Aus Papier lässt sich weit mehr herstellen als Notizbücher, Geschenkpapier und Grußkarten. Das uralte, simple Material erobert nun in vielfältiger Form die Wohndekoration
Papier wurde wohl circa 100 nach Christus in China erfunden. Ein Werkstoff, der sehr vielseitig ist und mit dem wir von Kindesbeinen an Kontakt haben. Wir malen darauf, lernen schreiben, falten Papierschiffchen und nutzen es für vielerlei mehr. Bei der Endverbrauchermesse Creativa, die im März stattfand, war „PapierKram“ einer der Trends im neuen Trendreport. Pinterest schreibt bei seinen „Predicts“, also Vorhersagen, für 2023: „Basteleien aus Papier feiern 2023 ein Comeback, wenn Boomer und Gen Z mit Quilling, Origami und Papierkunst ihrer Kreativität freien Lauf lassen.“ Da ist es kein Wunder, dass der Frechverlag eine ganze Bücherreihe zum Thema „Origami around the world“ mit Faltmodellen zu Paris, Tokyo, Mexiko und Dschungel neu herausgibt.
Florales
Noch sehen wir überall Trockenblumen, aber es sind bereits vermehrt Blumen aus Papier zu sehen. Bei Studio Roof aus Amsterdam besteht die leuchtend bunte Flora aus recyceltem Karton, das mit pflanzlicher Tinte bedruckt wird. Je nach Set erhält man zwei A3 Bögen mit 10 bis 11 Teilen, die man nach einer Anleitung nur noch zusammenstecken muss. Mit „Garden of Agnès“, „Juliet‘s field“ und „Blooming Abundance“ holt man sich einen Strauß ins Haus, der ungefähr 40 Zentimeter hoch ist, nicht welkt und für den man keinen grünen Daumen benötigt. Die leuchtenden Farben bringen eine immerwährende gute Laune ins Zuhause. Die Blumen halten sehr lange, aber wenn sie irgendwann dann doch nicht mehr schön sind oder man sie nicht mehr haben möchte, können sie über das Altpapier recycelt werden. Das ebenfalls niederländische Label Jurianne Matter setzt bei seinen Blumen auf ruhiges Weiß. Mit „Field flowers“ erwirbt man ebenfalls ein Set, bei dem alle Teile gestanzt, gelocht und gefaltet sind, so dass man die Blumen ohne schneiden oder kleben gestalten kann. Für die Blumenstiele liegt ein Blumendraht anbei, den man auf die gewünschte Länge schneiden kann. Auch als Geschenk eignen sich die „Field flowers“ gut, denn als flaches A5-Format lässt sich das Set in einem Umschlag verschicken. Es ist ein doppelt nachhaltiger Strauß, denn er verwelkt nie und die Blumen sind aus FSC-zertifiziertem Papier. Beim Label Octaevo aus Barcelona sind die Blumen dagegen duftig zart, denn der Papierblumenstrauß besteht aus Krepppapier. Die Blätter können dank des Drahtes nach Belieben geformt werden. Es gibt zwei Farbvarianten, die inspiriert sind vom mediterranen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Der Blumenstrauß besteht aus drei Blumen, die 50 Zentimeter hoch sind, und wird in Europa hergestellt.
Vasiges
Bei Octaevo gibt es zudem Papiervasen, die aus strapazierfähigem und wasserfestem Papier handgefertigt werden und in der Form eine Hommage an die antike Keramik darstellen. Mit vielen verschiedenen Druckmotiven in unterschiedlicher Farbigkeit findet da jeder sein Lieblingsdesign. Die „Cache-cache“ Vasen von „tout simplement“ setzen dagegen auf einen reduzierten Look in der typisch beigen Kartonfarbe. Aus recyceltem Karton werden die Lamellen der Vasen in einer kleinen Werkstatt in der Nähe von Besançon zugeschnitten. Die Vasen werden dann von Menschen mit Behinderungen in Morteau zusammengebaut. Es wird also alles komplett in Frankreich in einem umweltfreundlichen Verfahren hergestellt. Die Vasen gibt es in Durchmessern und Höhen von 15 bis 25 Zentimetern – mal ist die Vase dabei höher als breit und mal umgekehrt. Um einen frischen Blumenstrauß in diese Vase stellen zu können, muss nur noch eine Plastikflasche auf die entsprechende Höhe geschnitten und hinein gestellt werden, so dass dieser auf diesem Weg neues Leben eingehaucht wird. Philippe Ferreux, der Designer und Gründer von „tout simplement“, möchte Objekte kreieren, die man dank des funktionellen und schlichten Designs sein Leben lang behält. In der Sommerkollektion 2024 der Firma Goldbach Geschenkartikel gibt es eine Vase aus Papierseil und Bast. Mit einem Durchmesser von 24 und einer Höhe von 32 Zentimetern in warmen Beige- und Orange-Tönen verleiht diese jedem Raum eine gemütliche Note.
Leuchtendes
Papierleuchten, die wie japanische Laternen anmuten, sind wieder zurück. De Padova zeigte bereits 2020 in seiner Time & Style Edition mit „Lantern“ Leuchten aus Sekishu-Washi-Papier. Ein Grundgerüst aus Stahldraht wird dabei mit dem robusten Papier bezogen, die Kanten oben und unten in Naturlindenholz eingefasst. Als Stand- und Hängeversionen haben diese Leuchten einen Durchmesser von 100 Zentimetern und sind so wahre Eyecatcher im Raum. Das dänische Beleuchtungsunternehmen Le Klint, das 1943 gegründet wurde, hat seit Anbeginn Leuchten mit Papierschirm im Portfolio. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Architekt und Ingenieur P.V. Jensen-Klint einen gefalteten Lampenschirm aus Papier für eine Petroleumlampe entworfen. Heute gibt es zahlreiche Leuchten-Varianten zum Hängen und Hinstellen, wobei die Lampenschirme noch immer alle in Odense, Dänemark, von Hand gefaltet werden. Bei Gilde Handwerk Macrander steht mehr der dekorative Gedanke im Vordergrund als das Licht spenden bei den Papierleuchten. Mit Sprüchen rund um Liebe und Glück bedruckt geht es bei den 16 Zentimeter hohen Leuchten um die emotionale Note. Bei den Windlichtern von Feuer und Glas spielen Dekor und Farbe eine wichtige Rolle. Das Papier aus japanischer Strohseide wird am Firmensitz auf Glas geklebt. Die „Höhlenzeichen“, Sonne, Mond, Spirale, Eidechse und Steinbock werden dabei ausgestanzt und mit anderer Farbe wieder eingesetzt. Eine verkupferte handgedrehte Spirale hält ein Teelicht im Glas. Mit einem Durchmesser von 5,4 und einer Höhe von 14,5 Zentimetern sind die Windlicht-Gläser in verschiedenen Farben wie Rot, Orange, Türkis, Limone und Gelb erhältlich.
Textiloptik
Das Papier-Tischband von Halbach Seidenbänder ist nicht einfach ein Stück Papier sondern wird aus Papier- und Polyestergarnen gewebt. Durch eine wasserabweisende Imprägnierung ist der Tischläufer wasserfest sowie abwaschbar. Es gibt das Tischband in zehn Farben von neutralem Bast, Grey, Dark Grey bis hin zu Rosewood, Berry und Dark Sage. Der Kissenbezug von Fabric Forest besteht sogar zu 100 Prozent aus Papier. Auf der Vorderseite mit einer gestrickten netzartigen Struktur überzogen, ist die Rückseite gewebt. Das 50 x 50 Zentimeter große Kissen wird in Schweden hergestellt und kann sogar von Hand gewaschen und bei niedriger Temperatur gebügelt werden. Fabric Forest ist Teil der Svenskt Konstsilke AB (SKS), die seit mehr als 100 Jahren Garne und Textilien aus forstwirtschaftlichem Material herstellt. Gemeinsam haben sie eine neue und umweltfreundlichere Methode zur Herstellung von Garn und Stoffen aus Papierfasern entwickelt, die aus schwedischen Bäumen gewonnen werden. Ein waschbares Papier anderer Art bietet Rico Design mit „Washable Paper“ an. Aus Papier und Syntheselatex ist es reißfest und bei 40 Grad waschbar, wodurch es noch weicher wird, sich besser verarbeiten lässt und eine faltige Lederoptik erhält. Es kann mit einer Nähmaschine vernäht, mit Bastel- oder Heißkleber verklebt sowie mit Textil- oder Stoffmalfarbe bemalt werden, so dass es sowohl Bastel-, als auch Nähfans anspricht. In Weiß, Braun und Grau hat es die Maße 50 x 100 Zentimeter und in Gold, Silber und Roségold von 48 x 100 Zentimetern.
Hängendes
Nachdem es die letzten Saisons überall dekorative Lasercut-Hänger aus Holz gab, sind filigrane Ornamente nun vermehrt aus Tonpapier zu sehen, wobei die schwarze Variante dabei besonders gut ankommt. Die Dekowerkstatt Finn gestaltet die Motive selber und schneidet diese im Betrieb in Niederbayern per Laserschnitt aus. Die Ornamente können entweder direkt verwendet als Geschenkanhänger und Fensterbild oder kreativ weiter verarbeitet werden, um Glückwunschkarten und anderes zu gestalten. Ein anderes Material, das auf den letzten Messen viel zu sehen war, ist Wabenpapier aus dem Hänger und Aufsteller mit verschiedenen Formen kreierbar sind. Flach geliefert müssen die Produkte nur noch zu einer dreidimensionale Form aufgefaltet werden wie die „Dekopilze Honeycomb“ von Hoff Interieur. Dabei ist die Farb- und Größenvielfalt meist groß. So gibt es die Pilze von 12 bis 40 Zentimeter Höhe.
Pappmaché
Ein anderes Papiermaterial, das vermehrt zu sehen ist, ist Pappmaché. Bei Serax erhalten die Schalen, Vasen und Töpfe von Marie Michielssen in der Kollektion „Earth“ durch das schichtweise Auftragen des Materials ihre skulpturale Form. Sie sind in Off-White und Naturbraun erhältlich. Ferm Living hat mit seiner „Paper Pulp Box“ mehr die Funktion im Sinn. Diese aus 100 Prozent recycelbarem Papierzellstoff hergestellte Box mit Deckel bietet eine leichte und stapelbare Aufbewahrungslösung. In zwei Größen lieferbar sind die Boxen langlebig und biologisch abbaubar. Passend dazu gibt es einen zylindrischen Behälter mit Deckel aus dem gleichen Material, der als Papierkorb genutzt werden kann. Bei Efco stehen Pappmaché-Objekte für die PappArt Technik im Mittelpunkt. Figuren, Masken, Boxen und mehr werden dabei in Heimarbeit gefertigt. Altpapier oder Graupappe werden zu Papierschnipseln geschnitten und mit einem Naturkleber aus Reismehl und Wasser auf handgeschnitzte Holzmodellen verklebt. Nach dem Trocknen wird der Korpus vorsichtig aufgeschnitten, entformt und wieder zusammengefügt. Abschließend erhält jedes Modell die Schlussschicht aus braunem Papier. Die äußerst stabilen PappArt Objekte lassen sich anmalen, bekleben und kreativ gestalten. Wer sein Pappmaché lieber selber macht, findet Anregungen in dem Buch „Die Pappmaché Werkstatt vom Christophorus Verlag. Dorothea Katharina Schmidt zeigt darin wie man mit Papier, Wasser und Kleister die unterschiedlichsten Produkte modellieren kann. Sie stellt dabei verschiedene Pappmaché-Rezepte vor bis hin zu Upcycling-Projekten. Nach einer detaillierten Einführung rund um den Papierteig entstehen Schritt für Schritt verschiedene Deko-Objekte für das ganze Jahr wie Windlichter, Gewürzschalen, Schmuck und mehr.
Nützliches
Mit kompostierbaren Papieren beschäftigt sich das hessische Unternehmen Compostella. Es bietet mit dem „1 für 4-Papier“ eine ökologische Alternative zu Frischhaltefolie, Alufolie, Einschlagpapier und Backpapier in einem Produkt an. Das reine Zellulosepapier ist völlig frei von Chemie und verhält sich im Kompost wie ein Salatblatt, das innerhalb von 12 bis 14 Tagen rückstandsfrei verrottet. Wird das Papier als Ersatz zur Frischhaltefolie verwendet, sollte es vor dem Benutzen unter dem Wasserhahn befeuchtet und bei der Verwendung als Backpapier mit Butter eingefettet sowie Mehl bestäubt werden. Ebenfalls nützlich ist duftendes Schrankpapier, das Schubladen und Schränken einen frischen Duft verleiht. Die neue Line „Flower of Focus“ von Heathcote & Ivory, die über Konert Home zu beziehen ist, duftet nach Lavendel, süßer Orange und Rosmarin – ein aufmunternder Duft, der zahlreiche ätherische Öle enthält und für einen täglichen Energieschub sorgen kann. Das Set enthält sechs Bögen mit den Maßen 33,5 x 50 Zentimetern.
Weihnachtliches
Room in a Box bietet Möbel aus Wellpappe an wie Hocker, Sitzbank, Regale und sogar ein Bett. Dort erhältlich ist zudem ein nachhaltiger Weihnachtsbaum, der zu 54 bis 80 Prozent aus recyceltem Papier besteht. Er ist schnell aufgebaut, nadelt nicht und lässt sich mit Kugeln, Lichterketten sowie anderem Baumschmuck schmücken und darüber hinaus sogar anmalen. Am Ende der Weihnachtszeit nimmt man ihn dank des Stecksystems einfach wieder auseinander und verstaut ihn platzsparend im Karton, wo der Baum auf seinen nächsten Einsatz wartet. Hat er dann einmal das Ende seines Lebenszyklus erreicht, kann er einfach über die Altpapiertonne recycelt werden. So fließt er zurück in den Wertstoffkreislauf und kann als neues Produkt wieder geboren werden. In passender Optik gibt es bei Decopoint einen Faltstern aus Pappe mit 40, 60 und 90 Zentimetern Durchmesser für die Ladendekoration. Weitere Farben sind ebenfalls erhältlich. Und auch in der Magic Kollektion von Inge’s Christmas Decor finden sich Papiersterne in Grün, Weiß und Kraftpapierfarbe. Die Sterne sind mit 20 Zentimeter Größe kleiner, dafür aber aufwändiger in der Gestaltung.
Papier wird als Material oftmals unterschätzt. Es ist sehr vielseitig einsetzbar, so dass man es bei ganz unterschiedlichen Produkten antrifft. FSC zertifiziert ist es nachhaltig, kann am Ende seiner Lebensdauer einfach über das Altpapier entsorgt werden und ganz wichtig – es ist zu 100 Prozent recycelbar, so dass es also wieder komplett in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden kann.
TRENDagentur Gabriela Kaiser,
TRENDagentur.de