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Wohnambiente: Home Report 2023

Der diesjährige Home Report 2023 von Oona Horx Strathern hat sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben, mit Fokus auf radikalen Materialien, dem Second-Hand-Boom, der nun die Möbelbranche erreicht hat, und einer Neuinterpretation des 3D-Drucks.

Wer sich über künftige Wohntrends informieren möchte, ist mit dem neuen Homereport von Oona Horx Strathern (Herausgeber: Zukunftsinstitut) gut beraten.

Aktuelle Unsicherheiten lassen auch den Wunsch nach Autarkie aufkommen, der nun in den eigenen vier Wänden verwirklicht wird und sich auch auf das Work-Life-Blending auswirkt, einem Office Reconnected. Wohntrends entwickeln sich dynamisch im Zusammenspiel mit den durch das Zukunftsinstitut identifizierten Megatrends. Trends lassen sich durch die Beobachtung der Gegenwart und das Weiterdenken von Entwicklungslinien aus der Vergangenheit in die Zukunft erkennen. Um Trends besser zu verstehen, hilft eine Einbettung in das Modell der Megatrends, mit dem das Zukunftsinstitut seit Jahren erfolgreich arbeitet. In dem neuen Home Report werden Wohntrends beschrieben, die vor allem aus Trendbewegungen der Megatrends Individualisierung, Neo-Ökologie, Gesundheit und Konnektivität entstehen. Dabei werden auch aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Ereignisse in die Analyse von Trends einbezogen.

Kluge Lösungen

Der Wohntrend Radical Materials bildet das steigende Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Gesellschaft ab, das sich nun auch auf die Interior-Branche auswirkt. Hier werden nun ebenfalls radikal neue Materialien erforscht.
Trends wie Dekarbonisierung, Zero Waste, Beyond Plastic, Plant-based oder Green Tech werden genutzt, um die Klimakrise mithilfe von Materialinnovationen anzugehen. Experimentiert und gebaut wird beispielsweise mit Seegras-Pellets. Der dänische Designer David Thulstrup entwarf Tische und Paravent aus Seegras. Ob Meeresalgen, Eierschalen oder recycelte Fischernetze, die Palette innovativer Materialien wird immer größer. Das Studio Interesting Times Gang bietet mit der Kelp Collection Möbel aus recycelten Fischernetzen an – frisch aus dem 3D-Drucker. Die Motivation für diese außergewöhnlichen Produkte stammt von den Schäden, die sogenannte „ghostnets“ in den Weltmeeren verursachen. Viele ausgediente Netze werden von Fischern in Ozeanen entsorgt. Um dieser Vermüllung der Meere vorzubeugen, werden die alten Netze zu einer wertvollen Ressource. Die Netzreste werden mit Holzfasern gemischt, um daraus mittels 3D-Druck Möbelstücke herzustellen. Am Ende des Lebenszyklus werden die Möbel wiederum zermahlen und können als neues Material im 3D-Druck eingesetzt werden.
Der Wohntrend Re-loved Revolution wird beeinflusst von zunehmender Individualisierung, der sich auch im Wunsch nach individueller Gestaltung von Wohnumwelten manifestiert. Hier wird ebenfalls auf nachhaltige Alternativen Wert gelegt: gebrauchte, gemietete, geliehene, upgecycelte Möbelstücke, die oft besonders individuell sind. Die Re-loved Revolution ist Teil größerer Trendbewegungen hin zur Circular und Sharing Economy. Beispielsweise nutzt die italienische Marke Frisoli Produktionsabfälle aus der Luft- und Raumfahrt, wertet sie auf und verarbeitet sie zu Möbelstücken wie Beistelltischen, Stühlen oder Hockern. Um die fragilen Fasern aus der Flugzeugherstellung in eigenständige Materialien zu verwandeln, verbindet das Unternehmen italienische Handwerkskunst und moderne Technologie, handgefertigt in Italien.

Frisoli nutzt Produktionsabfälle aus Luft- und Raumfahrt für Möbel
Ipuro bietet vielfältige Düfte, perfekt für den Spa-throom
Oona Horx Strathern (Foto: Aria Sadr-Salek, www.sadr-salek.at)
Kaldewei lanciert eine freistehende Badewanne für echtes Spa-Erlebnis

Clevere Entspannung

Der Wohntrend Spa-throom ist gewissermaßen die Antwort auf volatile, unsichere Zeiten, in denen vor allem das Bad zum Rückzugsort wird, ganz im Sinne von Social Cocooning. Noch immer einer der am wenigsten digitalisierten Räume, finden die Menschen im Spa-throom Entspannung und Erholung. Zunehmend werden hier auch Gesundheitsanwendungen geboten, denn Self-Care findet immer öfter zu Hause statt. Obwohl Ressourcen geschont werden müssen, wird im Spa-throom der kleine Luxus sowie Qualität gelebt. Hier steht sowohl das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden im Vordergrund. Im Spa-throom werden Wasserhähne zu Wasserfällen und Duschköpfe machen nicht nur nass, sondern regnen sanft massierend auf einen herab. Badezimmer sind weit mehr als Mittel zum Zweck, wie sich bei großen Marken wie Kartell oder Kaldewei auch an den Kampagnen abzeichnet. So werden beispielsweise Duft- Licht- und Klang-Funktionen als ultimative Erlebnsisse im Badebereich immer wichtiger. Möglich wäre zudem „porbiotische Architektur“, wie etwa von Architekt Richard Beckett vorgeschlagen. Dabei handelt es sich um Badezimmerfliesen, die Sporen mit nützlichen Mikroben enthalten, um eine gesündere Umgebung für den Menschen zu schaffen – das keramische Äquivalent zu Sauerkraut.
Generell ist sehr viel in Bewegung, hin zu mehr Autarkie, hin zu flexiblen intelligenten, kooperativen Systemen, die Vertrauen und aktive Gegenseitigkeit voraussetzen und weniger an der Frage des materiellen Wohlstandgewinn orientiert.
Die Ideen für einen Wandel reichen von hybriden Arbeitsorten, flexiblen Umnutzungen, Caring City (von Car zu Caring als Paradigmenwechsel für eine urbane Zukunft), mehr Grünflächen für alle, die körperliche Fitness auf Grünflächen zur allgemeinen Energiegewinnung nutzen und mehr. Über solch spannende Ansätze berichtet Horx Strathern ebenfalls und gibt viele konkrete Beispiele. Die Trends werden durch Infografiken validiert, ein Trendwörterbuch ergänzt den Report.

zukunftsinstitut.de


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