Als Sandra Forster 2005 in München das erste vegane Restaurant in Deutschland eröffnete, hatte man weder die Plastikberge in den Weltmeeren noch den Klimawandel wirklich im Blick. Trotzdem keimten bereits damals Trendthemen wie gesunde Ernährung, Umwelt und Nachhaltigkeit. Der Dreiklang findet heute auch in der „Fridays for Future“-Bewegung seinen Ausdruck. Die nächste Generation konsumiert bewusster, unterstreicht Zukunftsforscher Tristan Horx. Das schlägt sich unter anderem in Repairshops, Second-Hand-, Verleih-Angeboten, nachhaltigen Unternehmenskonzepten und einem neuen Verständnis für Küche und Genuss nieder.
(Illustration: ©vecteezy.com)
Während die „Fridays for Future“-Bewegung längst nicht mehr nur Schüler auf die Straße bringt und die Natur zur internationalen Klammer macht, zeitigt das Umdenken jedoch noch nicht überall Konsequenzen. So stellte jüngst die Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie fest, dass die Deutschen deutlich mehr Sendungen als andere Nationen bekommen. Pro Kopf seien es 24 Sendungen jährlich und damit doppelt so viele wie etwa in den Niederlanden. Und der Online-Handel wächst hierzulande zwar verlangsamt aber immer noch weiter. Die Folge: Immer mehr Pakete werden mit immer noch klimaschädlichen Autos zugestellt. Ein Dilemma, an dem die Großen der Online-Branche kräftig tüfteln. Vor dem Hintergrund des Online-Booms könnte an der pressewirksamen Prognose des IFH etwas dran sein, nach der bis 2030 in NRW jedes fünfte Geschäfts schließen wird.
Achtsame Generation Global
Aber Generationswechsel und Bewusstseinswandel legen andere Zukunftsvisionen nahe. Schon heute zeichnet sich ab, dass vor allem jüngere Kunden wieder im stationären Handel einkaufen. Zu diesem Ergebnis kam PricewaterhouseCoopers (pwc) auf der Basis einer Befragung. Danach erledigen 61 Prozent der 18- bis 24-Jährigen mindestens einmal in der Woche ihren Einkauf im stationären Handel. In diesem Zusammenhang fällt einerseits das Stichwort vom Überkonsum durch den Onlinehandel und andererseits vom nachhaltigen Lifestyle: Achtsamkeit spielt in der Generation Global eine wichtige Rolle, und diese hat dabei den drohenden Klimawandel ebenso im Blick wie Kinderarbeit und Ressourcenverschwendung. Anders als manche Politiker hat die Wirtschaft diesen Paradigmenwechsel der Kunden bereits im Fokus. Und wenn ein Unternehmen wie Zalando plant, die führende Plattform für nachhaltige Mode zu werden, dann ist der Startschuss für die Entwicklung längst gefallen. Erster Schritt: bis 2020 will Zalando 100 Prozent der genutzten Verpackungen aus nachhaltigen Materialien verwenden. Stationär ist man schon ein Stück weiter:
Es gibt verpackungsfreie Supermärkte und „Unverpackt-Läden“, die ohne Einwegverpackungen auskommen. Hier wird Ware „offen“, in Pfandbehältern bzw. in mitgebrachten Behältern verkauft. Und die Bekleidung punktet mit Fair-Fashion-Brands. In der Outdoorbranche ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. So schafft es zum Beispiel die Sportmarke Vaude ökologische Verantwortung mit Wirtschaftlichkeit zu vereinbaren. Rund 60 Prozent des Umsatzes wird in Deutschland mit Konsumenten gemacht, die mehr Geld für Qualität und nachhaltige Produkte ausgeben. Mit Dienstleistungen wie Reparaturwerkstatt und Taschenvermietung zielt die Chefin Antje von Dewitz im nächsten Schritt auf neue Zielgruppen. Zu 100 Prozent aus recyceltem Material, das zudem biologisch abbaubar ist, will bis Ende 2020 der US-Faserhersteller Primaloft für seine Isolationsmaterialien aufwarten. Ein Stiefel der portugiesischen Marke „Berg Outdoor“ soll innerhalb eines halben Jahres biologisch abbaubar sein. Und im Oktober 2018 eröffnete in der Augsburger City das erste faire und nachhaltige „Suslet“ Outlet auf 200 qm mit nachhaltigen Marken, die vor der Aufnahme eine entsprechende Qualitätskontrolle durchlaufen. Das Sortiment umfasst nachhaltige Textil-, Schuh- und Accessoires-Kollektionen sowie Bio-Kosmetik und -Lebensmittel, Wohnaccessoires, Teppiche, Rucksäcke, Reisetaschen sogar Postkarten. Zum Konzept gehört auch ein kostenloser Fahrrad-Verleih, womit ein weiterer Trend bedient wird.
Stylische Arbeitskleidung, genäht unter fairen Bedingungen mit Stoffen aus kontrolliert biologischem Anbau (Foto: KAYA&KATO GmbH / Fotograf Marc Thürbach)
Die globale Fridays for Future-Bewegung erreicht im Kampf um Klimagerechtigkeit immer mehr Länder und Generationen (Foto: Fridays for Future Deutschland)
Mieten ist hip
Deutschlands nachhaltigstes Möbelhaus steht in Kaarst bei Düsseldorf und heißt Ikea. Nicht der einzige Nachhaltigkeitsansatz dieses Konzerns. So will das Unternehmen ab 2020 weltweit mit eigenem „grünem“ Strom auskommen, während alle Produkte wiederverwertbar und recycelbar werden sollen. Schon heute werden gut erhaltene Produkte zurück