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Gründe und Lösungen für massenhafte Retourenentsorgung

10. Oktober 2019, 10:23

„Mit dieser Studie liegen jetzt erstmals detaillierte Erkenntnisse über die Hintergründe der Retourenentsorgung vor“, erklärt Björn Asdecker. „Dies ist wichtig, um daraus auf der politischen Ebene die richtigen Schlüsse ziehen zu können.“ Bereits am Jahresanfang 2019 hatte die Forschungsgruppe Retourenmanagement im Retourentacho 2018/19 festgestellt, dass etwa 20 Millionen zurückgesandte Online-Artikel vernichtet werden.

Herstellervorgaben

Nun befragte die Forschungsgruppe weitere 139 deutsche Online- und Multi-Channel-Händler. Letztere verkaufen ihre Produkte über mehrere Kanäle, unter anderem über das Internet. Nach der Umfrage kann der Forscher die Ursachen benennen: „Eine Entsorgung ist oftmals alternativlos. So ist bei etwas über der Hälfte der entsorgten Artikel eine Wiederaufbereitung nicht möglich, weil sie beispielsweise defekt sind.“ Eine weitere Ursache sei aus Nachhaltigkeitssicht besonders bedenklich: Die Händler müssen circa eine Million Produkte vernichten, weil Marken- und Patentinhaber ihnen das vorgeben. „Da sich diese Artikel meist in einem sehr guten Zustand befinden, handelt es sich hierbei um eine offensichtliche Ressourcenverschwendung“, sagt Björn Asdecker.

In immerhin knapp 40 Prozent der Fälle wäre es zumindest theoretisch möglich, dass Händler die Ware spenden, sofern sich ein Empfänger dafür findet. Das betrifft 7,5 Millionen Artikel pro Jahr. Warum werden diese Artikel nicht gespendet? Das liegt in erster Linie an steuerlichen Gründen, etwa daran, dass die zu bezahlende Umsatzsteuer die Entsorgungskosten übersteigt. Außerdem geben vor allem kleine Händler an, dass es zu aufwendig wäre, eine geeignete Spendenorganisation auszuwählen. „Offensichtlich brauchen die Händler mehr Informationen darüber, wer Sachspenden in kleinen Stückzahlen annimmt“, interpretiert der Retourenexperte.

Politik ist gefragt

Ein weiterer Grund, warum Händler den Weg der Entsorgung wählen, sind die geringen Kosten, die die Befragten im Durchschnitt mit 0,85 Euro pro Artikel angeben. „Die Entsorgung ist offensichtlich kostengünstig und für Endverbraucher nicht transparent. Aktuell können Kunden nicht nachvollziehen, was mit ihren Retouren passiert“, so Björn Asdecker. „Um Händler zu motivieren, sich aktiv für mehr Transparenz und eine geringe Entsorgungsquote einzusetzen, sind Anreize nötig, zum Beispiel ein Retouren-Nachhaltigkeits-Siegel.“ Einem Verbot der Retourenvernichtung nach dem Vorbild Frankreichs stehen die Befragten kritisch gegenüber – ebenso wie der Wissenschaftler: „Ein Verbot können Händler auf einfache Weise umgehen, und eine effektive Kontrolle wäre mit unverhältnismäßig großem Aufwand verbunden.“ Stattdessen plädiert Asdecker dafür, dass „die Politik vorhandene Entsorgungsanreize und Spendenhemmnisse abbaut.“

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