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gfu Insights & Trends 2023: Pre-loved Products

Die IFA stellt sich schon im Vorfeld großen Themen wie Kreislaufwirtschaft, Service statt Besitz, Reparaturmöglichkeiten sowie den Fragen nach einem positivem Fußabdruck mit innovativen, emissionsarmen Produkten.

Viktoria Kanar (r.) Mitgründerin von re-fresh.global

Houston, wir haben ein Problem! Denn wir produzieren zu viel Müll, darunter 4,7 Tonnen Elektroschrott jährlich innerhalb der EU, ein Berg an verschwendetem Rohmaterial. Rohstoffe werden immer knapper und vor allem teurer. Aber wie lassen sich Handys oder Kühlschränke zerlegen, damit die einzelnen Bestandteile wieder aufbereitet werden können? Dr. Monika Griefahn, ehemalige Umweltministerin des Landes Niedersachsen sowie Gründerin und Geschäftsführerin des IMUK – Institut Medien, Umwelt, Kultur machte in ihrem Eröffnungsvortrag beim Innovationsforum der gfu im Vorfeld der IFA deutlich, dass unsere momentane Praxis (herstellen, gebrauchen, wegwerfen) in eine ökologische Sackgasse führt. Sie plädierte für das Cradle to Cradle (von der Wiege bis zur Wiege) Modell, ein Konzept, das die Natur zum Vorbild hat. In der Natur sind alle Produkte eines Stoffwechsel-Prozesses für einen anderen Prozess von Nutzen. Das Laub eines Baumes beispielsweise ist Nahrung für ihn selbst und andere Pflanzen. „Cradle to Cradle“ Produkte funktionieren genau so. Sie werden im Hinblick auf ihren gesamten Lebenszyklus entwickelt. Ein T-Shirt zum Beispiel, dessen Produktionsprozesse keine schädlichen Bestandteile enthalten, könne kompostiert werden. In einem technischen Kreislauf können entsprechend ausgewählte Materialien zirkulieren. Voraussetzung dabei ist, dass Produkte sich wieder in ihre Bestandteile zerlegen lassen.
Es sei gut zu recyceln, zu reduzieren und wieder zu verwenden, aber das reiche, so Griefahn, nicht aus. Vielmehr müsse die Devise „rethink, reinvent, redesign“ lauten, also neu denken, neu erfinden und neu designen, im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft. Es komme darauf an, die richtigen Materialien zu verwenden und mit erneuerbaren Energien ein recycelbares Produkt zu fertigen, das möglichst keinen negativen Fußabdruck hinterlasse. Was von der Natur genommen werde, solle wieder zurückfließen und zuvor so lange wie möglich „genutzt“ beziehungsweise repariert werden. Besitz solle neu gedacht werden. Man müsse die Waschmaschine nicht kaufen, sondern zahle für deren Nutzung. Wenn der Hersteller diesen Service biete, habe er ein Interesse daran, dass die Maschine so lange wie möglich einwandfrei funktioniere.
Bezüglich vieler seltener Metalle ist Europa abhängig von anderen Ländern. Das birgt Risiken, wie Kriege, instabile Lieferketten, Verschmutzung, Kinderarbeit, Klimawandel und mehr. Daher sei es, so Griefahn, notwendig, so viele Ressourcen wie möglich im Kreislauf zu behalten. „Warum nicht stillgelegte Kohlekraftwerke in Sachsen oder Nordrhein-Westphalen in ein neues Silicon Valley der Kreislaufwirtschaft verwandeln?“

Steffen Vangerow, CEO des Reparatur-unternehmens Vangerow
Hans Elstner, CEO rooom AG über 3D, VR, AR und Metaverse

Eine von der Strategieberatung Oliver Wyman gemeinsam mit der gfu durchgeführte europäische Verbraucherbefragung zeigte, dass rund ein Drittel der ausgedienten Geräte der Kategorien Consumer Electronics, Waschmaschinen und Küchengeräte in Deutschland nicht dem Recycling zugeführt werden, sondern häufig in den Haushalten „schlummern“. 43 Prozent der Smartphones gelangen nicht zurück in den Wertstoffkreislauf. Hier fehlt es eindeutig an Information, denn 72 Prozent der Befragten wissen nicht, wo sie ihre Handys hingeben können, damit diese wieder verwertet werden. 69 Prozent haben keine Idee wohin mit den Rechnern oder Laptops und 73 Prozent sind nicht sicher, wo sie kleine Küchengeräte zurück geben könnten. Städte könnten künftig Elektronikgeräte einsammeln wie Sperrmüll oder es müsste ähnlich der Altglascontainer auch öffentliche Behälter für Elektromüll geben oder eine Sammelstelle in Supermärkten.
Diese Zahlen wurden von Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics, zusammen mit Dr. Martin Schulte, Partner der Strategieberatung Oliver Wyman, aufgezeigt. Vor allem bei den jungen Menschen, so lässt es sich an der Studie ablesen, zeigt sich ein Umdenken: 21 Prozent der 18 bis 34-Jährigen kaufen eher wiederaufbereitete, gebrauchte als neue Produkte. Und sogar 12 Prozent dieser Altersgruppe teilen oder leihen benötigte Produkte lieber, als dass sie diese erwerben.

Steffen Vangerow, Viola Linke, Monika Griefahn, Claudia Kreft, Tim Seewöster, Dr. Martin Schulte, Dr. Sara Warneke, Oliver Merlin, Geraldine de Bastion (v.l.)

Pre-Loved Products!

Die oben genannte Studie zeigt als Hauptgrund, warum Kunden ihre kaputten Geräte nicht reparieren klar den Kostenfaktor. Reparaturen sind in Deutschland einfach zu teuer, es ist oft günstiger, eine Waschmaschine neu zu kaufen, als die gebrauchte zu reparieren. Hier hat das Land Thüringen mit dem Reparaturbonus ein erfolgreiches Modell gestartet, das Claudia Kreft von der Verbraucherzentrale Thüringen vorstellte. Das Land Thüringen fördert seit 2021 Reparaturen von Elektrogeräten und Unterhaltungselektronik sowie Smartphones mit 50 Prozent der Kosten. Maximal können 100 Euro pro Haushalt und Jahr über den Reparaturbonus gezahlt werden. In Österreich gibt es bereits landesweit einen Reparaturbonus. „Mein Herz schlägt fürs Reparieren“, gestand auch Steffen Vangerow, Geschäftsführer des Reparaturunternehmens Vangerow GmbH und Vorstand der Initiative „Runder Tisch Reparatur“ gleich zu Beginn. Er kämpft für ein universelles Recht auf Reparatur, denn je mehr Gegenstände repariert werden, desto weniger muss recycelt werden. Die Kosten für Reparaturen müssten sinken, das Wissen solle weitergegeben werden und die Einzelteile von den Herstellern zur Verfügung gestellt werden. Grundsätzlich sollten alle Produkte auf Langlebigkeit ausgelegt sein. Auf „Refurbishing“ (Wiederaufbereitung) hat sich das Unternehmen asgoodasnew spezialisiert, dessen CMO Dr. Tim Seewöster sieht hier Wachstums-potenzial. Ein gebrauchter Porsche sei oft teurer als ein Neuwagen und habe emotionalen Wert. Auf der Plattform asgoodasnew werde ausgedienten Produkten ein neues Leben eingehaucht, damit sie erneut „geliebt“ werden können. Das Motto Pre-Loved wird zum neuen Re-Use! Es erfordere Mut, Gewohnheiten zu ändern und Bewusstsein für Neues zu schaffen.

Alexander Dehmel, Market Intelligence Lead GfK, Groth for Knowledge (GfK)
Dr. Monika Griefahn, Gründungsmitglied von Greenpeace Deutschland, ehemalige Umweltministerin des Landes Niedersachsen und Geschäftsführerin des Institut Medien, Umwelt, Kultur, plädierte für das Cradle to Cradle Modell

Convinience ist gefragt

Während der Pandemie wurde laut einer GfK-Studie viel gekauft. Doch die Konsumenten sind heute durch Inflation, Krieg, steigende Energiepreise verunsichert und zurückhaltend. Der Umsatz im Bereich Elektrokleingeräte sank um acht Prozent. Handel und Hersteller sind unter Druck, außer Fotoapparate war der Elektrogerätemarkt negativ. Für Ende des Jahres erwartet die GfK eine Umsatzeinbuße von 3,5 Prozent und prognostiziert eine Stabilisierung für nächstes Jahr. In dieser schwierigen Situation lasse sich vor allem mit Premium-Produkten Gewinne erzielen. Der Konsument sei bereit für wirklich innovative Produkte mit Zusatzfunktionen (beispielsweise ein Staub-Wisch-Roboter) mehr Geld auszugeben. Wellbeing und Convinience stehen im Mittelpunkt. Kabellose Kopfhörer, Core Wareables, Heißluftfritteusen sowie Rasenmähroboter waren besonders gefragt.
Nachhaltigkeit wird laut Studie ein immer stärkeres Kaufkriterium. Eine wachsende Gruppe will nachhaltig konsumieren, daher sollten die Hersteller dringend auf nachhaltige Produkte und Aspekte achten und diese auch kommunizieren. Ob vielleicht künftig die AI für alle Produkte deren Nachhaltigkeitswert anzeigen kann? Die Teilnehmenden der IFA-Mediabriefings konnten jedenfalls mit einem AI language Modell sprechen und Fragen stellen. Die Antworten entpuppten sich als politisch korrekt und wichen dem Kern gekonnt aus…

ifa-berlin.com


IFA-NEWS

Beurer launcht erste nachhaltige Wärmeprodukt-Range

Beurer
Unter dem Titel „Green Planet“ launcht Beurer die erste nachhaltige Wärmeprodukt-Range, bei der für die Produkt- und Verpackungsfertigung recycelte Materialien verwendet werden. Daneben wurde das Notfallarmband EC 70 vorgestellt. Der kleine Helfer am Handgelenk erkennt einen Sturz automatisch und alarmiert im Notfall per App Angehörige oder einen Notfallservice.


Liebherr nutzt Lava
Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist die BluRox Technologie, die Viola Linke, Head of Global Communication & Brand Management bei der Liebherr Hausgeräte GmbH vorstellte. Anstelle des herkömmlichen Polyurethanschaums nutzt BluRoX eine deutlich effektivere Form der Kälteisolierung: ein Vakuum in Kombination mit fein gemahlenem Lavagestein.

Liebherrr setzt auf die nachhaltige BluRox Technologie
BSH nutzt vermehrt alternative Materialien wie grünem Stahl

BSH
Die Küche der Zukunft ist vernetzt, davon ist BSH überzeugt. Eine repräsentative Umfrage in zwölf europäischen Ländern zeigt: Smarte Hausgeräte spielen in der Tat eine immer wichtigere Rolle im Alltag. Für 34 Prozent der über 12.000 Teilnehmenden ist es wichtig, dass ihr nächstes großes Hausgerät vernetzungsfähig ist. Rund vier von zehn Befragten sind bereit, einen Aufpreis für ein smartes Hausgerät zu bezahlen.

Jura updatet Erfolgsmodell
Jura bringt ein neues Modell der erfolgreichen E8 auf den Markt. Es ist die vierte Generation des schicken Kaffeevollautomaten, der mit umfangreicher Ausstattung, höchstem Bedienkomfort und erstklassigen Kaffeeresultaten zu den erfolgreichsten Modellen zählt. Die neueste Entwicklung überzeugt mit dem überarbeiteten Mahlwerk P.A.G.2, das mit präziser Mahlung für ‚entspannten‘ Genuss sorgt und bringt echtes Premiumflair in die Vollautomaten-Mittelklasse.

Jura bringt neues Modell der erfolgreichen E8 auf Markt
Kärcher stellt um auf Weiß und Premium

Kärcher
Weg von Gelb: Kärcher wird seine Indoor-Produkte ab Januar 2024 einheitlich in Weiß anbieten. Mit der Farbumstellung will der Anbieter für Reinigungstechnik das Angebot im Indoor-Bereich kundenfreundlicher gestalten. Zudem wird die “Signature Line” eingeführt, mit Signatur des Firmengründers, Garantieverlängerung und besonderem Produktdesig

Miele
Digitale Anwendungen für mehr Nachhaltigkeit und Komfort sind die Topthemen von Miele. Künstliche Intelligenz unterstützt beim Kochen: Die Kamera erkennt, welche Gemüsesorten im Ofen liegen und wählt selbständig den Bräunungsgrad. Außerdem gibt die AI Anleitung zur Selbsthilfe, wenn ein Gerät eine Störung hat. Ein Consumption Dashboard in der App zeigt, wie Waschmaschine und Geschirrspüler beste Ergebnisse bei minimalem Verbrauch liefern.

Miele bietet digitale Anwendungen für mehr Komfort

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