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Kahla bei Senator: „Ich bin sehr begeistert“

Im September 2020 wurde der Thüringer Hersteller von Porzellan Kahla an den Werbemittelanbieter Senator verkauft. Wir sprachen mit dem Inhaber beider Unternehmen, Daniel Jeschonowski.

Kahla Update Short Set „Wilderness“

Firmenübernahmen sind für Sie kein neues Terrain. 2018 kauften Sie die Firma Senator, nachdem Sie diese als Geschäftsführer des Perusa Fonds restrukturiert hatten. Im September 2020 haben Sie nun den angeschlagenen Porzellanhersteller Kahla übernommen. Was waren Ihre Beweggründe? 
Die Beweggründe für Kahla sind die ganz starke Marke und die dort herrschende Produktionsexpertise. Ich lernte Holger Raithel auf der PSI kennen, als er mich darauf ansprach, ob Kahla für Senator als Zulieferer auftreten könne. Bei Senator verkaufen wir Kugelschreiber und Tassen für Werbezwecke. Die Kugelschreiber werden komplett in Deutschland hergestellt, aber die Tassen kamen aus China. So war die Frage, ob man nicht komplett „Made in Germany“ wird. Als die Insolvenz durch die Presse ging, habe ich mich bei Herrn Raithel gemeldet, um ihm mit meiner Erfahrung als Sanierer zur Seite zu stehen. Alles weitere hat sich schrittweise entwickelt und im Laufe der Zeit habe ich mich in die Firma verliebt … ja, das muss man schon so sagen. Ich bin sehr begeistert, wenn ich durch die Produktion gehe und mit den Mitarbeitern ins Gespräch komme.

Wird es Veränderungen in der strategischen Ausrichtung geben?
Obwohl das in Corona-Zeiten sehr schwierig ist, haben wir eine Konstruktion geschaffen, die beide Unternehmen eigenständig weiterführt. Es gibt nun eine Beteiligungsgesellschaft, welche die Anteile an Senator sowie die Anteile an Kahla hält. Damit sind beide Unternehmen komplett auf Augenhöhe. Senator bezieht ab sofort das ganze Porzellan von Kahla. Das heißt, die Tassen für den Werbemittelbereich von Senator werden komplett auf „Made in Germany“ umgestellt. Dafür lassen wir die Senator-Formen bei Kahla nachbauen. Diese vermarkten wir dann aber unter der Marke Senator.
Insgesamt bleiben alle Prozesse, die der Kunde wahrnimmt, komplett getrennt. Das bedeutet: Es sind zwei Vertriebsmannschaften und zwei getrennte Kataloge. Es geht nicht darum, ein integriertes Unternehmen zu schaffen. Natürlich werden hinter den Kulissen Systeme, Prozesse, Gebäude, Einkauf, Vertriebssteuerung und Controlling harmonisiert.
Vertriebs-, produkt- sowie markenseitig bleibt aber alles getrennt. Wir haben sehr klare Strukturen auch in Sachen Verantwortungsbereiche geschaffen. Das klingt so simpel, aber das gab es so vor vier Monaten noch nicht in dieser Form.

Was sind die Aufgaben, die es jetzt zu meistern gilt?
Für Kahla haben wir ein neues Logo entworfen. Als die Familie Raithel Kahla als Porzellanmarke etablierte, war das Logo „Kahla – Porzellan für die Sinne“ wichtig. Heute ist die Assoziation von Kahla mit Porzellan etabliert. Daher ist das neue Logo: Kahla „Made in Germany Since 1844“. Grundsätzlich geht es aber jetzt erst einmal darum, dass Kahla innerhalb von Monaten lieferfähig wird, was bedeutet, dass Standardbestellungen innerhalb von 24 Stunden unser Lager verlassen. Genau das brauchen Gastronomen und Besitzer kleiner Hotels. Daneben wurde die Website von Kahla umgestellt, so dass Kunden ab 1. März dort direkt bestellen können. Auch wenn wir sehr auf den Handel fokussiert sind, müssen wir dennoch den Online-Kanal komplett beherrschen, bevor andere das für uns machen.
Wir können große Aufträge, aber keine kleinen Aufträge. Meiner Meinung nach muss man diesen Spagat hinbekommen. Bei Senator sind wir soweit, dass man einen einzelnen Kugelschreiber bestellen kann und innerhalb von 24 Stunden geliefert bekommt. Diese Online-Kompetenz bauen wir selbst.
Wenn man Dinge machen möchte, die sich von anderen abheben, dann muss man zunächst erst einmal bei den Prozessen anfangen. Erst wenn der Standard läuft, dann hängen wir das Spezialitätenmodell hinten dran.

Kahla Homestyle in fein abgestimmten Farben

Daniel Jeschonowski ist als neuer Inhaber für die Sanierung des angeschlagenen Porzellanherstellers Kahla verantwortlich

Apropos Spezialitäten: Kahla hat sich als moderner und überaus innovativer Porzellan-Hersteller – mit einem Hang zu ausgefeilten technischen Lösungen – etabliert. Wird das in Zukunft so bleiben?
Technische Innovationen werden weiterhin im Fokus sein, aber bei uns muss ein Produkt immer den praktischen Test bestehen. Wenn meine 85-jährige Oma ein Produkt versteht – und das war bei einem RFID-Chip nicht der Fall – dann werden wir auch weiterhin bei Innovationen aktiv sein. Ich habe schon ein sehr konkretes Design im Kopf. Ich bin jetzt schon gespannt, ob und wie sich das umsetzen lässt.

Sind Sie mit dem Verlauf trotz erschwerter Corona-Bedingungen zufrieden?  
In der Werbemittelbranche kennen alle Senator und sind sehr frohen Mutes. Im Bereich Online nehmen wir das Heft selbst in die Hand. In Sachen stationärer Fachhandel wird die Betreuung deutlich ausgeweitet. Dabei interessieren wir uns auch für die kleinen Einzelhändler und ermöglichen eine Belieferung auch kleiner Mengen über einen einfachen Bestellprozess. Natürlich haben wir parallel eine Galeria Karstadt Kaufhof wieder aufgesetzt und werden auch in den Kauf- und Warenhäusern in Zukunft wieder vertreten sein. Im Bereich Professional – wie Horeca und Kantinen – ist Kahla traditionell schon stark. Insgesamt wird alles positiv wahrgenommen. Aber natürlich ist es nicht möglich, nach wenigen Monaten alles umzustellen.

Wie lief das vergangene Jahr bei Kahla?
Sehr gut, im Dezember hatte wir bei Kahla den Umsatz vom Vorjahr. Im stationären Handel beziehungsweise Endkundenbereich konnten wir viel durch online kompensieren, über den Gastronomiebereich brauchen wir nach dem Lockdown nicht zu diskutieren. Ich gehe davon aus, dass die Firma nach vier Monaten eine schwarze Null schreibt. Das ist durchaus extrem respektabel.

Hatten oder haben Sie ein Lieblingsprodukt von Kahla?
Eigentlich nicht, aber wenn Sie so fragen, dann ist es wahrscheinlich die Colore-Serie. Es wird in Zukunft standardmäßig 15 Farben geben, diese werden sich durch das gesamte Sortiment ziehen, so dass man sie zuverlässig nachkaufen kann. Das ist wahrscheinlich das, was mich derzeit am meisten fasziniert.
www.kahlaporzellan.com


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