IVSH: Branche zwischen Optimismus und Unsicherheit
Der Industrieverband Schneid- und Haushaltswaren (IVSH) veröffentlicht mit dem aktuellen Situations- und Tendenzbericht ein differenziertes Stimmungsbild der Branche für das erste Quartal 2025. Die Ergebnisse basieren auf einer anonymisierten Umfrage unter Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Schneidwaren, Bestecke, Haushaltswaren sowie Scheren und Körperpflegeinstrumente und sind repräsentativ.
Geschäftslage: Verhaltener Optimismus trotz Herausforderungen
Die aktuelle Geschäftslage (kumuliert) wird insgesamt merklich positiver bewertet als im Vorquartal: 2,4 Prozent der Unternehmen sprechen von einer „sehr guten“, 26,2 Prozent von einer „guten“, 47,6 Prozent von einer „mittelmäßigen“ und 23,8 Prozent von einer „schlechten“ Geschäftslage. Damit überwiegen erstmals seit mehreren Quartalen die positiven und neutralen Einschätzungen.
Im Nicht-EU-Ausland hingegen bleibt die Lage angespannt. Zwar berichten 4,8 Prozent von einer „sehr guten“ und 16,7 Prozent von einer „guten“ Geschäftslage, doch 42,9 Prozent sehen sie als „mittelmäßig“, 33,3 Prozent als „schlecht“ und 2,4 Prozent sogar als „sehr schlecht“. Diese Einschätzungen spiegeln insbesondere die Unsicherheiten im wichtigen Exportmarkt USA wider – etwa durch Zölle und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen.
Umsatzerwartungen: Stabilität mit leichtem Aufwärtstrend
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate gehen kumuliert 34,1 Prozent der Unternehmen von einem leichten Anstieg aus, 46,3 Prozent erwarten keine Veränderung, 17,1 Prozent einen leichten Rückgang und 2,4 Prozent einen starken Rückgang. Die Zahlen deuten auf eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Erwartungen hin – ein leichtes Signal für wiedergewonnenes Vertrauen. Im Detail zeigt sich auch hier, dass die Erwartungen in Deutschland und innerhalb der EU positiver sind als im nicht EU-Ausland.
Herausforderungen: Bürokratie, Kosten und Fachkräftemangel
Als größte Herausforderungen nennen die Unternehmen weiterhin die großen bürokratischen Belastungen (fast 2/3 der Rückmeldungen), gefolgt von steigenden Rohstoff- und Energiekosten, sowie dem anhaltenden Fachkräftemangel. Auch Lieferengpässe und globale Unsicherheiten wirken sich auf die Geschäftsentwicklung aus. Im nächsten IVSH-Bürokratiemonitor (Sommer 2025) wird daher insbesondere das Thema „Belastung durch EU-Verordnungen“ und „intra-Industrie Bürokratie (Übererfüllung)“ in den Blick genommen werden.
Investitionen: Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Fokus
Trotz der angespannten Lage planen Unternehmen der Branche Investitionen – vor allem in Digitalisierung und IT-Infrastruktur, Automatisierung und neue Technologien, sowie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz und Mitarbeiterqualifizierung. Dies zeigt die hohe Bereitschaft der Branche, sich zukunftsfähig aufzustellen und weiterhin mit Innovationen zu überzeugen.
Kleinste Unternehmen besonders betroffen
Eine differenzierte Betrachtung nach Unternehmensgröße zeigt aber leider auch: Kleine Unternehmen mit 1–9 Mitarbeitenden bewerten die Geschäftslage deutlich kritischer als größere Betriebe. Diese Entwicklung ist mit Sorge zu beobachten. In dieser Gruppe liegt der Anteil negativer Einschätzungen („schlecht“ oder „sehr schlecht“) überproportional hoch. Gründe dafür sind unter anderem die stärkere Betroffenheit durch Bürokratie, steigende Kosten und eingeschränkte Ressourcen zur Bewältigung struktureller Herausforderungen. Hier müssen dringend Entlastungen erfolgen, daher begrüßt der IVSH grundsätzlich die geplanten Maßnahmen der neuen Bundesregierung, u.a. zur Senkung der bürokratischen Belastungen und Kosten.
Beschäftigungsentwicklung: Stabilität mit leichtem Wachstum
Die Mehrheit der Unternehmen erwartet eine stabile Beschäftigungslage im laufenden Jahr. Für das kommende Jahr zeichnet sich jedoch ein positiver Trend ab: Viele Unternehmen planen eine moderate Aufstockung ihres Personals.
Fazit
Der IVSH Situations- und Tendenzbericht Q1 2025 verdeutlicht: Die Branche steht weiterhin vor Herausforderungen, begegnet diesen aber mit Innovationskraft und strategischer Weitsicht und schaut wieder positiver in die Zukunft. Der Verband wird die Ergebnisse nutzen, um die Interessen seiner Mitglieder gezielt in Politik und Öffentlichkeit zu vertreten. Aktuell hat der IVSH sich so z.B. deutlich zur Green Claims Directive, EUDR und EU-EcoDesign Anforderungen positioniert. Quintessenz: Mehr Effizienz und Vertrauen, weniger Redundanzen und Belastungen.
Zum IVSH und zur Branche
Der Industrieverband Schneid- und Haushaltwaren vertritt – als allgemeine und einzige Interessenvertretung der deutschen Schneid- und Haushaltswarenindustrie – nahezu alle Unternehmen der Branche und versteht sich als zeitgemäße, konstruktive und effiziente Plattform zur Bündelung und Fokussierung der Interessen, Themen und Potenziale unserer Branche. Die Schneid- und Haushaltswarenindustrie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Wirtschaft. Unsere Produkte bereichern den Alltag, bringen Menschen zusammen und stehen für Qualität, Tradition und Innovation „Made in Germany“.
Doch diese Stärke gerät zunehmend unter Druck: explodierende Kosten, bürokratische Belastungen und internationale Wettbewerbsverzerrungen stellen die Branche vor große Herausforderungen. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der (unserer) Mitglieder (Rahmenbedingungen, praxisnahe Unterstützung, etc.) des IVSH steht daher stets im Vordergrund und hat oberste Priorität.