Wenn wir an nachhaltige Produkte denken, fallen uns sofort die Schlagworte Reduce, Reuse, Recycle ein. Es gibt jedoch noch weitere wichtige Aspekte, die ebenfalls berücksichtigt werden sollten. Von daher hier nun ein Blick auf einige zusätzliche Facetten dieses Themas.

Reduce
Den Verbrauch von Ressourcen zu minimieren ist ein zentrales Thema bei nachhaltigen Produkten. Durch bewussten Konsum und die Reduzierung unnötiger Verpackungen und Materialien soll der ökologische Fußabdruck verringert und Müll möglichst vermieden werden. Besonders bei den Verpackungen hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Der Grätz Verlag begann 2020 für seine Produkte umweltfreundliche, plastikfreie Verpackungen zu entwickeln. Die Doppelkarten dort werden seitdem von einer Naturkordel mit einem kleinem „Plastikfrei verpackt“-Anhänger zusammengehalten. Die Karten selber sind aus hochwertigem FSC zertifiziertem Papier und werden in unmittelbarer Nähe des Firmenstandorts gedruckt, veredelt und verarbeitet. Neu im Sortiment ist die Kartenserie „Happy Vibes“ von der Illustratorin Lena Yokota, bei der fröhlichen Blumen-, Tier- und Figurmotive im zarten Farb-Design für gute Laune sorgen. Ebenfalls ein Papierprodukt sind Schulhefte, die meist bereits ohne Verpackung verkauft werden. Das Problem sind hier die Plastikumschläge, die in den Schulen oftmals verlangt werden, damit die Hefte je nach Fach eine andere Farbe erhalten. Britta Kratz und Elke Leipf, zwei Diplom-Industriedesignerinnen mit insgesamt fünf Kindern setzten sich zum Ziel, diesen Umschlag-Müll zu vermeiden. Die Farbzuordnung zu den Schulfächern sollte dabei erhalten bleiben, da diese für einen gut organisierten Schulalltag für die Kinder und Lehrkräfte wichtig ist. Die Hefte wurden dafür neu gestaltet und entstanden sind die „so-isi-Schulhefte“. Diese Hefte sind sehr sparsam einfarbig bedruckt und die Oberfläche zudem nicht beschichtet, denn die Kinder sollen die Ecken je nach Fach farbig bemalen. Da die Hefte auch sonst kein Motiv zeigen, kann die ganze Fläche mit Farbstiften, Wasserfarben oder Stempeln kreativ gestaltet werden. Auf der Rückseite ist der Satz „ich brauche keinen Plastikumschlag“ in vielen verschiedenen Sprachen aufgedruckt. Aus 100 Prozent Recyclingpapier und mit Blauem Engel werden die Hefte in Deutschland umweltfreundlich hergestellt. So lernen Kinder nicht nur in der Schule etwas von Umweltschutz sondern können diesen auch selber praktizieren.
Reuse
Durch die Wiederverwendung von Produkten, anstatt sie nach einmaligem Gebrauch zu entsorgen, wird die Lebensdauer dieser Gegenstände verlängert, was die Abfallmenge und vor allem den Ressourcenverbrauch wichtiger Rohstoffe reduziert. So kamen vor ein paar Jahren Bienenwachstücher auf den Markt, die Frischhaltefolie ersetzen. Mit ihnen lassen sich Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Brot oder Käse frisch halten, und man vermeidet dabei den Einsatz von Folien und Plastik. Bienenwachstücher sind atmungsaktiv, waschbar wie selbsthaftend und können etwa ein Jahr lang wiederverwendet werden. Wenn sich das Wachstuch nach vielen Anwendungen nur noch wie ein normales Baumwolltuch anfühlt, ist das Bienenwachs verbraucht und kann mit einem speziellen Repair-Blöckchen aus einer Bienenwachs-Spezialmischung aufgefrischt werden. Die Bienenwachstücher von Speisekleid werden in Handarbeit in der hauseigenen Manufaktur mitten in München hergestellt.
Renature
Bei „renature“ geht es an sich um die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme, die durch menschliche Eingriffe beschädigt oder verändert wurden. Ursprüngliche Lebensräume sollen beispielsweise durch Aufforstung renaturiert werden. Viele Produkte, die infolge technischer Entwicklungen zunehmend aus künstlichen Materialien hergestellt wurden, bestehen inzwischen wieder vermehrt aus Naturmaterialien, da die Kunden nun häufig mehr Natürlichkeit wünschen. Idealerweise stammen diese natürlichen Materialien aus regionalem Anbau und schonen die Umwelt. So kennzeichnet das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) Holzprodukte aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Standards zum Schutz der Wälder einhalten. Besonders bei Papier kommen zunehmend interessante Alternativen auf den Markt. Hanfpapier hat dabei eine lange Geschichte und wurde bereits vor über 2000 Jahren in China verwendet. Hanf war über Jahrhunderte hinweg das Hauptmaterial für die Papierherstellung weltweit, bevor es im 19. Jahrhundert allmählich von Holz verdrängt wurde. Hanfpapier bietet gegenüber herkömmlichem Holzpapier den Vorteil, dass Hanf schneller wächst und dabei weniger Wasser, Pestizide und Chemikalien benötigt, was zu einer nachhaltigeren Produktion führt. Darüber hinaus ist Papier aus Hanf robuster, langlebiger und kann häufiger recycelt werden, da die Hanffasern fünfmal länger sind als herkömmliche Fasern. Das deutsche Jung-Unternehmen Hempa bietet deshalb seit 2021 Notizbücher, Skizzenhefte und Malblöcke aus 100 Prozent Hanf an. Dagegen setzt Zöwie bei Geschenkpapier und -taschen auf die Silphie Pflanze, die in heimischer Natur angebaut und von deutschen Lieferanten zur Papierherstellung verwendet wird. Silphie ist eine mehrjährige Pflanze, die jährlich wiederwächst und bereits im ersten Anbaujahr zur Papierproduktion genutzt werden kann. Der Anbau erfolgt auf landwirtschaftlich weniger ergiebigen Böden und benötigt weniger Chemikalien. Zusätzlich wird die regionale Wirtschaft gestärkt und CO2-Emissionen werden reduziert. Seit der Christmas Collection 2024 bietet Zöwie Produkte aus Silphie-Papier an. Zudem enthält die Kollektion Geschenkpapier und -tüten aus Graspapier, das zu mindestens 30 Prozent aus Gras besteht. Auch das Unternehmen Fasana verwendet den schnell wachsenden, regionalen Rohstoff Gras für seine Servietten, die ohne chemische Zusatzstoffe hergestellt werden und bei der Produktion nur wenig Wasser und Energie verbrauchen. Die Servietten, die einen Grasanteil von 15 bis 30 Prozent haben, erhalten eine natürliche Färbung mit sichtbaren Graselementen. Sie werden in Deutschland produziert und mit wasserbasierten Farben bedruckt.
Repair
Letztes Jahr wurden neue EU-Regelungen zum „Recht auf Reparatur“ verabschiedet. Um Elektroschrott zu reduzieren, müssen Hersteller ihre Produkte so gestalten, dass sie einfacher zu reparieren sind, und sowohl Ersatzteile als auch Reparaturinformationen bereitstellen. Auch bei anderen Produkten setzen sich einige Hersteller für die Möglichkeit zur Reparatur ein. Mit dem Claim ‚Mepal für immer!‘ möchte das niederländische Unternehmen nicht nur für hochwertige, langlebige Produkte stehen, sondern auch die Lebensdauer seiner Produkte verlängern, indem es Ersatzteile wie Deckel, Dichtungsringe und Verschlussclips anbietet. Dass die Wiederherstellung in einen makellosen Zustand bei Produkten nicht immer wichtig ist, zeigt die japanische Ästhetik des Wabi-Sabi – die Schönheit des Unvollkommenen. Beim „Kintsugi“ wird zerbrochene Keramik mit goldhaltigem Lack repariert, sodass die Bruchstellen hervorgehoben und die Schönheit der Unvollkommenheit betont wird. Ein ‚Kintsugi-Set‘, mit dem man Porzellan oder Keramik in dieser traditionellen Technik reparieren kann, ist bei Japanwelt.de erhältlich. Das neunteilige Keramik-Reparatur-Kit enthält 2-Komponenten-Kleber, Modelliermasse, Gold– und Silberfarbe sowie weiteres Zubehör. Ebenfalls eine japanische Technik – aber zum Flicken von Kleidung – ist „Sashiko“. Die einfache Bevölkerung nutzte diese Handstick-Technik, um Kleidungsstücke durch das Aufnähen von Flicken zu reparieren. Ursprünglich waren die Stiche einfach und funktional, doch im Laufe der Zeit entwickelte sich „Sashiko“ zu einer kunstvollen Ästhetik mit schönen, geometrischen Mustern. Diese und viele weitere Techniken stellt die Flick-Expertin Erin Lewis-Fitzgerald in dem Buch „Geschickt geflickt – Lieblingskleidung ausbessern statt wegwerfen“ vom Stiebner Verlag vor. Ob Sticken, Nadelfilzen, Flicken aufnähen oder Stopfen – das Ausbessern beschädigter Kleidung sorgt nicht nur für mehr Nachhaltigkeit, sondern macht Lieblingsstücke zu einzigartigen Unikaten.
Refill
Früher war es selbstverständlich, Dinge nachzufüllen. Bei nachfüllbaren Feuerzeugen wird beispielsweise nur das Gas wieder aufgefüllt, anstatt das gesamte Feuerzeug wegzuwerfen. Bei Kugelschreibern wird bloß die Mine ersetzt, während das Gehäuse immer wieder verwendet werden kann. Es lassen sich aber auch andere Schreibgeräte wie Marker nachfüllen. Edding bietet Nachfülleinheiten für etwa 70 Prozent seiner Produkte an – von Permanent- und Whiteboardmarkern über Highlighter bis hin zu Flipchartmarkern. Durch das Nachfüllen wird nicht nur die Lebensdauer der Produkte deutlich verlängert, sondern es wird auch Abfall vermieden und wertvolle Rohstoffe wie Kunststoff und Aluminium werden eingespart. Sogar für Flüssigkleber gibt es Nachfülloptionen: Der Vielzweckkleber „UHU flinke flasche ReNature“ besteht nicht nur zu 98 Prozent aus naturbasierten Inhaltsstoffen, sondern die praktische Flasche kann auch ganz einfach aus einer 950-Gramm-Vorratsflasche nachgefüllt werden.
Refresh
Die Bluse hat einen Fleck oder die Farbe des Shirts gefällt nicht mehr? Wie wäre es, zu bemalen oder zu überfärben, anstatt es zu entsorgen? Textilien selber zu färben ist ganz einfach, und man kann dabei sogar auf Naturfarben zurückgreifen. Myboshi bietet hierfür mit seinen „Lieblingsfarben“-Paketen alles an, was zum Färben von Wolle und Stoffen benötigt wird: die Färberpflanze, Alaunsalz zum Beizen, gegebenenfalls Eisenwolle sowie eine detaillierte Anleitung. Die Materialien sind vegan und biologisch abbaubar. Mit Birke erhält man einen Grünton, mit Kurkuma ein Gelb, mit Krappwurz ein Rosa-Rot und mit Blauholz ein Violett.
Recycle
Und wenn Produkte nicht mehr nachgefüllt, repariert oder aufgefrischt werden können, werden sie idealerweise gesammelt, aufbereitet und wiederverwertet, um neue Produkte daraus herzustellen, was wiederum Ressourcen schont. Die zu 100 Prozent recycelbare „ReNew Universalschere“ von Fiskars besteht zu 80 Prozent aus recycelten Materialen und zu 13 Prozent aus Zellstoff. Die in Finnland hergestellte Schere ist auf eine lange Lebensdauer ausgelegt und in den Längen 17, 21 und 25 Zentimeter erhältlich. Sie wird in einer Verpackung aus 100 Prozent Altpapier angeboten.
Das Eco-Design-Label Originalhome unterstützt mit seinen Lampenschirme eine Aufräuminitiative in Indonesien, die Kunststoffe aus Küstengebieten, Flüssen und dem Meer sammelt, sortiert und zu rattanähnlichen Kunststoffschnüren recycelt. In Handarbeit werden diese Schnüre dann zu schönen Lampenschirmen verarbeitet. Das niederländische Unternehmen bietet eine umfangreiche Kollektion mit einer Vielzahl von Modellen für Hänge- und Tischleuchten an, die durch ihr minimalistisches, organisches Design zu jedem Einrichtungsstil passen.
Upcycling
Während Recycling darauf ab zielt, alte Materialien zu verarbeiten, um diese wiederzuverwenden, bedeutet Upcycling, Abfallprodukte in etwas Wertvolleres umzuwandeln. So lautet bei der MaBe Glasfaktur das Motto: „nicht wegwerfen sondern upcyceln“. In Handarbeit werden aus leeren Einweg-Glasflaschen Windlichter, Leuchten, Vasen, Vogelfutterstellen, Trinkgläser und mehr gefertigt. Auf diese Weise erhält ein scheinbar nutzlos gewordener Gegenstand, wie die leer getrunkene Glasflasche, eine neue Funktion. Die Produkte werden nicht nur von Ute Beucker und ihrem Mann Martin entwickelt, sondern auch in der hauseigenen Manufaktur in der Nähe von Aschaffenburg gefertigt. Sogar die Verpackungskartons der Produkte sind Mehrwegboxen, die zurückgegeben werden können. Da das ursprüngliche Rohprodukt eigentlich entsorgt wird, soll so das Bewusstsein gestärkt werden, dass jeder Karton eine wertvolle Ressource ist. Gerade beim DIY ist Upcycling sehr beliebt. „Das große Upcycling-Buch – Alles verwenden. Nichts verschwenden.“ vereint das Beste aus der beliebten „Resteliebe“-Reihe des Christophorus Verlags. Hier wird vermeintlicher Haushaltsmüll zu neuem Leben erweckt: Getränkekartons werden zu Bestecktaschen, Konservendosen zu Übertöpfen, und aus Porzellanscherben entsteht Schmuck. Auf 272 Seiten bietet das Buch originelle Dekorationen und Geschenkideen – alles unter dem Motto: Hier wird nichts verschwendet.“
Wir müssen zu einem „Re-Value“ der Dinge kommen – ihnen wieder einen Wert beimessen, sie möglichst lange nutzen, pflegen, reparieren und anschließend weiterverwerten. Und eine Kreislaufwirtschaft, in der Produkte kontinuierlich in den Produktionsprozess zurückgeführt werden, ist dabei ein wesentliches Ziel.
Der Schutz der Umwelt und die Schonung vorhandener Ressourcen zählen zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Zu „Reduce, Reuse, Recycle“ kommen „Refill, Repair, Refresh“ und weitere wichtige Ansätze hinzu.
TRENDagentur Gabriela Kaiser
TRENDagentur.de