Tischkultur für alle!
Mit der Erfindung porzellanähnlichen Steinguts begann die Erfolgsgeschichte von Villeroy & Boch. Nun blickt das Unternehmen auf 275 Jahre zurück und zuversichtlich in die Zukunft. Wir sprachen mit Gabi Schupp und Wendelin von Boch-Galhau.
Was ist Ihre erste Kindheitserinnerung in Sachen Porzellan?
WvB: Ich bin auf einem Landgut fernab von Mettlach aufgewachsen und habe deshalb erst relativ spät realisiert, dass ich etwas mit der Firma Villeroy & Boch zu tun hatte. Dann allerdings war mein Interesse an Keramik geweckt. Ästhetik war in meiner Familie immer wichtig und in meiner Jugend hat insbesondere die Gestaltung von Produkten des gedeckten Tisches einen großen Raum eingenommen. Meine Schwester Helen war damals schon Chefdesignerin bei Villeroy & Boch. Und wir Geschwister dienten ihr für all ihre Entwicklungen als eine Art Testlabor. Das hat mich mehr als alles andere an unser Unternehmen herangeführt.
Gab es für Sie vor 2019 eine Verbindung zu Villeroy & Boch?
GS: Natürlich war mir der Name Villeroy & Boch schon vor meiner Berufung zur Vorständin des Unternehmensbereichs Dining & Lifestyle bekannt. Die Marke ist in Europa sehr renommiert und steht seit Generationen für Qualität und Designkompetenz made in Germany. Privat nutze ich seit Jahren die Kollektion Royal, sie ist mit ihrem klassischen Design und wunderbaren Material ideal für jeden Tag. Gläser von Villeroy & Boch haben wir schon zur Hochzeit geschenkt bekommen und nutzen sie weiterhin regelmäßig. Und da ich es liebe, zuhause frische Blumen um mich herum zu haben, sind auch einige Vasen von Villeroy & Boch schon seit Jahren bei uns im Einsatz.
VITA
Gabi Schupp wurde 2019 bei Villeroy & Boch in den Vorstand für den Bereich Dining & Lifestyle berufen. Ihre berufliche Laufbahn begann im Marketing bei Procter & Gamble. Dort war sie über 20 Jahre in verschiedenen leitenden Funktionen tätig.
Sie waren bereits seit 1967 im Familienunternehmen tätig. War das damals für Sie Pflicht oder Kür?
WvB: In der Anfangsphase war es wohl eher eine Pflicht, Villeroy & Boch in meiner Lebensplanung zu sehen. Andererseits hat mich die Erfolgsgeschichte meiner Vorfahren, insbesondere die des vielseitig begabten Eugen von Bochs, fasziniert. Ihm wollte ich nacheifern. Nach ersten Erfolgen in meinen jungen Jahren haben mich die Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens mehr und mehr passioniert. Die Pflicht wurde somit zur Kür. Und dann habe ich es nie mehr als eine Pflicht empfunden, Mitglied eines tollen Teams zu sein und Führungsverantwortung zu übernehmen.
Sie waren über 20 Jahre bei Procter & Gamble. Welche Erfahrungen konnten Sie mit zu Villeroy & Boch nehmen?
GS: Tatsächlich sind viele Erfahrungen, die ich bei Procter & Gamble gemacht habe, für meine Arbeit bei Villeroy & Boch sehr wertvoll. Denn so groß, wie man vielleicht denken mag, ist der Unterschied überhaupt nicht. Bei beiden Unternehmen stehen die Konsumentinnen und Konsumenten, ihre Wünsche und Bedürfnisse im Mittelpunkt. Diese zu erfüllen, Trends zu erkennen und ein Gespür dafür zu haben, wohin sich der Markt entwickelt, um das Sortiment und das Angebot genau darauf auszurichten, sind essentiell. Und dann ist bei beiden Unternehmen auch die Beziehung zum Handel sehr wichtig: Denn nur, wenn wir als Marke über alle Kanäle hinweg einheitlich auftreten, sind wir für die Konsumentinnen und Konsumenten glaubwürdig. Und dafür ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Handelspartnern von großer Bedeutung.
Wenn Sie zurückdenken, was waren die Meilensteine bei Villeroy & Boch?
WvB: Der größte Meilenstein in den frühen Jahren von Villeroy & Boch war natürlich die Leistung von Pierre-Joseph Boch: Ihm gelang die Herstellung von porzellanähnlichem Steingut, das auch für die breite Bevölkerung erschwinglich war und so den Weg zur Demokratisierung der Tischkultur ebnete.
Ende des 19. Jahrhunderts folgte die Serienfertigung von Sanitärprodukten, die damit auch für Durchschnittswohnungen erschwinglich wurden.
Die Globalisierung, die für Villeroy & Boch Chance und Herausforderung zugleich war, und die erfolgreichen Kooperationen mit renommierten Designerinnen und Designer im 20. Jahrhundert waren weitere Meilensteine in der Geschichte des Unternehmens, die auch noch auf das heutige Geschäft ausstrahlen, denke ich. Denn Villeroy & Boch steht weiterhin für Designkompetenz und höchste Qualität.
VITA
Als studierter Diplomkaufmann war Wendelin von Boch-Galhau von 1998 bis 2007 in achter Generation Vorstandsvorsitzender bei Villeroy & Boch. Von 2007 bis 2017 war er Mitglied des Aufsichtsrates, ab 2009 auch dessen Vorsitzender.
Wenn Sie in die Zukunft schauen, was sind die nächsten Ziele, die Sie mit Villeroy & Boch erreichen möchten?
GS: Wir sind Marktführer und Trendsetter in unserer Branche und haben noch immer unglaubliches Potential. Dafür wollen wir auf dem Erreichten aufbauen und beispielsweise unser Sortiment stetig ausbauen, um für die Konsumentinnen und Konsumenten relevant zu bleiben. Wir haben tolle Kollektionen und bieten schon heute mit Wohnaccessoires und Geschenkartikeln viel mehr an als nur Produkte für den gedeckten Tisch. Diesen Bereich wollen wir in Zukunft erweitern. Darüber hinaus ist die Digitalisierung für uns natürlich eine Riesenchance. Denn dank ihr können wir unseren Händlern einen noch besseren Service bieten und mit ihnen gemeinsam noch viel mehr Konsumentinnen und Konsumenten täglich erreichen, ansprechen und für uns gewinnen. Gleichzeitig haben wir sicherlich international noch Möglichkeiten uns zu entwickeln. Wir sind bereits in rund 125 Ländern vertreten und weltweit stark am Wachsen.
Auf welchem Geschirr essen Sie?
GS: Um ehrlich zu sein wechselt bei mir das Geschirr öfter. Momentan liebe ich unseren Bestseller Manufacture Rock, das dunkle Schwarz und dieser authentische Schieferlook passen perfekt in unseren Einrichtungsstil. Ich kombiniere es sehr gerne mit NewMoon, das ergibt dann immer wieder ein anderes Bild, je nach Stimmung und Anlass. Die Gläser der Kollektion Boston nutzen wir gerade im Sommer sehr viel für Abende auf der Terrasse oder im Garten. Und meine Töchter sind totale Fans unserer neuen Pottery-Kollektion Perlemor, also haben mittlerweile auch einige Stücke daraus den Weg in unser Esszimmer gefunden. Mein Lieblingsprodukt von Villeroy & Boch ist allerdings die La Boule Memphis. Das Konzept der La Boule basiert ja auf der „Kugel“ von Helen von Boch, Wendelins Schwester, aus den 1970iger Jahren. In meinem ersten Jahr als Vorständin wurde sie weiterentwickelt und an die heutigen Gegebenheiten angepasst. Diese clevere Kombination aus Design und Funktionalität hat mich schon damals sofort begeistert. Wir haben sie zuhause nicht nur als Designobjekt stehen, sondern nutzen sie regelmäßig, meist in Kombination mit einigen Teilen von Manufacture Rock.
WvB: Ich habe tatsächlich zwei Kollektionen von Villeroy & Boch zuhause. Zum einen die Kollektion French Garden, die mit ihrem Dekor aus Früchten und Blättern exemplarisch für den Landhaus-Stil steht. Als die Kollektion damals entwickelt wurde, war ich selbst Tischkultur-Vorstand und fast täglich im Atelier, weil mich Design und Produkte schon immer fasziniert haben. Das andere Geschirr bei mir zuhause ist komplett das Gegenteil: Bei Anmut Gold handelt es sich um ein puristisch klassisch-modernes Design aus Premium Bone Porcelain. Dieses feine, hauchdünne Porzellan liebe ich – für mich ist es das schönste Material im Markt.