser Respekt, den Sie leben, nicht auch eine besonders englische Tugend?
Natürlich sagt man das den Engländern immer nach. Aber neben meiner britischen Prägung, hat mich ganz besonders ein Zitat des deutschen Bankiers, Alfred Herrhausen, beeindruckt: „Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein.“ Ich denke, das ist eine ganz wichtige Botschaft, dass man genau das ist, was man sagt oder tut. Genau dieses Verhalten ist eine sehr wichtige Basis im Zwischenmenschlichen. Bei Kongressen oder Veranstaltungen achte ich daher immer ganz besonders auf die Menschen, die alleine stehen. Es ist mir wichtig, dass sich niemand ausgegrenzt fühlt.

Aber auch Sie werden Menschen getroffen haben, die Ihnen nicht sympathisch waren?
Natürlich liegen einem nicht alle Menschen gleichermaßen. Aber man sollte sich immer darauf konzentrieren, was die Leute gut machen. Und wenn man genauer hinschaut, findet man bei jedem Menschen etwas.

Was ist Ihr Geheimnis, eine Gruppe zusammen zu halten?
Wir haben in unserem Handelsverband Edra und Ghin mittlerweile 224 Mitglieder. Damit versammelt sich bei uns quasi die ganze DIY-Welt. Und das schöne dabei ist: Ich habe sie alle getroffen, ob Panama, Guatemala, El Salvador, China, Australien und so fort.
Gott hat mir gegeben, dass ich mit den Menschen irgendwie klarkomme. Das kann nur gelingen, wenn man ganz grundsätzliche Werte hat und versteht, was man machen kann und was man machen darf. Natürlich sollte man das, was man verspricht, auch halten. Wer mich kennt, weiß daher auch, dass er sich auf mich verlassen kann.
Als ich bei Knauber war, hatte ich 1.200 Mitarbeiter und ich kannte sie fast alle beim Namen. Das hat mit Respekt zu tun. Denn jeder einzelne Mensch ist für ein Unternehmen wichtig. Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass alle Mitarbeiter mit dem Gefühl nach Hause gehen, wichtig für die Firma zu sein. Um sie besser kennenzulernen, habe ich sie jeden Morgen persönlich begrüßt. Wenn jemand gerade nicht am Platz war, habe ich es zu einem späteren Zeitpunkt versucht. Die Mitarbeiter waren für mich wie eine Familie. Daher kam es auch sehr selten vor, dass ich jemanden entlassen musste. Und wenn man Leute respektiert, dann sind sie wesentlich zufriedener und weniger krank. Ein Team, das motiviert arbeitet, kann viel bewegen.
In meiner Position als General Secretary von Edra und Ghin habe ich alle Mitglieder besucht, um sie kennenzulernen. Oft bekommen wir eine Empfehlung, wer noch zu uns passen könnte, und so wächst unser Verband stetig. Zuletzt haben wir zum ersten Mal China mit rund 600 Geschäften aufgenommen.
Insgesamt haben wir über 300 Baumarkt-Manager aus 53 Ländern, die alle zu unserem jährlich stattfindenden Kongress kommen. Für diese Veranstaltungen haben wir 22 Top Sponsoren. Jeder Tisch hat zehn Plätze. Fünf werden von den Firmen belegt, die gesponsort haben. Anschließend schicken wir ihnen eine Liste mit den Anmeldungen, aus der sie sich rund 25 Wunschkandidaten aussuchen dürfen. Es ist dann meine Aufgabe, die 22 Tische mit 220 Leuten zu besetzen. Dabei achte ich darauf, wer zu wem passt. Eine solche Tischordnung kann man nur dann machen, wenn man alle Personen kennt.

Sie sind inzwischen über 80 Jahre und kein bisschen müde. Sie reisen über den gesamten Globus und erfreuen sich des Lebens. Können Sie sich ein Leben ohne Ihren Verband vorstellen?
Natürlich tickt auch bei mir die Uhr immer weiter und ich habe bereits einen guten Nachfolger gefunden. In drei Jahren habe ich vor, mich langsam aus der Branche zu verabschieden.

2022 wurde John Herbert der Global DIY-Lifetime Award verliehen

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