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Terrakotta is back – Südländischer Look

Sie gehörten zum Wohnstil der 90er Jahre und waren unentbehrliche Bestandteile des Landhausstils: Die damals so beliebten Terrakottafliesen brachten das viel beschworene mediterrane Lebensgefühl in deutsche Wohnzimmer. Dieser südländische Look wurde ergänzt durch gelb gewischte Wände und Möbel aus Kiefernholz.

Bi-Color: raues Terrakotta und ein glänzender Mintton

Für viele Ästheten (nicht nur damals) eine Ansammlung geschmackloser Verirrungen, die spätestens gegen Ende des 20. Jahrhunderts endgültig in der Versenkung verschwanden. Dachte man jedenfalls. Denn heute spielen Terrakotta und vor allem die typischen Farbtöne des erdigen Materials wieder eine Hauptrolle. Und von altbackener Spießigkeit keine Spur mehr. Im Gegenteil: Der Terrakotta-Stil von heute kommt sehr modern rüber und hat nichts mehr mit den Tonhühnern der 90er Jahre zu tun. So werden beispielsweise glasierte und unglasierte und auch zweifarbige Elemente miteinander kombiniert. Das nimmt dem Material das Bäuerlich-Rustikale und belässt ihm trotzdem den ursprünglichen, authentischen Touch. Einen gelungenen Mix von Braun und der Trendfarbe Rosa findet man etwa bei den Übertöpfen und Bechern von Bloomingville. Und auch mit Kupfer, dessen Farbton hervorragend mit Terrakotta harmoniert und ihm eine zeitgemäße Anmutung verschafft, wird die Tonware gern kombiniert. Ebenso mit Porzellan, wie Vasen des dänischen Herstellers Bloomingville zeigen. Der deutsche Hersteller Soendgen kombiniert raues Terrakotta mit einem glänzenden Mintton in der Dreieckstopfserie Malmö Nature. Die Gefäße sind speziell für die Trendpflanzen Sukkulenten und Kakteen konzipiert worden.

Harmonische Farbkombinationen

Und auch andere Pastelltöne machen sich gut im Zusammenspiel mit dem erdigen Terrakottaton. Denn der Begriff Terrakotta steht nicht nur für das Material, sondern umfasst ein breites Spektrum an Farbtönen: Die Palette reicht von unterschiedlichen Braunvarianten über ein frisches Orange bis hin zu einem sanften Pink oder hellen Rosa. Letzteres zeigt sich übrigens auch bei Möbel-Kreationen wie beispielsweise dem Zweisitzer „Beau Fixe“ und dem Bett „Desdemone“ von Ligne Roset. Hier wird deutlich, dass helle Terrakotta-Töne gut zu großen Flächen und Möbeln passen. Bei kleineren Accessoires wie etwa Kissen machen sie sich gut in der Kombination mit Schwarz und Beige wie bei dem Kissen „Gujrat“ von Lumadirect. Viele Terrakotta-Farben lassen sich außerdem hervorragend mit einer Vielzahl anderer Nuancen kombinieren, sei es mit einem sandigen Gelb oder Braun, Himmelblau oder einem schlammigen Grün. Gerade das letzte Beispiel lässt sich ganz gut beobachten, wenn man zwei Stühle aus der Serie „Elephant“ des italienischen Herstellers Kristalia in den entsprechenden Farben nebeneinander stellt: Der terrakottafarbene Stuhl ergänzt sich mit dem grünen Modell zu einem Retro-Farbspiel im Stil der 70er Jahre. Die Komplementärfarben verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung.

Zwei, die gut zusammenpassen: Stühle aus der Serie „Elephant“ von Kristalia

Traumhaft: Das schalenartig und bequem gepolsterte Kopfteil lädt zum Lesen, Schreiben oder Fernsehen ein: Bett „Desdemone“ von Ligne RosetWie die wohnliche Variante eines Flugzeugsitzes: der Zweisitzer „Beau Fixe“ von Ligne Roset, gestaltet von Inga Sempé

Außergewöhnlicher Raumteiler „Tierras – Little Roman“ von Mutina:Die Oberfläche der Fliesen aus Feinsteinzeug wird durch farbiges Pulver gebildet (Serie Tierras industial von Mutina)

Let‘s Go Terracotta

Wer übrigens seinen Schwur, sich nie wieder mit Fliesen im Terrakotta-Stil einzurichten, brechen möchte, kann dies ruhig guten Gewissens tun: Der italienische Hersteller „Mutina“ beweist mit seiner Kollektion „Tierras“, dass der heutige Terrakotta-Look nichts mehr mit den Vorgängern aus dem letzten Jahrhundert zu tun hat. Die Fliesen-Kollektion „Tierras industrial“, designed von der spanischen Designerin Patricia Urquiola, überzeugt durch besondere pulverartige Oberflächen und Formen, die von der mediterranen Kunst inspiriert sind. Die Oberfläche der Fliesen aus Feinsteinzeug wird durch farbiges Pulver gebildet, das es in den sechs Grundfarben Rot, Sand, Rost, Ziegel, Asche und Humus gibt. Hier zeigt sich ganz klar, dass sich geometrische Formen wie Rauten, Dreiecke oder Zickzack-Muster für einen modernen Terrakotta-Stil eignen. Nicht empfehlenswert sind dagegen Blümchen-Muster oder Ornamente, die die liebliche und damit auch kitschige Seite des erdigen Materials betonen würden. Ebenfalls von Patrizia Urquiola stammt „Tierras artisanal“ eine handgefertigte Ausführung der Kollektion aus echtem Terrakotta, zu der unter anderem L-förmige Elemente, abstrakte Formen und der Raumteiler „Tierras – Little Roman“ gehören.

Wie sehr Terrakotta-Farben zu geradlinigen Formen passen, zeigt auch die Stehleuchte „Gräshoppa“ des dänischen Herstellers Gubi. Von der schwedischen Designerin Greta Grossmann Ende der 1940er Jahre entworfen und von Gubi in den 1950er Jahren neu aufgelegt, gehört die Leuchte mit dem Dreibeingestell längst zu den Design-Klassikern. Das Modell „Vintage Red“ sorgt mit ihrer warmen Farbe für ein südländisches Gefühl – aber im Gegensatz zu den 90er Jahren auf moderne Art.
Sigrid Brauer

 

 

 

 

 

 

 

 

Design-Klassiker: Die Stehleuchte „Gräshoppa“ von Gubi