Das Naturphänomen Feuer fasziniert bis heute. Für viele Zeitgenossen ist das Kochen über offenem Feuer bis in unsere hoch digitalisierte Gegenwart die Königsdisziplin. Vielleicht weil es einen wundervollen analogen Ausgleich darstellt?
Man sollte denken, dass über 150 Jahre nach der Erfindung des Gas- und auch einem Vorläufer des Elektroherdes das Kochen über offenem Feuer allenfalls nostalgische Ausnahmebeschäftigungen sind. Doch das Gegenteil ist der Fall. Offene Feuerstellen mit integrierten Kochmöglichkeiten sind auf dem Vormarsch. Feuerschalen, Grilltonnen und Lagerfeuer erfreuen sich nicht nur in der Survivalszene größter Beliebtheit. Auch hippe Restaurants und Sterneköche entdecken die magische Wirkung von Feuer und kredenzen ihren Besuchern einen Hauch von Abenteuer. Der Gast will schließlich nicht nur gut essen, sondern auch etwas erleben. Mit Vorliebe die gehobene Küche, an besonderen, immer neuen Orten und in einem extravaganten Ambiente.
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Alles ist im Fluss
Der junge Berliner Koch Tobias Beck „wandert dafür von einem einzigartigen Ort zum nächsten“ wie man seiner Homepage ember-ofc.com entnehmen kann. Damit verbindet er Essen mit Nomadentum und Regionalität. Ein Konzept, das funktioniert, die Veranstaltungen sind meist ausgebucht. Die Autoren des Buches „Feuerkochen“ aus dem AT Verlag sind ebenfalls unterwegs und bieten neben buchbaren Feuerkocherlebnissen und dem Cateringservice chillfood.ch auch Kurse in ihrer Feuerkochschule an. Hier wird wertvolles Wissen rund um die archaische Nahrungszubereitung am offenen Feuer vermittelt: von den verschiedenen Feuertemperaturen für die speziellen Garmethoden, den einzelnen Feuerphasen, die ohne Stoppuhr ermittelt werden, bis hin zum Messen der Temperatur ohne Thermometer. Auf 304 Seiten wird aber nicht nur Wissen rund um das Thema vermittelt, auch viele außergewöhnliche Rezepte unter Verwendung unterschiedlichster Garmethoden werden vorgestellt. Immer geht es um pure Lebensfreude und den Genuss an der frischen Luft. Apropos Garmethoden: Direkt in der Glut, auf Steinen, in Tongefäßen, Pfannen, Woks oder Töpfen, alles bietet sich an, um kulinarische Leckerbissen über Feuer zu zaubern. Die Zubereitung im Dutch Oven gehört zu den klassischen Methoden und bietet unendliche Möglichkeiten, vom Grillen, Schmoren und Kochen bis hin zu Braten und Backen.
Entschleunigung
Ein ganz besonderes Erlebnis ist das Kochen mit dem Bricknic BBQ Planet von Römertopf. Eine große Grill- und Bratfläche umfasst den Topf in der Mitte, der bei Bedarf mit einer Cloche abgedeckt werden kann und sich damit für alle Arten der Speisenzubereitung eignet. Doch Achtung, Kochen über Feuer ist nichts für Eilige! Wer es selbst ausprobieren möchte, muss Zeit mitbringen. Wenn es ganz archaisch und übrigens auch preiswert sein soll, beginnt alles mit dem Hacken oder Sägen der Holzscheite. Das richtige Werkzeug erleichtert die Arbeit, die körperliche Anstrengung aber bleibt. Sie kann aber für jemanden, der täglich im Büro sitzt oder im Auto unterwegs ist, durchaus eine befriedigende Betätigung sein. Danach folgt das Anzünden des Feuers und dann muss das Feuer in Gang gehalten werden. Die hohe Kunst ist aber, das Feuer zu lesen, um die richtigen Temperaturen für die jeweilige Garmethode und die jeweiligen Zutaten zu finden. Dass beim Backen von Stockbrot ein gewisser Abstand zu den Flammen oder zur Glut gehalten werden muss, damit es nicht verbrennt, weiß jeder. Für andere Rezepte gelten ebenfalls Regeln, die man sich im Laufe der Zeit aneignet. Dann fehlt nur noch das richtige Zubehör wie Grillhandschuhe oder -zangen. Und los gehts!