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Trendseller: die 25. Filiale ’s Fachl

Mit einem Mietregalsystem in Holzobstkisten schreibt ’s Fachl Erfolgeschichte. Inzwischen wurde die 25. Filiale in Frankfurt eröffnet. Wir sprachen mit dem Gründer Christian Hammer.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sprießen Sie inzwischen wie die Pilze aus dem Boden, die sympathischen Filialen von ´s Fachl. Statt Regalen gibt es Fachln, das heißt Obstkisten. In jedem dieser Fächer findet man ausgewählte Produkte regionaler Anbieter. Was genau hinter dem Konzept steht, fragten wir Christian Hammer, der nicht nur einer der Gründer des genialen Konzeptes ist, sondern auch Fachlmeister und Zufriedenheitsbeauftragter der ´s Fachl Headquarter Geschäftsführung.

Wie entstand die Idee zum ’s Fachl? 
´s Fachl ist ein gutes Beispiel, dass fernzusehen auch manchmal sinnvoll sein kann … am 1. Juli 2015 habe ich gemütlich auf meiner Couch programmiert und es wurde gerade ein Bericht – ich meine mich zu erinnern bei stern-TV über die Möglichkeiten einer Familie altes Kinderspielzeug zu verkaufen, ausgestrahlt. Die Möglichkeiten waren eBay, ein Flohmarkt und „Mietregale“. Die Neugier war geweckt. Nach kurzer Recherche habe ich keine vergleichbaren Konzepte in Österreich gefunden und meinem Geschäftspartner Markus Bauer, ein gemeinsamer Studienkollege, den Vorschlag gemacht, dass wir da doch „was draus machen könnten“. Er, von Natur aus Skeptiker, hat zugestimmt und circa drei Monate später war der erste Laden eröffnet, komplett voll mit tausenden von Produkten.

Beim ’s Fachl lassen sich viele spannende Produkte aus den Bereichen Kreatives, Design und Kulinarik entdecken (Foto: ©s Fachl GmbH)

Von der Idee zur Umsetzung ist ein langer Weg, wie steinig war es bei Ihnen? 
Drei Monate, neben der Führung eines bestehenden Digitaldruck-Unternehmens mit bester Auftragslage war zeitlich eine Herausforderung, nicht unbedingt steinig, aber sehr energieraubend, da wird dies neben dem bestehenden Job und oftmals bis spät in die Nacht entwickelt haben. Man muss auch erwähnen, dass wir alles, vom Konzept, Logo unserer weltweit einzigartigen Verwaltungssoftware bis hin zur Planung des Ladens selbst gemacht haben. Retrospektiv ein Wahn- und Irrsinn gleichermaßen. 

Was sind die wichtigsten Merkmale des Konzeptes ’s Fachl?
Mietregalkonzepte sind Geschäftsmodelle, bei denen sich Produzentinnen und Produzenten verschiedener Waren in einem Laden eine Verkaufs- und Präsentationsfläche mieten um dort ihre Produkte zu verkaufen. Der große Vorteil daran ist, dass man – in bester Lage risikofrei und mit geringem finanziellen Aufwand, seine Produkte zum Verkauf anbieten kann. Des Weiteren ist aufgrund der Vielfalt von bis zu 300 Produzentinnen, Produzenten beziehungsweise „Fachln“ in einem Laden die Möglichkeit „gefunden“ zu werden extrem hoch. Man benötigt keinen eigenen Laden und keine eigenen, kostspieligen Mitarbeiter, den Verkauf und die Abwicklung übernimmt ´s Fachl.
Das Besondere ist daran, dass wir die Produkte im Namen der Produzentinnen und Produzenten verkaufen und schlussendlich den Verkaufserlös, abzüglich einer geringen Verkaufsprovision, ausbezahlen.
Um das alles zu verwalten und in Echtzeit und vollkommener Transparenz durchführen zu können, haben wir eine eigene Software entwickelt, die weltweit einzigartig ist und alle Vorgänge verwaltet, von der Vermietung, Verwaltung, Verkauf und Abrechnung der Produkte bis hin zu zahlreichen automatisierten Verwaltungsvorgängen. Zudem gibt es ein eigenes Portal für Mieterinnen und Mieter, das allen Produzentinnen und Produzenten in Echtzeit Zugriff auf alle Produkte, Guthaben und Aktionen, wie zum Beispiel Mietverlängerungen, steuerkonforme Abrechnungen, Ankündigungen, Lagerstände etc. bietet. 
Jährlich entwickeln wir das System mit circa 1.500 Programmierstunden weiter, damit unser Service für die Produzentinnen und Produzenten laufend verbessert wird und sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können, die Herstellung ihrer Produkte.

Das Thema „Genuss“ wird in den ’s Fachl-Fillialen groß geschrieben (Foto: ©s Fachl GmbH)

Inzwischen läuft das Geschäft und Sie eröffnen einen Filiale nach der anderen! Wie viele sind es inzwischen? 
Entgegen unseren kühnsten Vorstellungen haben wir gerade den 25. Standort in Frankfurt am Main eröffnet, aber bereits für kommendes Jahr mehr als sieben Zusagen für weitere Standorte, sowohl Deutschland, Österreich, als auch Schweiz.
Anfragen haben wir „leider“ mehr, als wir derzeit schaffen, von den USA bis nach Litauen, von Dänemark bis nach Südafrika.

Was sind Ihre Anforderungen an die Franchisenehmer? 
Die ´s Fachl-Partner sind wie eine große Familie und meist sind unsere „Fachlmeisterinnen und Fachelmeister“, wie wir unsere Franchisenehmer nennen, Aussteiger aus ihrem alten, fordernden Job, die sich mit uns gemeinsam eine neue, eigene, freie, mitgestalterische Zukunft wünschen. Wir haben Partnerinnen und Partner aus vielen verschiedenen Branchen: Kindergärtnerin, Innovationsmanager, Architekt, Rechtsanwältin, Manager, gemeinnützige Vereine, Steuerberaterin … und und und. Ein bunter, toller Haufen, und jeder bringt seine langjährige Expertise mit ins System. Eine herrliche Symbiose.
Es gibt bei uns keine klassischen Anforderungen beziehungsweise Fakten, die eine Zusage oder einen Ausschluss bedingen. An erster Stelle muss sie, oder er, menschlich zu uns passen, kaufmännisches Grundverständnis sollte vorhanden sein, aber vor allem die Leidenschaft und das Engagement, dass wir gemeinsam etwas Tolles und vor allem Nachhaltiges aufbauen.

Hersteller können beim ’s Fachl Regale in Form von Holzobstkisten anmieten (Foto: ©s Fachl GmbH)
(Foto: ©s Fachl GmbH)

Wie viele Lieferanten haben Sie inzwischen und wie erfolgt die Auswahl?
Das Sortiment in jedem Laden ist grundsätzlich das gleiche: Kreatives, Design und Kulinarik. Die „Bedingung“ einer Aufnahme ist, dass die Produkte möglichst selbst und nachhaltig produziert werden und in keinem klassischen Einzelhandel gelistet sind. Über eine Listung entscheidet jeder Standort vollkommen autonom. Hier spielen Angebot, Nachfrage und natürlich Auslastung des Standorts eine Rolle. 
Das macht die besondere Produktmischung aus und gewährleistet, dass man bei uns nur außergewöhnliche Produkte findet. Insgesamt haben wir über 9.000 (!) Produzentinnen und Produzenten in unserer Datenbank und täglich werden es ein paar mehr.

Christian Hammer (Mitte), Markus Bauer (rechts) und Roland Huber (links) sind die ’s Fachl-Gründer (Foto: ©s Fachl GmbH)

Denken Sie auch über weitere Sortimente nach?
Den Sortimentsbereich haben wir nach reiflicher Überlegung mit „Kreatives, Design und Kulinarik“ definiert, da sich hier nahezu alle Kategorien für Selbstgemachtes widerspiegeln. Ergänzt wird das Sortiment durch zum Beispiel Pflegeprodukte und auch Produkte im Bereich Energetik.
Eine Sortimentserweiterung um zum Beispiel Elektronik ist nicht angedacht, da es durch industrielle Fertigung nur schwer in den Gesamtkontext passt.

Die Größe der Obstkisten gibt eine gewisse Produktgröße vor. Gibt es größere Alternativen? 
Der Hauptteil des Ladens sind unsere authentischen Obstkisten in 50 x 40 x 30 Zentimeter … aber es gibt auch noch Tischflächen, Wandflächen und sogar „Kühlfachl“ in einem Kühlschrank. Damit können wir den größten Teil der angefragten Produkte gut in Szene setzen.

Eigentlich möchten Sie mit Ihrem Konzept die Innenstädte beleben, trotzdem haben Sie parallel einen Webshop. Wie passt das zusammen?
Das ´s Fachl ist und bleibt ein haptisches, eindrucksvolles, buntes Einkaufserlebnis in jedem Laden. Bis vor kurzem hatten wir parallel einen Webshop als ergänzende Produkt-Präsentationsplattform. Anfang/Mitte 2023 bekommt jeder Standort seinen – vollautomatisierten und in Echtzeit mit dem Laden abgeglichenen – eigenen Webshop mit Click&Collect und teilweise Versandmöglichkeit. Das heißt, im Idealfall, wird der gesamte Standort im Webshop abgebildet und die Produzentinnen und Produzenten haben dadurch einen immensen Mehrwert, inkludiert in der „Fachl-Miete“.
Der Webshop ist hier als Ergänzung zum Ladenlokal zu sehen und wird mit Sicherheit nicht der Hauptabsatzträger sein.

(Foto: ©s Fachl GmbH)
(Foto: ©s Fachl GmbH)

Was sind Ihre Pläne und Träume für die Zukunft? 
Ach, da gibt es viele konkrete Pläne, gerade wenn ich mir unsere Projekt- und Entwicklungsliste ansehe … wir werden weiterhin sehr stark in Richtung Digitalisierung arbeiten, unter anderem elektronischer Mietvertrag ist das nächste Projekt auf unserer Entwicklungs-Liste. Bis 2030 würde ich mir insgesamt 100 Standorte wünschen und vielleicht zwei bis drei weitere Länder mit unserem System begeistern. Darüber hinaus werden wir zusätzlich zum bestehenden ´s Fachl Konzept sehr stark in Richtung 24/7 entwickeln und vermutlich kommendes Jahr die ersten drei Standorte eröffnen. Dabei werden wir unser System mit spannenden technischen Möglichkeiten erweitern, um den „rund-um-die-Uhr“ Einkauf so einfach und bequem wie möglich zu gestalten.

fachl.at

(Foto: ©s Fachl GmbH)

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