Mit Leidenschaft, Innovationsgeist und klaren Werten steht sie für modernen Familienunternehmergeist: Sigrid Klenk, Geschäftsführende Gesellschafterin von Rommelsbacher, ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie man in einer männerdominierten Branche authentisch und erfolgreich seinen Weg geht.
Frau Klenk, Sie leiten heute ein traditionsreiches Familienunternehmen. Wie begann Ihr Weg bei Rommelsbacher? Eigentlich recht unspektakulär: Ich bin seit 34 Jahren im Unternehmen. Mein Großvater gründete Rommelsbacher 1928, und damals war klar – die Kinder übernehmen. In der zweiten Generation übernahm meine Mutter die Geschäftsführung, weshalb wir heute einen anderen Familiennamen haben. Als Jüngste von drei Schwestern habe ich schon als Kind im Betrieb ausgeholfen, zuerst in der Montage, später im Büro.
Sie haben zunächst aber einen anderen Weg eingeschlagen. Richtig. Ich habe eine Ausbildung zur Bankkauffrau gemacht, war bei der Kreissparkasse Böblingen und habe dort den Sparkassenbetriebswirt abgeschlossen. Ich hatte einen tollen Job, eigene Projekte, ein gutes Umfeld – die Rückkehr ins Familienunternehmen war keine leichte Entscheidung. Aber 1991 bin ich eingestiegen.
Wie haben Sie sich damals eingebracht? Ich habe den Export übernommen und später den Import aufgebaut. Das war genau mein Ding: internationale Kontakte und neue Märkte. Wir haben enge, langjährige Beziehungen zu unseren Lieferanten aufgebaut, besonders in Europa und Asien. Qualität steht bei uns immer im Fokus, viele Geräte entwickeln wir gemeinsam mit unseren Partnern über Jahre hinweg.
Kleiner Tausendsassa – Reisekochplatte „RK-501S“ von Rommelsbacher
Was bedeutet Ihnen Rommelsbacher heute? Sehr viel. Unsere Produkte entstehen im Team, mit viel Liebe zum Detail. Wir gestalten sie selbst, achten auf Reparierbarkeit und betreiben unseren eigenen Kundendienst – das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Rommelsbacher ist für uns nicht nur ein Hersteller von Küchengeräten, sondern eine Manufaktur für durchdachte Produkte und ein echtes Stück Identität. Es geht um Werte, um Verantwortung und darum, als Familie konsequent, engagiert und mit Herzblut hinter dem zu stehen, was man tut.
Gibt es ein Produkt, das Ihnen besonders am Herzen liegt? Eines meiner absoluten Lieblingsprodukte ist unsere kleine Reisekochplatte – die gibt es schon viele Jahre, und ich finde sie immer noch großartig. Die Heizplatte ist nur 80 Millimeter im Durchmesser, fast wie aus der Puppenküche, aber sie funktioniert wunderbar – etwa für Mokkakännchen aus Aluminium, die auf Induktionsfeldern nicht funktionieren. Auch im Campingbereich, wo Gasherde ersetzt werden sollen, bietet sie viele Möglichkeiten. Wir entwickeln gerade viele Produkte, die auch aus eigener Camper-Erfahrung angestoßen wurden. Es ist das Schöne an einem flexiblen Unternehmen wie unserem: Wenn wir einen Trend sehen, können wir sofort reagieren.
Induktions Kochplatte „CTA 1800-IN“ von Rommelsbacher
Spielt Ihre Perspektive als Frau eine besondere Rolle in der Produktentwicklung oder Führung? Ich glaube schon. Frauen denken oft anders, sozialer und auch alltagsnäher. Für mich ist zum Beispiel immer wichtig: Ist ein Gerät leicht zu reinigen? Wie fühlt es sich an? Viele Männer denken eher technisch oder zahlenorientiert. Ich finde, die Mischung aus männlichem und weiblichem Blickwinkel ergibt die besten Entscheidungen. Auch generationenübergreifende Erfahrungen und frische Ideen gehören zusammen. Es wäre wünschenswert, wenn unsere Branche noch mehr weibliche Perspektiven zulässt.
Gab es Situationen, in denen Sie sich als Frau besonders behaupten mussten? Gerade in der Anfangszeit war das manchmal schwer. Auf Messen oder am Telefon wurde ich oft nicht ernst genommen. Als junge Frau war das besonders herausfordernd. Viele Männer betrachteten Frauen in der Technik einfach nicht als gleichwertig. Ich musste immer 120 Prozent geben, um 100 Prozent anerkannt zu werden. Elternzeit oder Kinderbetreuung bremsen natürlich Frauen zusätzlich aus – und leider sind viele Top-Positionen in Teilzeit schlicht nicht möglich.
Domino Einbaukochfelder von Rommelsbacher „EBC-V 3510-IN“ (links) und „EBC-H 3520-IN“ (oben)
Gab es für Sie jemals den Wunsch, das Geschäftsmodell stark zu verändern oder zu expandieren? Nein, wir hatten zwar Angebote – zum Beispiel große Serien für internationale Marken –, aber wir wollten nie abhängig werden oder ein Konzern sein. Unsere Größe ist ideal: familiär, flexibel, überschaubar. Wir können individuelle Produkte entwickeln, sogar in Kleinserien. Unsere Marke soll weiter wachsen, aber bewusst und authentisch. Der direkte Kontakt zum Kunden, Qualität und Service – das sind unsere Stärken. Auch bei Herausforderungen wie den Plattformen für Billigimporte aus Fernost sehen wir unsere Chance gerade in der Nähe zum Kunden und unserer Glaubwürdigkeit.
97 Jahre Tradition, auf die wir stolz sind.
Rommelsbacher Firmenphilosophie
VITA Sigrid Klenk
Sigrid Klenk machte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparkasse in Dinkelsbühl, wechselte später zur Kreissparkasse Böblingen und absolvierte dort die Weiterbildung zur Sparkassenbetriebswirtin. Nach mehreren erfolgreichen Jahren im Anlage- und Kreditgeschäft – mit eigenem Referat und Team – stieg sie 1991 ins Familienunternehmen ein.