Auf der IFA 2018 präsentierten Jette Joop und TechniSat das erste gemeinsame Designer-Digitalradio für die Marke Nordmende. Wir sprachen mit der sympathischen Designerin in Berlin.
Schöner Hören! Die neuen Digitalradios wurden von Jette Joop für Nordmende gestaltet
Die Fernseh- und Radiogeräte der Marke Nordmende prägten lange die Wohnzimmerlandschaft der deutschen Haushalte. Noch heute ist das Design der kultigen Marke unverkennbar. Im April 2017 brachte TechniSat Nordmende wieder auf den deutschen Markt zurück: „Nordmende war und ist bekannt für auffälliges Design. Viele einzigartige Produkte dieser Marke sind unter der künstlerischen Leitung des berühmten französischen Designers Philippe Starck entstanden. An diese Tradition wollen wir mit der Zusammenarbeit mit Jette Joop anknüpfen und ein aufregendes Designer-Digitalradio auf den Markt bringen“, erläutert Tyrone Winbush, Leiter Marketing und Kommunikation bei TechniSat, die erstmalige Kooperation mit der Jette GmbH.
Das Designer DAB+ Digitalradio basiert auf dem Modell Transita 100, das bereits in
der angesagten Farbe Gold verfügbar ist. DAB+ steht für digitalen Radio-Empfang und damit für klangoptimiertes Radio ohne Rauschen oder Knistern. Ein wechselbarer, leistungsstarker Akku liefert dabei Energie für bis zu zehn Stunden Radiogenuss. Das Transita 100 wurde in Deutschland entwickelt und wird auch dort immer noch produziert.
Auf der IFA in Berlin wurden die ersten von der Jette GmbH entworfenen Digitalradios vorgestellt. Wir sprachen mit der Designerin Jette Joop über das neue Projekt.
Sie haben dem Kultradio „Transita 100“ von Nordmende einen neuen „Look“ gegeben. Ist das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
>> Zunächst einmal hat mir dieser erste Auftrag großen Spaß gemacht. Natürlich testet man auf diese Weise erst einmal an, wie die gemeinsame Zusammenarbeit funktioniert. Sobald man merkt, dass es in der Kommunikation oder in den Abläufen nicht geht, dann sollte man von großen Unternehmungen eher Abstand nehmen. <<
Damit lässt sich vermutlich auch erklären, warum die Form der Radios unverändert geblieben sind?
>> Form ist immer so ein Ding! Eigentlich hat dieses Radio eine sehr klassische Form. Dennoch ist das etwas sehr Wesentliches. Ich habe – wenn man es so ausdrücken möchte – in meinem Leben einen ständigen Design-Begleiter. Das ist Luigi Colani. Mit seinen biomorphen Formen hat er Design-Geschichte geschrieben. Und egal, wo ich bin, er war schon mal da oder hat in diesem Bereich schon mal etwas gemacht. Daran sieht man, wie wichtig Formen sind und welche Dynamik in deren Entwicklung liegt.
Natürlich haben wir uns bei der Gestaltung des Digitalradios auch mit TechniSat über das Thema Form ausgetauscht. Darüber hinaus waren aber auch weitere technische Lösungen im Gespräch. Das ist ein weiterer Bereich, der eine Kreativleistung beinhalten könnte. Ich vergleiche die Vorgehensweise bei solchen Prozessen gerne mit einer Katze auf einem Balkon: Sie schleicht sich langsam heran, schaut mal durchs Fenster, beobachtet und sinniert dann über das Gesehene auf ihrer Decke. <<
Dann bleibt es also spannend. Aber zurück zu den Digitalradios, welche Ideen stehen hinter den Designs?
>> Das Design „Wave and Leaf“ folgt dem aktuellen Trend der Naturmotive und lädt damit zur Entspannung ein. Für das Design „Zigzag“ ließ ich mich vom Bild der Radiowellen inspirieren. Beide Designs sind aber gleichermaßen verspielt und fröhlich. <<
Welche Zielgruppe hatten Sie bei den Entwürfen vor Augen?
>> Mit dem Designer-Digitalradio in erstmal zwei Artworks sollen vor allem die weiblichen Konsumenten angesprochen werden. Aber auch junge Menschen, die gute Technik und auffälliges Design schätzen. <<
Gibt es Produkte, die Sie besonders gerne designen?
>> Es gibt feste Konstanten, das heißt Produkte, die so schon seit rund 20 Jahren bestehen. Aber es gibt immer wieder neue, kleinere Themen gerade aus dem Bereich Home, wie zum Beispiel kleinere Architekturlösungen wie Türgriffe, die mir sehr viel Spaß machen, eine gewisse Halbwertszeit haben und uns immer wieder vor neue Herausforderungen setzen. <<
Mit welchen Unternehmen arbeiten sie am liebsten zusammen?
>> Im Grunde genommen haben wir bei der Auswahl ein paar Kriterien, die interessanterweise immer die gleichen sind: Entweder handelt es sich um den „Market Leader“ oder den „Second runner up“. Das ergibt sich oft automatisch, da ansonsten oft die Größe fehlt, um ein solches Projekt längerfristig durchzusetzen. Außerdem sind es in der Regel eigentümergeführte Unternehmen aus dem Mittelstand. Für uns ist es wichtig, dass gewisse Werte zusammenpassen. In dem Moment, wo das wechselt oder sich die Struktur eines Unternehmens verändert, wird das schwierig. Da haben wir auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn zum Beispiel CEOs kommen, die genau wissen, dass sie nur drei Jahre im Unternehmen bleiben und ihre Themen nicht verantworten müssen. Das passt oft nicht mehr. Aber es freut mich sehr, dass TechniSat sich für uns entschieden hat, denn die Konkurrenz ist ja bekanntlich groß. <<
Für eine erfolgreiche Designerin mit einem großen Namen wirken Sie sehr sympathisch und aufgeschlossen.
>> Ich bin einfach nicht so aufgeblasen. Das führt in Deutschland schon oft zu einem Missverständnis. Denn viele verbinden Erfolg mit Arroganz. Diese Erwartungshaltung möchte und kann ich nicht bedienen. <<