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Trendseller – Colecomp in Berlin

Colecomp in Berlin ist ein Laden für Menschen, die gerne kochen. Das Sortiment orientiert sich an Funktionalität und Qualität, nicht an Trend oder Design. Inhaber Andreas Langholz verkauft nur Pfannen aus Gusseisen oder Stahl und richtig scharfe, überwiegend handgeschliffene Messer. Gratis obendrauf gibt‘s wertvolle Tipps von einem Ladenbesitzer, der mit Herzblut bei der Sache ist!

Eine Skulptur aus alten Pfannen weist den Weg. Direkt am Käthe-Kollwitz-Platz in Berlin Mitte liegt dieses Fachgeschäft

„Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Wirtshaus und einem Gasthaus“, fragt Andreas Langholz, Inhaber des Ladens Colecomp in Berlin leicht provokant: „Im Wirtshaus hat der Wirt das sagen, im zweiten der Gast. In diesem Sinne ist unser Geschäft ein Wirtshaus. Wir beraten die Kunden, wir sind der Filter und verkaufen das, was wir wollen.“ Dieses Selbstbewusstsein und vor allem aber das große Wissen, aus dem Langholz schöpft, kommen bei den Kunden gut an. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass man bei Colecomp Qualität zu einem fairen Preis bekommt. „Man braucht nicht viele Werkzeuge in der Küche, wichtig ist vor allem, dass die vorhandenen gut funktionieren. Ein Messer, das nicht schneidet, kann gleich in den Müll. 80 Prozent kaufen inzwischen bei Tschibo oder Ikea Küchenutensilien oder bestellen bei Amazon. Diese Leute interessieren mich alle nicht“, behauptet der Inhaber. Auch zum Thema Beschichtung hat er eine klare Meinung: Die kommen bei ihm nicht ins Haus, pardon ins Regal. „Die Geschmackswerkstatt ist ein Laden für Menschen, die gern kochen. Unser Sortiment orientiert sich an Funktionalität und Qualität, nicht an Trends. Wir verkaufen weder eine beschichtete Pfanne, noch ein maschinengeschliffenes Messer. Unsere Pfannen sind aus Stahl – unzerstörbar. Unsere Messer sind handgeschliffen – richtig scharf.“ Das Angebot im Geschäft umfasst mehr als 6.000 Produkte aus den Bereichen Kochwerkzeuge, Kochgeschirr, Glas, Porzellan, Kochbücher, ausgewählten Lebensmitteln und Textilien.

Der Trüffelhobel war‘s

Angefangen hat alles mit dem Trüffelhobel. Ulli Bohling, ein guter Freund von Andreas Langholz, kaufte sich in den 1990ern, damals in Moabit im zweiten Hinterhof mit Ofenheizung wohnend, einen Trüffelhobel. Langholz war von dem Objekt mit der furchterregend scharfen Klinge, die mikroskospisch dünne Späne hobelt, fasziniert und es begann nicht nur eine lebenlange Freundschaft mit dem Hobel, nein auch die Idee für ein Küchengeschäft war geboren. Der studierte Kommunikationswissenschaftler erarbeitete gemeinsam mit seinem Freund ein Konzept und eröffnete 1995 in Berlin Wilmersdorf seinen ersten Laden „Coledampf“ für Kochgeschirr. Nach der Wende streifte Langholz bei Regen, den Kinderwagen mit seiner einjährigen Tochter schiebend, durch den Ostteil der Stadt und entdeckte am Käthe-Kollwitz-Platz einen Zettel „Zu vermieten“ im Schaufenster. Sein Glück, wie er heute rückblickend meint.
Die Idee, einen weiteren Laden zu eröffnen, schwelte schon länger. Stilwerk wollte, dass er in Berlin in der vierten Etage einen Kochladen managen sollte. Aber dem Eigenbrödler gefiel weder die Atmosphäre noch das Konzept. Das sei wie bei den Schlangen: einmal die Woche was Großes schlucken und sich den Rest der Zeit davon ernähren. Er wollte weiterhin auf Qualität, Kundennähe und gute Beratung setzen. Am Kollwitz-Platz erkannte er Pontential, zu Zeiten der DDR wohnten hier die Künstler, danach siedelten sich Studenten an und jetzt bevölkern spätgebärende Westmamis mit Zwillingen den Kiez, besorgt und kaufkräftig. „Die wollen ein Thermometer, das 60 Grad misst, für ihre Hipp-Gläschen. Ich antworte dann immer sie sollen mit dem kleinen Finger testen. Aber diese Kundinnen sind auch sehr kritisch gegenüber beschichteten Pfannen und kaufen gerne mal bei mir eine haltbare Stahl- oder Gusseiserne- Pfanne.“
Seit 2000 hat Langholz die „Colecomp-Geschmackswerkstatt“ am Kollwitzplatz, drei Jahre später gab er das Geschäft in Wilmersdorf an eine Kollegin ab.
Im Colecomp finden interessierte Kunden ein exotisches Sortiment, darunter Eisenmesser aus Vietnam, aber vor allem auch jede Menge praktische Tipps, zum Beispiel zum Thema Schmoren. „Jeder kann heute eine Jakobsmuschel zärtlich anrichten, aber kaum einer kann noch richtig schmoren. Ich erkläre meinen Kunden, wie sie richtig dosieren und aromatisieren und ermutige sie, sich auf ihren Geschmack zu verlassen. Wir haben unsere Instinkte verloren, das ist schlecht fürs Kochen. Ich habe mit meinem Sohn schon einmal ein Schwein geschlachtet und zerlegt, damit er sieht, wo das Fleisch herkommt. Aufgewachsen bin ich am Timmendorfer Strand, geboren in Eutin, Schleswig-Holstein, neben einem Bauerhof. Das war alles recht ursprünglich und nah an den Produkten. Heute kaufen alle in Plastik verpackte Nahrungsmittel im Supermarkt, ohne zu wissen, wo das herkommt“, erzählt Langholz.

 

Beschichtete Pfannen gibt es im Colecomp nicht, alle anderen schon

Welche Pfeffermühle passt zu mir? Hier beraten kompetente Fachverkäufer die Kunden

Saisonale Produkte ergänzen das Sortiment

Ob Pfannen, Töpfe, Gläser oder einen Kellnerkorkenzierher: die Auswahl ist enorm

Laden mit Leidenschaft

„Unsere Ware ist unsere Ladeneinrichtung. Wir verzichten weitestgehend auf Verpackungen und Displays. Bei uns dürfen Kunden alles anfassen, den Blick schweifen lassen und sich wie zu Hause fühlen“, erläutert der Inhaber. Sein Sortiment stellt er sorgfältig zusammen. Er besucht regelmäßig Messen, die Ambiente, die Maison&Objet und im Wechsel dann Birmingham, Formland und Chicago. Auf seinen Reisen entdeckt er kleine, hochwertige Hersteller, deren Produkte er ins Sortiment aufnimmt. Der 56-Jährige kocht nicht nur leidenschaftlich gerne, er brennt auch für sein Geschäft. Sein Wissen, seine Verve, gibt er eloquent an seine Kunden weiter. Mit kleinen Gratis-Verköstigungen wie dem Ausschank von Quitten-Prosecco aus der Uckermark schafft er Atmosphäre im Colecomp und bindet seine Kunden. Einmal im Jahr verantstaltet er ein großes Fest und unterm Jahr fährt er erfolgreich seine Wirtshauslinie.

 

Gut beraten ist besser

Andreas Langholz investiert seine Zeit lieber in seine Kunden als in Datenbanken. 2013 seien alleine in Deutschland unglaubliche 80 Millionen Pakete zurückgeschickt worden, gibt er zu Bedenken und ist überzeugt, dass dies nicht passieren würde, wenn man etwas überlegt einkaufe oder sich beraten lasse. „Wir würden keinem Kunden eine Stahlpfanne oder ein Messer aus Kohlenstoffstahl schicken, ohne die entscheidenden Informationen zu Umgang und Pflege dazuzuliefern“, erläutert er. Und woher kommt der Name des Geschäftes? „Die Schreibweise ‚Cole‘ haben sich unsere Grafiker ausgedacht. Wir sagten damals, als wir 1995 den ersten Laden gründeten, „wir heißen Cole statt Kohl, weil wir überparteilich sind. Da Hersteller hochwertiger Produkte schon damals unter dem Fachhandelssterben litten, haben wir beschlossen, unseren Kunden auch unsere Hersteller näherzubringen. Wilhelm Seibel – Chef von Mono und Pott, sagte mir mal: Ich kann für meine Marke tun was ich will, wenn meine Händler keine Marke sind, ist das rausgeschmissenes Geld. Wie wahr! Schon im ersten Laden haben wir das Colecampfs & Companies entwickelt, um das Verfahrens- und Qualitätswissen unserer Hersteller abzubilden. Aus diesem Ansatz entstand dann die Kurzform „Colecomp,“ erklärt Langholz.
Heute ist es eins der bestsortierten Haushaltswarengeschäfte der Hauptstadt!
www.colecomp.de

Laden-Inhaber Andreas Langholz hat scharfe Messer und heiße Tipps