gfu: Alexander Dehmel im Interview
Die gfu Consumer & Home Electronics befragte Alexander Dehmel, Head of CSM Germany & Austria, bei dem Marktforschungsinstitut GfK zur Fußball Europa-Meisterschaft und das davon ausgehende Potenzial für den Markt.
Herr Dehmel, wie beurteilen Sie die anstehenden Großevents Fußball-EM und Olympischen Spiele? Gehen Sie von Impulsen für den Markt aus?
Generell haben wir in der Vergangenheit gesehen, dass Fußball-Großevents (Europa- oder Weltmeisterschaften) einen sichtbareren Effekt hatten als Olympische Spiele mit Ausnahme des Ausrichterlands. Herausstechend war hier in der Vergangenheit das Thema TV. Der Effekt von Fußball-Großereignissen hat aber über die letzten Turniere nachgelassen. Zum einen aufgrund der Tatsache, dass die Nationalmannschaft nicht mehr so erfolgreich spielt, aber auch weil keine so großen Technologiesprünge (zum Beispiel Displaygröße) mehr stattfinden. Das Thema neuer Fernseher ist dadurch bei den Konsumenten weniger im Fokus. Dazu ist die Fußball WM 2022 mit der Vorweihnachtszeit und dem Ende der Corona-Pandemie zusammengefallen.
Marktbelebung durch Fußball-Europameisterschaft
Speziell der TV-Markt ist zurzeit kein einfacher, wie schätzen Sie die Situation ein? Und was erwarten Sie für den weiteren Jahresverlauf?
Wir sehen für die Europa-Meisterschaft durchaus das Potential einer Marktbelebung für den TV Markt, der sich mittlerweile seit neun Quartalen negativ entwickelt. Handel und Hersteller haben Ihre Werbekampagnen gestartet und die Stimmung in Fußball-Deutschland zumindest was die Mannschaft angeht, scheint sich aufzuhellen. Erste positive Ergebnisse waren in den letzten Wochen erkennbar.
Erfahrungsgemäß ist immer die Woche der Turniereröffnung die Entscheidende. Hier werden die meisten Absätze auch dieses Jahr erwartet. Da insbesondere das Q2 2023 mit unter einer Million TV Verkäufen sehr schwach war, ist hier mit einer Belebung von niedrigem Niveau zu rechnen.
Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir eine Stabilisierung der Verkäufe knapp unter dem Niveau des Vorjahres.
Verkaufstrends im Elektronikmarkt
Sehen Sie außer bei TV auch Auswirkungen bei Soundbars?
Auch der Soundbarmarkt ist direkt betroffen von der Schwäche des TV Markts. Das erste Quartal 2024 liegt knapp 33 Prozent unter dem ersten Quartal 2022, welches das letzte war, was noch positiv von Corona profitiert hat.
Da die Fernseher auch heute nach wie vor immer dünner werden, geht nichts über einen guten Sound. Wenn Handel und Hersteller entsprechend die Geräte gemeinsam präsentieren und die Vorteile eines Bundle-Kaufs dem Konsumenten aufzeigen können, dann erwarten wir auch in diesem Bereich ein Wachstum.
In der Vergangenheit gab es, wenn auch kleine, Zuwächse bei Beamern. Rechnen Sie damit auch in diesem Jahr?
Ja, auch hier erwarten wir wieder Zuwächse. Jedoch sind die Abverkäufe bei Beamern und Kurzdistanzbeamer/Laser TV nach wie vor im Vergleich zum Fernsehmarkt sehr klein und stehen so circa im Verhältnis 20:1. Da aber diese Geräte insbesondere für die ganz großen Diagonalen eine kostengünstige Alternative bieten, werden auch hier sicherlich einige Kunden zuschlagen.
Gibt es in anderen Segmenten eventuell auch Effekte durch die Sport-Events, z.B. bei Kühlgeräten?
Die Effekte in anderen Bereichen werden deutlich geringer sein und hier kommt es auf den Erfolg der deutschen Mannschaft an. Je länger die Nationalmannschaft im Turnier bleiben wird und je besser das Wetter sein wird, desto eher wird es einen Schub geben, so zum Beispiel bei freistehenden Kühlschränken, die für Getränke verwendet werden, aber auch im Bereich der Gas-, Elektro- und Kohlegrills. Dazu können kleine Effekte im Bereich Gardening und Essen kommen, da mögliche Gäste bestmöglich versorgt werden und der eigene Garten gepflegt sein will.