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Role Model: Jan Philippi

Gradlinig!

Es war der Traum von Jan Philippi, von schönem Design leben zu können. Seine Erfolgsgeschichte beginnt 1992 in Hamburg, als er zwei kleine Geschäfte eröffnet, um seine eigenen Designs anzubieten.

Schlüsselanhänger „Angelo“ (2007, Design Eberhard Woike)
Erfolgreicher Klassiker: Brieföffner „Paco“ (1992)

In Eigenregie entwirft Jan Philippi anfangs hochwertige Alltagsgegenstände wie Brieföffner, Schlüsselanhänger und Bilderrahmen. Tagsüber steht er selbst im Laden, abends widmet er sich dem Design. Schon bald gibt er den Einzelhandel in andere Hände und konzentriert sich auf Design, Einkauf und Vermarktung seiner Kollektionen – eine kluge Entscheidung, die seinem unternehmerischen Talent Raum gibt.
Das Unternehmen gewinnt schnell an Bekanntheit, macht auf wichtigen Messen auf sich aufmerksam und erhält internationale Designpreise. Philippi-Produkte finden zunehmend Liebhaber weltweit und haben heute Fans in über 90 Ländern. Wir sprachen mit Jan Philippi über seinen Weg zu gutem Design.

Am 1. Juli 1992 gründete Jan Philippi die Philippi GmbH und ist seitdem ihr geschäftsführender Gesellschafter. Davor hatte er einige Jahre in Hong Kong gearbeitet.

Haben Sie sich schon immer für das Thema Design interessiert?
Ja. Ich erinnere mich, wie mir als Kind eine klobige Bauernkommode mit kugelrunden Füßen von meiner Mutter in mein Zimmer gestellt wurde. Diese mochte ich gar nicht, denn mir waren schon immer gradlinige Formen sehr wichtig. Ich hatte die Kommode dann gegen ein Leiterregal getauscht mit besonderen Böden in genauer Anordnung. Das war zwar unpraktischer, weil die Kleidungstücke offen lagen und ich immer Ordnung halten musste. Aber es war eben mein Geschmack.
Auch später haben mich gute Formen immer angezogen. Von meinem ersten ersparten Geld kaufte ich kein Mofa wie meine Freunde, sondern eine Tizio Leuchte von Artemide.

Wie kamen Sie dazu, eine eigene Marke zu entwickeln?
Wenn man so gerne wie ich eigene Designs im direkten Kontakt mit den erzeugenden Fabriken entwickelt, ist es nachhaltiger, dieses in Form einer eigenen Marke zu machen. Man hat länger etwas von der dafür notwendigen Detailarbeit.
Ich hätte aber nie gedacht, dass ich so weit kommen würde. Erst habe ich alle meine Entwicklungen mit unserem Logo versehen. Und gleichzeitig habe ich immer einen kleinen Prospekt unserer anderen Produkte mit in die Kartons gelegt. Ohne großes Marketing-Budget war das die einfachste Lösung, um unsere Kreationen bekannt zu machen. Erst waren wir nur ein Geheimtipp, aber mit Durchhaltewillen und einer klaren Formensprache hat sich alles zu einer wirklichen Marke entwickelt. Glück gehörte aber auch dazu.

Was macht gutes Design aus?
Gutes Design muss zuerst einmal einfach sein. Es beschränkt sich auf das Wesentliche und lässt allen unnötigen Schnickschnack weg. Das klingt simpel, ist aber am schwierigsten. Außerdem sollte gutes Design intuitiv verständlich sein. Man muss auf den ersten Blick verstehen, um was es sich handelt und wie man es benutzt.

Die Schale „Cocoon“ ist eines der Lieblingsprodukte von Jan Philippi

Wie sieht die Zukunft Ihres Unternehmens aus?
Ich habe das Glück, dass Jonas, mein Neffe schon mit 15 Jahren Interesse hatte, in mein Unternehmen einzusteigen. Er ist dann durch eine kaufmännische Ausbildung gegangen und hat BWL studiert.
Jetzt führen wir die Geschäfte gemeinsam, er ist für den Vertrieb und ich nach wie vor für Produktentwicklung sowie Einkauf zuständig. Das macht großen Spaß, gemeinsam können wir die Firma noch besser voranbringen. Ich lerne aber auch viel von Jonas, er ist analytischer als ich und hat ein gutes Händchen für Mitarbeiter.

Haben Sie ein Lieblingsprodukt?
Ja tatsächlich: die Cocoonschale aus den neunziger Jahren. Sie zeigt alles, was gutes Design ausmacht. Gradlinig, ohne Schnörkel, hat eine organische Form, eine klare Formensprache und ist einzigartig. Im Moment bin ich aber auch etwas verliebt in Couch, ein kleines Sofa, (Abbildung Seite 56) welches an die Wand gehängt wird und als Ablage für Geld, Schlüssel oder das Mobiltelefon dient. Durch seine Haken am Fuß wird es zu einer Minigarderobe. Ein absoluter Hingucker, den so, denke ich, niemand vor uns gemacht hat.


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