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Wohnambiente: Urban Living Megatrend

Urbanisierung ist eines der wichtigen Schlagworte unserer Zeit. Es geht dabei um die Ausbreitung städtischer Lebensformen. Weltweit werden die Großstädte immer größer und die Landflächen dünnen weiter aus. Urbanisierung ist ein sogenannter Megatrend, denn er zeigt seine Auswirkungen noch die nächsten Jahrzehnte. Von daher ist es gut zu wissen, worum es da genau geht und was das für die Produkte im Living-Bereich bedeutet.

Co-Living-Projekt: Mini möchte mit dem ersten Mini Living Gebäude in Shanghai urbanes Zusammenleben neu denken

„The Future is urban“: Unter diesem Titel übertrug die Messe Frankfurt Anfang des Jahres im „Theme Park“ den Megatrend Urbanisierung gezielt auf die Textilbranche und zeigte, wie sich dieser in Heimtextilien ausdrückt. Immer mehr Architekten, Planer und Designer beschäftigen sich mit der Stadt der Zukunft, denn die Urbanisierung schreitet voran. Seit 2008 leben weltweit erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land – ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Im Jahr 2050 lebt wohl fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, in Deutschland sind es jetzt schon drei Viertel der Menschen. Die Fläche gerade in den sogenannten Mega-Cities ist begrenzt, die Bevölkerungsdichte wächst und der Wohnraum wird immer knapper. Der immer begrenztere Wohnraum stellt das Interior Design vor neue Herausforderungen. Wie werden wir wohnen, zusammenleben, arbeiten, einkaufen, die Freizeit verbringen?

Micro Living

In Deutschland stieg die Wohnfläche pro Einwohner Jahr für Jahr an. 2015 nahm sie mal leicht ab, um 2016 dann aber wieder auf das Niveau von 2014 mit 46,5 Quadratmeter anzusteigen. Noch leben wir pro Person auf recht großer Fläche, aber auch hier wird der Wohnraum in Städten, wie München und Berlin, immer kleiner und teurer. Was sich in einigen Metropolen der Welt bereits ausbreitet, setzt sich auch in Deutschland so langsam durch. Micro-Apartments sind auf dem Vormarsch und vor allem bei Jüngeren sehr beliebt. Kleine Wohneinheiten, funktional und hochwertig eingerichtet, zentral gelegen mit kurzen Wege in die pulsierende Stadt und einer ausgezeichneten Infrastruktur. Solche Micro Homes sind keineswegs nur eine Notlösung aus Platzmangel. Jüngere Menschen sehen großen Wohnraum oftmals als Ballast an, da man sich da um so viel kümmern muss. Eine kleine Wohnung ist schnell geputzt und im Handumdrehen wieder Ordnung. Zudem fallen weniger Energiekosten an- Das Thema Nachhaltigkeit spielt gerade für Jüngere eine wachsende Rolle. Wie können aber auf minimaler Wohnfläche trotzdem alle erforderlichen Funktionen untergebracht werden?

Studiomama hat im Norden Londons ein ehemaliges Minicab-Büro mit 13 Quadratmeter Grundfläche in ein Mikro-Appartement verwandelt, in dem es alles gibt, was man in einer normalen Wohnung kennt: Bett, Loungesessel, Küche, Essbereich, Badezimmer, Arbeitsplatz und sogar Stauraum. Um mehr Wohnfläche zu schaffen, kann das Bett tagsüber weg geklappt werden. Zusätzliche Sitze können im Essbereich ausgeklappt werden, wenn Besuch kommt, und unter dem im Schank eingebauten Sofa kann ein gepolstertes Element heraus gezogen werden als weitere Sitzmöglichkeit oder zum Beine hoch legen. Multifunktionales, flexibles und wandelbares Interior, das leicht für verschiedene Funktionen umgebaut oder verstaut werden kann, das ist die Zukunft in den Mega-Cities von morgen.

Kleine Helfer

Auch in kleinen Wohneinheiten wollen wir nicht auf die errungenen Bequemlichkeiten unseres Zeitalters verzichten. Da ist es gut, dass selbst eine Spülmaschine in Micro Appartements Platz hat. Die Firma Heatworks hat auf der Technik-Messe CES in Las Vegas Anfang des Jahres „Tetra“ präsentiert. Tetra ist eine kompakte mit dem Internet verbundene Spülmaschine, die auf die Arbeitsplatte gestellt werden kann, und lediglich einen Stromanschluss benötigt. Die circa zwei Liter benötigte Wassermenge wird von Hand eingefüllt. In Tetra passen zwei komplette Gedecke mit Tellern, Schüsseln, Tassen und Besteck.

Multifunktional: An die modulare Bettserie Nook von JJP können Regale, Hänger und vieles mehr befestigt werden

Weiße Ware in Mini: Die Tetra Spülmaschine von Heatworks CES ist für kleine Haushalte gedacht

Der Abwasch wird mit Hilfe der patentierten „Ohmic Array“-Technologie in zehn Minuten erledigt. Statt traditioneller Hitzelemente aus Metall, wird das Wasser hier über Graphit-Elektroden erhitzt, was die Temperatur sehr viel präziser kontrollieren lassen soll. Deswegen soll man damit auch Babyflaschen keimfrei spülen und Plastik Artikel ohne Schmelzen reinigen können. Selbst Obst lässt sich darin laut Hersteller waschen und sogar Meeresfrüchte kochen. Da diese Spülmaschine transparent ist, kann man immer sehen, wie weit der Waschvorgang ist, und sie wirkt dadurch leicht und filigran in einer kleinen Küche. Tetra soll Ende des Jahres bestellbar sein und unter $300 kosten.

Shared Living

Wir teilen immer mehr: Autos, Kleidung, Wohnungen und Sofas – eine Sharing Economy macht sich bei uns breit. Shared Living, das vor allem in Städten Sinn macht, ist der nächste Schritt. Hier geht es um gemeinschaftliche Wohnformen, in denen man sich zum Beispiel die Küche teilt, aber auch privaten Raum zur Verfügung hat. Statt sich mit unnötigem Räumen und Gegenständen zu belasten, die man selten nutzt, werden diese geteilt. Bereits seit 2016 beschäftigt sich Mini mit dem Projekt Mini Living mit neuartigen Wohnkonzepten, die auf wenig Raum so viel Lebensqualität wie möglich bieten sollen – getreu dem Motto der Marke: „Creative Use of Space“. Gemeinsam mit dem chinesischen Projektentwickler Nova Property Investment Co. wandelt Mini einen ungenutzten Industriekomplex von sechs Gebäuden im Shanghaier Jing’An-Distrikt in Apartments, Arbeitsräume sowie Kultur- und Freizeitangebote um. Vorgesehen sind Wohnungen in unterschiedlichen Größen für Singles, Wohngemeinschaften oder Familien zur kurz- oder langfristigen Miete. Das Design im Inneren wird international, modern und klar gestaltet mit einem Bezug zur Tradition des Standorts Shanghai. 

Damit das Wohnen auf wenigen Quadratmetern nicht in Verzicht mündet, wird alles, was in den Apartments selbst keinen Platz findet, ob Aktivitäten oder Gegenstände, in die angrenzenden Räumlichkeiten ausgelagert – großzügige Lobbys zum Verweilen, Ausstellungsflächen und ein Foodcourt. Gärten, Spielplätze, Shops und Restaurants sollen dabei auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, um die soziale Interaktion nicht nur zwischen den Bewohnern des Gebäudes, sondern auch mit den übrigen Stadtbewohnern zu fördern.

Grüne Oasen

Wer in der Stadt wohnt, wünscht sich häufig einen grünen Rückzugsort, um von dem Trubel der Stadt und dem ganzen Beton, Glas und Stahl Abstand zu gewinnen. Grünflächenkonzepte werden in der Stadtentwicklung immer wichtiger, aber auch der eigene Wohnraum wird vermehrt in grüne Oasen verwandelt. Natürliche Grüntöne an Wänden und Möbeln erfrischen Körper und Geist und Oberflächen, die die Natur nachahmen, sorgen für eine angenehme Haptik. Pflanzenbilder und teils ganze Pflanzenwände erobern unsere Räume. Moose, Farne und andere echte Pflanzen verbinden pure Natur mit modernem Design und sorgen so für einen ungewöhnlichen Blickfang an der Wand. Die hochwertigen, in Handarbeit gestalteten Pflanzenbilder überzeugen nicht nur durch ihre besondere Optik und Haptik, sondern sie schaffen auch eine angenehme Atmosphäre im Raum und schlucken Geräusche. Durch eine natürliche Konservierung bleiben die grünen Kunstwerke jahrelang schön, behalten ihr natürliches Aussehen und benötigen weder Wasser noch Licht. Nutzpflanzen haben dank Urban Gardening in den vergangenen Jahren vermehrt Einzug in die Städte gehalten. Salat, Kräuter und Co sollen dort wachsen, wo sie später auch gegessen werden – zu Hause oder im Büro.

Natur ohne Pflege: Pflanzenbilder aus Moosen, Farnen und anderen echten Pflanzen bevölkern nun urbane Wände. Von stylegreen

Das Micro Luggage von Micro Mobility Systems ist eine Kombination von Koffer, Trolley und Kickboard

Eine interessante Möglichkeit ist da das hydroponische Aufzuchtsystem „BottleCrop“. Hydroponisch bedeutet: ohne Erde, nur mit Wasser. Das Handling ist dabei kinderleicht. Einfach die Nährstoffe in die Flasche geben und mit Wasser auffüllen. Anschließend den Anzuchttrichter mit dem Substrat und den Samen oben aufsetzen, Box schließen und auf eine sonnige Fensterbank stellen. Ab jetzt muss man sich um nichts mehr kümmern – gießen ist nicht nötig. Nach sechs bis acht Wochen kann die Ernte beginnen. Ein BottleCrop kommt immer mit allen Komponenten, um drei Pflanzen großzuziehen, günstige Nachfüllsets sorgen dafür, dass man das System lange nutzen kann.

Umweltfreundlich mobil

In Städten ist eine Fortbewegung per Fahrrad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln meist am sinnvollsten und umweltfreundlich ist es zudem. Wenn es dann an das Einkaufen oder Transportieren schwerer Dinge geht, sind geräumige Taschentrolleys hilfreich. Der Unus Shopper von 360° ist die perfekte Kombination aus leichter und stabiler Segeltuchtasche mit einem modernen Aluminium Trolley. Die Taschen aus Segeltuch und Persenning werden aus gebrauchten und neuen Materialien hergestellt. Dieser Materialmix sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch robust, stabil, wasserabweisend und widerstandsfähig. Der Unus Shopper kann auch ohne Tasche als Transportroller für Getränkekisten genutzt werden. Moderne Städter können sich aber auch mit dem Micro Luggage von Micro Mobility Systems durch die Stadt bewegen. So kann man nicht nur sein Gepäck rollen, sondern dank ausklappbarem Kickboard sich selber gleich mit. Die Auswahl zwischen drei verschiedenen Stärken der Lenkfederung ermöglichen dabei eine optimale Steuerung je nach Eigengewicht und Kurvenprofil. Bei der Verwendung als Trolley kann die eingebaute Teleskop-Lenkstange einfach verlängert werden und garantiert so eine optimale Beinfreiheit. Mit dem Kickboard ist die Fortbewegung nicht nur leichter, sondern macht zudem viel Spaß.

Urbaner Sport

Auf Spielplätzen, im Park oder Freibad finden sich in Städten gerne Tischtennisplatten. Das Spiel mit dem Ball ist einfach ein Sport für jung und alt und nimmt relativ wenig Platz in Anspruch. Gerade Jugendliche entdecken Tischtennis wieder neu. Die Traditionsmarke Schildkröt hat deswegen das Tischtennisset „My Urban Style“ in trendigem limegreen-gelb auf den Markt gebracht, das auch optisch am Tisch eine gute Figur macht. Wer lieber zu Hause Tischtennis spielt, aber nicht genug Platz für eine normale Platte hat, kann jetzt auf den Tischtennistisch Midi XL zurück greifen. Mit einer Größe von 120 x 70 x 68 Zentimeter hat der Tisch fast überall Platz. Dank seiner geringen Größe ist er gut transportierbar und kann von daher recht einfach an die passende Location mitgenommen werden. Da die Füße bei Unebenheiten einzeln justierbar sind, hat er eigentlich überall einen stabilen Stand.

Ressource Müll

Im Zuge der Urbanisierung steigt leider auch das Müllaufkommen deutlich und zwar schneller als die Urbanisierung selbst. Designer und Produzenten experimentieren daher verstärkt, welcher Abfall eine Ressource für neue Materialien sein könnte. Kunststoffmüll hat sich als eines der größten Probleme herausgestellt, denn im Laufe der Zeit wird er nur zerkleinert aber nie ganz verschwinden. Technologisch ist es bisher nicht möglich Plastikmüll zu 100 Prozent zu recyceln. Gängig sind Verhältnisse von 80 Prozent gebrauchtem Plastik zu 20 Prozent neuem. Die Firma Sandhelden hat nun eine Möglichkeit gefunden, mit der 3D Druck Technologie Plastik zu hundert Prozent zu recyceln. Sandhelden pulverisiert das gefrostete Plastik zu einer Korngröße von 60 Mikrometer und kann dieses mit 3D Druckern zu neuen Produkten, wie Waschbecken, Lampen oder Vasen, drucken. Der Lebenszyklus des neuen Produktes ist damit noch nicht beendet, denn wenn gewünscht, kann es wiederum zerkleinert und wieder zu einem neuen Produkt gedruckt werden – ohne Zufuhr von neuen Materialien oder Verlust alten Plastiks. Somit ist der Kreislauf der Wiederverwertung geschlossen. Die ganze Produktion läuft dabei mit selbst produziertem Strom aus Solarzellen, denn die Firma möchte ein komplett nachhaltiges Konzept anbieten. Solch innovative und nachhaltige Konzepte sind lobenswert.

Die fortschreitende Urbanisierung bringt Probleme mit sich, birgt aber auch Chancen. Sie bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für unsere hoch individualisierte, voll vernetzte Gesellschaft. Alle zusammen müssen wir an einer Verbesserung des Stadtlebens arbeiten für ein Höchstmaß an Lebensqualität.
TRENDagentur Gabriela Kaiser,
www.TRENDagentur.de

Studie zur Urbanisierung: Das Zukunftsinstitut hat die Urbanisierung bereits 2010 als Megatrend aufgegriffen. In Kooperation mit dem Architektur-Büro Graft liefert es nun ganz aktuell eine fundierte Betrachtung der Herausforderungen und Lösungswege des urbanen Zeitalters. Die Studie „Futopolis – Stadt, Land, Zukunft“ zeigt auf, wie technologische und soziale Entwicklungen ineinandergreifen müssen, um die Lebensräume der Zukunft lebenswert zu gestalten. Die Studie ist für 190,- zzgl. MwSt direkt beim Zukunftsinstitut bestellbar.