„Wir sind ein Event-Kaufhaus“
Mit einer Firmengeschichte von über 130 Jahren gehört Schäffer zu den ersten Händlern Osnabrücks. Der Kaufmann Carl Schäffer eröffnete 1891 an der Ecke Nikolaiort/Große Straße ein „Galanterie-, Glas-, Porzellan-, Kurz- und Spielwarengeschäft“. Bis heute hat Schäffer an dieser etwas exotischen Mischung festgehalten, wobei das Thema Tischkultur neben den Spielwaren zu den Kernkompetenzen gehört. „Der Mix macht uns etwas ungewöhnlich. Spielwaren, Baby- sowie Kleinkindprodukte und dicht daneben scharfe Küchenartikel wie Messer & Co. Das ist Fluch und Segen zugleich, versetzt uns aber in die Situation, dass jedes Kind nach dem Kreissaal erst einmal zu uns gebracht wird. Damit lernt uns der typische Osnabrücker von oben nach unten kennen. Der erste Weg beginnt im dritten Obergeschoss bei den Bereichen Baby, Kleinkind, Spielwaren, von dort aus geht es für die Eltern in die erste und zweite Etage. Das heißt der eigentliche Magnet ist bei uns in der obersten Etage“, erklärt Tobias Schonebeck.
In Osnabrück ist Schäffer eine Institution. Seit der Gründung 1891 bis heute bietet das Kaufhaus einen Mix von Tischkultur und Spielwaren. Seit rund zwanzig Jahren wird auch das Thema Digitalisierung konsequent vorangetrieben. Wir sprachen mit einem der Inhaber, Tobias Schonebeck, Geschäftsführender Gesellschafter bei der Carl Schäffer GmbH & Co KG.
Das KDW des Nordens
Schäffer versteht sich als sympathisch nettes Kaufhaus mit hohem Anspruch. Das Unternehmen wird von zwei Familien geführt. Die Familie Schäffer ist über Vanessa Waldvogel in fünfter Generation vertreten. Auch Tobias Schonebeck hat eine lange Verbindung zu dem Kaufhaus. Bereits als 14-jähriger jobbte er dort als Schüler. Seit zehn Jahren ist er Mitinhaber.
Im Laufe der Zeit ist Schäffer auf rund 3.000 Quadratmeter Fläche angewachsen. Die letzte Gebäudeerweiterung um rund 1.000 Quadratmeter erfolgte um den Jahrtausendwechsel: „Damals haben wir uns sehr viele Kaufhäuser angeschaut und festgestellt, dass Parfümerie und Mode häufig im Erdgeschoss lagen. Das sind Sortimente, die wir selbst nicht hatten, daher haben wir sie als Mieter in die Erdgeschosslage aufgenommen.“ So entfallen heute rund 500 Quadratmeter im Erdgeschoss auf Mode von Mango und Parfümerie von Pieper.
„Wir verstehen uns als Erlebniskaufhaus. Mit dem Café Carl haben wir eine eigene Gastronomie. Vier Konditorinnen sorgen nicht nur für das leibliche Wohl, sondern kreieren auf Bestellung auch Torten für besondere Anlässe. Daneben haben wir eine Kochschule, in denen wir mit einer Auswahl verschiedener Köche besondere Themen anbieten. Hier geht es darum, einen besonderen Abend in wunderschöner Atmosphäre zu erleben. Von Weihnachtsfeiern über Teambuildingmaßnahmen bis zu zufällig zusammengewürfelten Gruppen ist alles dabei. Und natürlich bieten wir auch immer wieder Live-Musik an, damit Leben im Haus ist“, so Tobias Schonebeck.
Neben vielen Events liegt das Augenmerk von Schäffer auf der richtigen Auswahl besonderer Produkte. Damit das gelingt, zieht das gesamte Team mit offenen Augen durch die Welt und sucht passende Sortimente. Neue Inspirationen liefern die Messen, aber auch die Geschäfte internationaler Städte oder Metropolen.
„Es ist uns wichtig, dass bei der Präsentation der Ware die Marke Schäffer im Vordergrund steht und sich nicht ein Shop-in-Shop-Bauteil an das andere reiht. Denn wir profilieren uns über ausgefallene Produkte und ansprechend arrangierte Themenwelten!“
Derzeit stehen Skandinavien, Nachhaltigkeit oder Wellness hoch im Kurs. „Unsere Einkäufer haben ein feines Gespür dafür, was war heute schön, aber was brauchen wir für morgen? So spielt in diesem Sommer das Thema Reisen und Camping wieder eine große Rolle. Es ist also unser erklärtes Ziel über den Tellerrand der Tischkultur und damit immer nach vorne zu schauen“, erläutert Tobias Schonebeck.
Der Weg zur Digitalisierung
Noch vor zehn Jahren hatte man bei Schäffer den Anspruch, das größte Sortiment und die beste Beratung zu bieten. Mit der Zeit musste man umdenken wie Tobias Schonebeck erklärt: „Inzwischen ist es so, dass große Online-Player immer eine größere Auswahl haben als wir. Der Kunde liest Online-Rezensionen und kommt hochgradig aufgeklärt in unser Geschäft. Daher kann man sich auf den Fachhandelsanspruch ‚größtes Sortiment, beste Beratung‘ heute nicht mehr zurückziehen. Es gilt neue Wege zu gehen unter der Fragestellung: Wo haben wir einen Mehrwert für den Kunden, den er auch tatsächlich will? Diese Ausrichtung führt auch im Fachhandel zu einer ganz neuen Dynamik. Wo man sich früher auf Erfolgen auch durchaus erst einmal ausruhen, beziehungsweise erfreuen konnte, ist die Drehzahl heute einfach höher. Die Pandemie und der Ukraine-Krieg hat vieles beschleunigt, was sich sowieso entwickelt hätte.“
Auch Schäffer beschäftigt sich verstärkt mit dem Thema Digitalisierung, wobei man bereits seit über zwanzig Jahren das Thema im Fokus hat. Im Jahr 2002 entstand mit rund 2.000 Produkten der erste Online-Shop: „Das war ein enormer Aufwand für wenig Output! Man muss sich in Sachen Online-Shop immer wieder klarmachen, dass wir kein Thema, keine Marke und kein Profil haben. Das heißt, wir sind im Herzen stationäre Händler mit einer Warenwirtschaft. Bei allen Aktivitäten im Bereich Online hat das Kaufhaus Schäffer mit seinem Standort in Osnabrück immer Priorität. Das heißt, der Schäffer-Kunde bekommt online und stationär dieselbe Leistung und den selben Preis. Insgesamt ist das eine sehr komplexe Welt, die man als Händler differenziert betrachten muss. Dabei ist der Spielwarenmarkt in vielen Bereichen der Digitalisierung weiter als der Tischkulturmarkt. Natürlich hat es uns während Corona sehr geholfen, dass wir einen Online-Shop hatten.“
Insgesamt hat man bei Schäffer rund 50.000 Produkte auf Lager, davon die Hälfte online. Bei der Vernetzung von der Kaufhauswelt mit einer Warenwirtschaft steht man auch bei Schäffer tagtäglich vor der Herausforderung, wie man das Thema der Warenreservierung regelt, da ein Kundencheckout im Warenhaus deutlich schneller geht als im Webshop.
„Wenn man diesen ganzen Koloss von online und stationärem Handel gut bespielen möchte, dann braucht man eine sinnvolle Datenvernetzung. Dazu gehört ein guter Content mit suchmaschinenoptimierten gängigen Artikelbezeichnungen, und nicht wie früher mit ZuDoDe für Zuckerdosendeckel. Dieser qualitative Content ist daher überaus wichtig, scheitert aber oft an den vielen Grauzonen in Sachen Marken- und Urheberrechten. In diesem Zusammenhang sind für uns die EK und Nextrade überaus wichtig. Denn es macht keinen Sinn, dass jeder einzelne Händler und jeder einzelne Industriepartner den Content selbst zusammenstellt. Dann geht es darum, dass wir den Content mit immer höherem Automatisierungsgrad verarbeiten. Das setzt Kapazitäten frei und hält den Mitarbeitenden den Rücken frei. Als nächstes denken wir darüber nach, einen Self-Checkout anzubieten. Sowas hätte ich auch gerne als Lösung einer Verbundgruppe und möchte es nicht selbst erfinden.“
Vanessa Waldvogel und Tobias Schonebeck leiten gemeinsam das Kaufhaus Schäffer in Osnabrück
Die Magie der Innenstadt
Insgesamt setzt man bei Schäffer auf den Standort Osnabrück. Die Lage des Kaufhauses im Herzen der Stadt ist für das Unternehmen ein Glücksfall. Dabei ist man sich aber bewusst, dass sich Innenstädte verändern müssen. „Die Stadt muss zu einem Magneten werden und das geschieht nur, wenn man den Besuchern Erlebnis bietet. In Osnabrück gibt es einige Feste mit vielen Besuchern, teilweise auch von weit her. Vor vier Jahren haben wir eine City-Logistik mit zehn Händlern aufgebaut, um nachhaltig in der Region für die Region nach Hause zu liefern und einen Abhol-Point, damit Einkäufe zwischengelagert werden können. Wir nutzen dabei die Logistik von Citi-Post, die eigentlich Briefe und Zeitungen transportieren und daneben freie Kapazitäten haben. Wir stellen fest, dass immer mehr Kunden der Umwelt zuliebe bereit sind, Kompromisse in Sachen Geschwindigkeit und Preis zu machen. Unser Credo ist daher:Kauf was in der Region für die Region, damit tust du etwas für eine nachhaltige Entwicklung. Dann muss dieser Prozess dahinter aber eben auch ehrlich ressourcenfreundlich sein.“
In Osnabrück herrscht insgesamt ein guter Umgang unter den Händlern, denn man ist der Meinung, dass man sich über jeden Euro freut, der in Osnabrück und nicht im anonymen E-Commerce ausgegeben wird.
Für Schäffer endet jedoch das Engagement nicht vor der eigenen Ladentür beziehungsweise beim Checkout des Online-Shops. Eine eigene Stiftung kümmert sich um die Dinge, die nicht im Zusammenhang mit dem Kaufhaus stehen. Das Spektrum reicht von der Familien- über die Jugendarbeit bis hin zum Tierschutz vor Ort.
Es gibt viel zu tun bei Schäffer in Osnabrück. Damit sich das Geschäft auch in Zukunft gut entwickelt, zieht man sich Tag für Tag die Brille des Konsumenten auf, um ganz nüchtern und selbstkritisch zu hinterfragen: „Finden wir das jetzt nur cool oder ist es das, was der Endkunde möchte.“
schaeffer24.de