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Textile Trends: Wo ich hingehöre

Hirnforscher und Philosophen wollen wissen, was den Menschen ausmacht und was ihn abgrenzt von Künstlicher Intelligenz. „Identität“ hat auch die 50. Heimtextil zum nächsten Trendthema erkoren. Die internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien in Frankfurt präsentiert unter dem Motto „Where I belong“ vom 7. bis 10. Januar 2020 ein enormes, internationales Spektrum. Hier findet der Fachhandel neuste Trends und Inspirationen zur Umsetzung im Geschäft!

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Vielfalt: Indigene Muster vereinen sich zu vielen Identitäten

Um vielschichtige Identitäten geht es beim Leitthema der Heimtextil: „Where I belong“. Es gibt nicht das eine, passende Konzept für alle. „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ fragt Philosoph David Precht in seinem Besteller. Das Trend Council der internationalen Fachmesse hat versucht, verschiedene Schichten unserer Identitäten zu entschlüsseln. Herausgekommen sind fünf Trendwelten, die den Handel inspirieren sollen und auch zeigen, was sich in der Branche abzeichnet. „Der Fachbesucher findet auf der Heimtextil nicht nur jede Menge neue Produkte, er kann erleben, spüren und anfassen, was wirklich gerade Trend ist und wird und kann so auch seine Kunden zu Fans machen und inspirieren. Es ist wichtig, dass die Händler diese Möglichkeiten nutzen, dass sie sich Input holen, Kontakte knüpfen, um selbst am Puls der Zeit zu sein und die Kunden optimal beraten zu können“, so Thimo Schwenzfeier von der Messe Frankfurt. Auf der Heimtextil werden fünf Trendwelten präsentiert: „Maximum Glam“ verbindet Glamour mit der Faszination Technik, „Pure Spiritual“ vereint Natur und Mystik, „Active Urban“ zeigt zweckmäßige, anpassungsfähige Lösungen, „Heritage Lux“ zelebriert Geschichte und Tradition und „Multi-Local“ beleuchtet den globalen Einfluss regionaler Kulturen. Die fünf Erlebniswelten – gestaltet mit Produkten der Aussteller – werden im „Trend Space“ in der Halle 3.0 auch als 3D-Räume realisiert. Konzeptionelle Installationen beziehen die Besucher aktiv mit ein und regen zum Erfahrungsaustausch an. Die Kulissen werden seltsam, schön und manchmal befremdlich sein.

Future Materials Library

Ein Highlight des Heimtextil Trend Space 2020 wird die durch Franklin Till kuratierte „Future Materials Library“ sein, in der neue, nachhaltige Materialinnovationen für die Heimtextilindustrie präsentiert werden. Die Exponate fokussieren Materialzusammensetzung und Fertigungsinnovation. Jedes der vorgestellten Exponate enthält Informationen über die Rohstoffherkunft, den Herstellungsprozess und die potenzielle Lebensdauer des Materials. Die Heimtextil hat ein „Material Manifesto“ erarbeitet, das zeigt, wie die während der Veranstaltung genutzten Ressourcen verwaltet werden und wie Materialien möglichst im Kreislauf gehalten werden. Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle, so arbeiten einige Aussteller mit Ananasfasern oder recyceltem Oceanplastik.
Von Dekostoffen, Textilien rund um Bett, Bad und Tisch bis hin zu Tapeten und Sonnenschutz reicht das Angebot auf der Heimtextil, der Messe für neue Trends und textile Innovationen.
www.heimtextil.messefrankfurt.com

Raw Color: Pflanzen als Rohstoff für Farben, der Trend „Pure Spiritual“ arbeitet mit Natur / Trend: Heritage Lux – Das Vergangene auf inspirierende Weise wieder entdecken

Fäden in der Hand: Anne Marie Commandeur, Stijl-instituut Amsterdam, gehört zum Trend Council der Heimtextil und eruiert, was sich in der Branche abzeichnet

Interview mit Anne Marie Commandeur vom Stijlinstituut Amsterdam

„Wo ich hingehöre“ ist das Hauptthema der kommenden Heimtextil, was bedeutet Identität für Sie persönlich?
>> Mein Zuhause ist ein Spiegelbild meiner Identität, meiner vielschichtigen Identität, als Mutter, Freundin, Schwester, Designerin, Lehrerin, Amsterdamerin und mehr. Der Ort, an dem ich mit meiner Familie lebe und Zeit mit Verwandten und Freunden verbringe. Mein Privathaus ist eine sehr verspielte Umgebung, so komplex und vielschichtig in Stil und Geschmack wie meine Identität. Es ist wie eine Bühne, auf der gezeigt wird, was für uns als Familie wichtig ist, wie wir uns für das Leben verhalten und wie wir für unser physisches und soziales Umfeld sorgen. Ein Zuhause voller Erinnerungen und Andenken an Epochen, Orte und Menschen. <<

Hängen Textilien vom Geschlecht ab und wenn ja, ändert sich dies?
>> Früher gab es starke Geschlechterstereotype bei Textilien. Wir erleben immer noch die Überreste geschlechtsspezifischer Unterschiede. Ernst, dunkel, beige und grau für Männer, sinnliche Farben und farbenfroh für Frauen. Die traditionellen Bürofarben versus eine Boudoirpalette. Das ist jedoch Geschichte, es gibt eine neue Generation, die mit der Realität der Geschlechterfluidität aufwächst. Sie glauben, dass Geschlecht ein Spektrum ist. Geschlechtsneutral wird zum Mainstream. Dies macht Platz für mehr Freiheit und weniger voreingenommene Designentscheidungen. <<

Nachhaltigkeit ist ein sehr starkes und wichtiges Thema. Was gibt es dazu Neues auf der Heimtextil 2020?
>> Die wichtigste Neuerung ist, dass der Trendbereich eine Future Materials Library enthalten wird mit nachhaltigen Materialinnovationen, die für die Textilindustrie relevant sind. Wir haben das Gefühl, dass die Menschen weitgehend von der Herkunft und Herstellung der Materialien abgekoppelt sind. Deshalb wird den Besuchern der Heimtextil diese Bildungsreise entlang der Textilien angeboten, die aus biologischen Nebenprodukten, natürlichen Gütern und lebenden Materialien hergestellt werden. Alle Konzepte werden in drei Phasen der Materialentwicklung gezeigt: Roh, in Bearbeitung und als Materialprobe. <<

Welches wird Ihrer Meinung nach der wichtigste Trend sein?
>> Für mich ist das Thema Multi-Local die wichtigste Geschichte. Es knüpft an das übergreifende Thema „Where I Belong“ an. In einer vorübergehenden, globalisierten Welt erkennt Multi-Local an, wie stark kulturelle Einflüsse die Gesellschaft bestimmt und welche Vorteile es hat, sie zu feiern. Dies bedeutet, Inklusivität über Aneignung zu stellen und den Blick der Welt so anzupassen, dass Austausch, kreative Integrität und unterschiedliche Identitäten angenommen werden.
Globales Design wird nicht mehr vom Westen angeführt. Stattdessen gibt es starke Designeinflüsse aus Asien, dem Nahen Osten und afrikanischen Ländern, in denen das kulturelle Erbe geschätzt und mit globalen Einflüssen überlagert wird. Wir werden sehen, dass diese Einflüsse durch jeden Winkel des Designs sickern. Mode, Industrie, Interieur sowie Architektur. Mit Interieurtextilien an der Spitze. <<

Treffen: Wichtigen Input bekommt der Handel auf der Heimtextil

Faden: Von der Herstellung bis zum Produkt / Beraten: Teilnehmer des Trend Council treffen sich in Frankfurt um die Trends festzulegen

Trend Maximum Glam kommt in kraftvoll, lauten Farben daher

Haben Sie eine persönliche Lieblingsfarbe und ein Lieblingsgewebe?
>> Ich persönlich liebe Farbe, es gibt keine Farbe, die ich bevorzuge. Es kommt ganz auf Textur, Materie, Form und Funktionalität an. Mein Haus ist sehr bunt. Jedes Zimmer eine andere Farbe. Farbe macht mich glücklich und ich fühle mich wie zu Hause. Ich liebe Textilien. Wir haben lose Teppiche auf unseren Holzböden, gepolsterte Sofas und Stühle, bunte Filzvorhänge und immer eine Tischdecke zum Frühstück, Mittag- und Abendessen. <<