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Handelsinstitut: Jedes zehnte Ladengeschäft von Schließung bedroht (mit Deutschland-Übersicht)

12. August 2015, 10:42

Das Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln hat eine Studie publiziert zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Handel, Verbraucher, Städte und Regionen. Zum Hintergrund: Rund 73 Prozent der Internetnutzer shoppen im Netz. Vor allem Jüngere kaufen vermehrt auch online ein.

Die IFH-Modellrechnung ergibt für das Jahr 2020 einen Online-Umsatzanteil am Einzelhandel insgesamt zwischen 11,9 und 15,3 Prozent – ohne Güter des täglichen Bedarfs liegt dieser in fünf Jahren voraussichtlich sogar bei bis zu 25,3 Prozent. Durch die dadurch entstehenden Kannibalisierungseffekte, könnten in den nächsten fünf Jahren rund 45.000 stationäre Geschäfte vor dem Aus stehen. Das bedeutet: Bis 2020 droht mehr als jedem zehnten Ladengeschäft die Schließung. Daneben beeinflusst vor allem die Bevölkerungsentwicklung die Handelslandschaft: Schrumpft die Bevölkerung, sinken auch die Einzelhandelsumsätze.

In einzelnen Landkreise stürzen Einzelhandelsumsätze 

Für die Prognose der Handelsentwicklung haben die IFH-Experten zwei Trend-Szenarien errechnet: Das Online-Szenario fällt mit einer Umsatzentwicklung des stationären Einzelhandels bis 2020 von minus 11,5 Prozent recht pessimistisch aus. In diesem Szenario liegt die prognostizierte Bandbreite der Einzelhandelsentwicklung auf Ebene der Stadt- und Landkreise zwischen minus 27 Prozent und minus 1 Prozent. Neben den Stadtstaaten Hamburg und Berlin haben die Bundesländer beziehungsweise  Regionen Baden-Württemberg, Mittel-/Südbayern sowie Südhessen und die südliche Niederrheinregion die geringsten negativen Auswirkungen auf den stationären Einzelhandel zu erwarten. Die größten Einschnitte wird es voraussichtlich in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen geben. „Dies liegt unter anderem daran, dass sich durch den erwarteten Bevölkerungsrückgang in diesen Regionen Versorgungslücken verstärken und diese durch den Online-Handel aufgefangen werden“, erklärt Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.

Wie können Standorte attraktiv bleiben?

Attraktive Innenstädte punkten mit Gestaltung, Ambiente, Erlebnischarakter und Angebots- bzw. Sortimentsvielfalt. Während in Sachen Erlebnis und Ambiente vor allem positive Akzente gesetzt werden können, führen Defizite im Warenangebot aus Konsumentensicht zu drastischen Einbußen der Attraktivität. Vor allem kleinere Städte haben hier vielfach Handlungsbedarf. „Damit sich auch kleinere Städte für die Zukunft attraktiv aufstellen können, muss ein Umdenken erfolgen. Noch kann der Wandel aktiv gestaltet werden. Auch Kooperationen von Standorten oder ein strategisch angelegter prozessualer Rückbau können eine Chance sein“, rät Boris Hedde.

Über die Studie

Die Studie „Stadt, Land, Handel 2020“ befasst sich detailliert mit den Auswirkungen des demografischen Wandels und der Digitalisierung auf Innenstädte und die Versorgung im Allgemeinen – auch auf Ebene einzelner Regionen. Hierfür wurde sich dezidiert mit Fragen des Strukturwandels, des geänderten Konsumentenverhaltens, Online-Affinitäten und Frequenzen auseinander gesetzt und die Auswirkungen quantifiziert. Darüber hinaus wird betrachtet, was Innenstädte heute attraktiv macht und welche strategischen Konsequenzen sich aus den Ergebnissen für Handel und Städte ergeben. Der Chartbericht kann über den Online-Shop des IFH Köln bestellt werden.

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