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Wohnambiente: Wie wohnen wir morgen?

Wird sich unsere Wohnwelt durch Corona verändern und was dürfen wir von den Messen erwarten? Über diese und viele andere Fragen, sprachen wir mit Matthias Pollmann, Dick Spierenburg und Markus Majerus von der Koelnmesse.

Essen auf Abstand am Glastisch Magma von Patrick Jouin

Das Zuhause bekommt derzeit eine neue Bedeutung. Was hat sich verändert?
Spierenburg: >> Es lassen sich verschiedene Entwicklungen beobachten. Wir haben einige Monate hinter uns, in denen wir uns nur draußen auf Abstand treffen durften. Daher wird das Thema Outdoor, das schon in den vergangenen Jahren viel Fahrt aufgenommen hatte, weiter ausgebaut. So sind Tische mit Sesseln oder Stühlen gefragt, die man mit der notwendigen Distanz gruppieren kann. Das zweite Thema ist das Homeoffice, und ich bin mir sicher, dass das keineswegs eine temporärer Erscheinung ist, sondern auch zukünftig erhalten bleibt. Man wird nach kompakten Lösungen suchen, die man permanent nutzen kann. Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch die Weiterentwicklung digitaler Technik von großer Bedeutung. Daneben habe ich festgestellt, dass derzeit viele Häuser aufgeräumt werden. Alles, was man nicht mehr braucht, wird aussortiert. Wir haben nicht nur mehr Zeit, sondern brauchen durch die neuen Abstandsregeln von 1,5 Metern mehr Lebensraum, um sich im Winter auf Abstand treffen zu können. In diesem Zusammenhang kann ich mir vorstellen, dass es mehr Sessel als Sofas gibt. In diese Richtung könnte es gehen: etwas individueller und immer den Abstand im Blick. <<

Wird es durch die zunehmende Arbeit aus dem Homeoffice neue Möbel geben, die sich sowohl zum Wohnen als auch zum Arbeiten eignen?
Spierenburg: >> Bei den Sesseln war das schon immer ein Problem. Denn eigentlich wollen wir auch im Büro keine Sitzmaschinen sehen. So steht die Büromöbel-Industrie vor der großen Aufgabe, Produkte herzustellen, die wohnlicher sind. Das ist eine Entwicklung, die schon im Gang war, aber jetzt natürlich noch verstärkt wird. Ich sitze persönlich immer auf einem normalen Esstischstuhl. Es wird aber bestimmt Zwischenlösungen geben. Das heißt, Sessel die wohnlich sind, gut aussehen und dabei bequem sind. Bei den Schreibtischen wird es eine Tendenz zu kleineren Lösungen geben. Man hat insgesamt weniger Papier und kleinere Bildschirme. <<
Majerus: >> Ich habe hier zu Hause so einen kleinen Schreibtisch, aber ganz ehrlich, wenn man so einen großen Schreibtisch gewohnt ist, dann birgt das Probleme. Früher hatte ich einen kleinen Schreibtisch, den ich zu Hause selten brauchte. Nun habe ich mir nach der 13. Woche wirklich überlegt, eine größere Platte zu kaufen, weil mir Platz fehlt. Vielleicht ist es dann doch eher der große Tisch, der Esstisch, den man auch zum Arbeiten nutzt … aber das passt eigentlich nicht zu tiny? <<

Dick Spierenburg, Creative Director

Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement / Markus Majerus, Kommunikationsmanager der Koelnmesse

Spierenburg: >> Der Esstisch wird auf jeden Fall groß bleiben, denn wir müssen ja Abstand halten. Abgesehen davon ist er grundsätzlich sowieso das Zentrum im Haus. Da trifft man sich, da isst man, aber da arbeitet man auch. Das stimmt natürlich, man braucht einen großen Tisch. Aber das hängt auch mit der Art und Weise des Arbeitens zusammen. Mit einem kleinen Schreibtisch hat man einen Platz, der nur der Arbeit vorbehalten ist und mit ihm kann man sich eher in eine Nische zurückziehen. <<

Wie reagieren die Aussteller der Orgatec und der imm Cologne nun auf diese Veränderungen?
Pollmann: >> Da gibt es eine ganze Bandbreite. Es gibt sicherlich Unternehmen, denen es so schlecht geht, dass sie nicht kreativ werden könnten. Aber Unternehmen, die über Stände nachdenken, sind sehr offen für Veränderungen. Hier werden gemeinsam neue Ideen entwickelt. Das passt auch gut zur Orgatec, die sehr stark in Konzepten denkt.
Insgesamt gibt es natürlich eine Bereitschaft zum Umdenken – manchmal auch erzwungenermaßen. So rechnen wir damit, dass wir sowohl auf der Orgatec als auch auf der imm Cologne eine ganze Reihe innovativer Neuheiten sehen werden – was am Ende allen zugute kommt. So wird auch das Thema Digitalisierung, von dem wir immer wussten, dass wir uns darum kümmern müssen, schneller voranschreiten. Digitale Messen sind natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Erweiterung ist aber sicherlich sinnvoll. Dennoch bin ich fest der Meinung, dass immer auch das emotionale gefordert wird. <<

Majerus: >> Das ist auch ein wesentliches Merkmal der Messen. Denn sie sind schon seit Urzeiten dafür da, dass Menschen, Menschen treffen. Sie sind der Ort, an dem man sich inspirieren lassen kann und an dem man möglicherweise Dinge entdeckt, die man ansonsten nie gefunden hätte. <<
Spierenburg: >> Und da dürfen wir einiges erwarten. Im Jahr 2021 feiern wir zehn Jahre „Das Haus“ und haben ein neues Konzept erarbeitet. Wir werden vier Appartements zeigen, welche verschiedene Aspekte des Lebens auf 75 bis 100 Quadratmetern verdeutlichen. Man darf gespannt sein. Außerdem wird auch für die imm Cologne das Thema Dekoration immer wichtiger werden. Denn gerade in Zeiten von Corona braucht man Dinge, die das Leben angenehmer machen. <<
Pollmann: >> Wenn es um die angenehmen Dinge des Lebens geht, dann darf man sich auch jetzt schon auf die LivingKitchen freuen. Hier wird ein neuer Fokus auf das Thema des zusammen Essens und Kochens gelegt werden. <<
Majerus: >> So ist also doch jede Krise auch eine Chance. Denn wer gesund lebt, stärkt seine Abwehrkräfte und wer nachhaltig konsumiert, hilft nicht nur der Industrie, sondern auch unserem Planeten. <<
www.orgatec.de
www.imm-cologne.de
www.livingkitchen-cologne.de