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Trend 2019: Folklore-Look

Die niederländische Modeprophetin Li Edelkoort ist sich sicher: Spätestens 2020 wird Folklore zu einem großen Trend, weil die Menschen „sich wieder einmal nach Produkten mit Seele sehnen.“ Und auch schon in diesem Jahr trifft man bereits auf den Folklore-Look, der sich nicht nur in der Mode, sondern auch in der Inneneinrichtung durchsetzt. Wie ein Weltenbummler sammelt er Inspirationen in Ländern und Kontinenten wie Afrika, Indien, China oder Südamerika ein.

Lässig und leicht: die Flechtwaren von Bloomingville

Während früher Elemente eines einzigen Landes verwendet wurden, werden heute die Symbole unterschiedlicher Kulturen miteinander gemischt. Einflüsse aus afrikanischen Stammeskulturen treffen auf einfache geometrische Muster und auf die Farben und die Materialien des Orients oder Asiens. So entsteht ein einzigartiger Look. Betritt man einen Raum, der im Folklore-Stil eingerichtet ist, sieht man viele sich überschneidende Farben und Muster. Was andere Stile scheinbar verbieten, ist beim Folklore-Stil erlaubt. Die Hauptsache ist, dass sich diese Kultur-Symbiose gut anfühlt.
So auch beim Istanbuler Label 3rd Culture, das von der Designerin Zeynep Lale Rende und ihrem Bruder und Fotografen Emre Rende gegründet wurde. Sie verwenden afrikanische Stoffe, da sie die Farb- und Mustervielfalt sowie die einzelnen Geschichten hinter jedem Stoff lieben. Ob Südafrika, Sambia, Mosambik, Kenia, Tansania, Dschibuti, Südsudan, Ägypten, Marokko, Tunesien, Senegel und mehr – das Duo bereist all diese Orte und mischt die hier typischen Motive mit asiatischen Elementen. Ihre Handtuchkollektion wird beispielsweise von Granatäpfeln, Lotusblumen und Fischen bevölkert. Der Hintergrund: Die Granatäpfel sind wichtige visuelle Elemente in der Kunst in Usbekistan. Sie symbolisieren Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit. Die Lotusblumen wiederum gelten im Hinduismus als heilig, weil sie für Schönheit und Fruchtbarkeit stehen. Fische sind Symbole für Glück, Reichtum und Überfluss.

Auch bei den Lampenschirmen von 3rd Culture handelt es sich um handgemachte Unikate, die in Istanbul hergestellt werden. Die Stoffe, die als „Dutch Wax“ bekannt sind, kommen aus Westafrika. Hier handelt es sich um in den Niederlanden bedruckte Baumwollstoffe, die auf beiden Seiten farbenprächtig gemustert sind. Ursprünglich entstanden sind die Stoffe mit den typischen Mustern dank der Zusammenarbeit zwischen niederländischen Händlern mit indonesischen Batikkünstlern und Vertretern westafrikanischer Kultur. Inzwischen verkörpern die Stoffe ein Stück afrikanischer Identität.

Die Körbe von All Across Africa sind aus nachwachsenden Materialien gefertigt

Inspirierend: Eine harmonische Kollektion von Liv Interior

Handmade: Aus Marrakesh kommen die individuellen Accessoires von LRNCE

Faszinierende Vielfalt: Aus schwarzem Terrakotta: die Serie Barro von Ames

Folkloristische Opulenz

Der dänische Hersteller Bloomingville schwört ebenfalls auf Folklore-Elemente in ausdrucksstarken Farben, die gleich in zwei Kollektionen des Unternehmens vorkommen: Palmenblätter, tropische Blumen und Tiere aus dem Urwald sorgen für den exotischen Touch und unterstreichen gleichzeitig den botanischen Trend in der Kollektion „Jungle“, zu der auch die Geschirrserie „Moana“ gehört. Hier trifft minimalistisches Design auf Elemente aus dem Urwald, die an Südamerika oder Asien erinnern. Die im letzten Jahr entstandene Kollektion „Creative Collection“ präsentiert unter anderem Wandteller, handgeknöpfte Körbe und Deko-Schalen aus Bast. Die angesagten Flechtwaren wirken lässig und leicht und sorgen für ein stimmungsvolles Folklore-Feeling in der Wohnung.
Im traditionellen Stil geflochtene Körbe aus Sisal und Süßgras bietet auch das amerikanische Unternehmen Across Africa, das 2013 von Alicia Wallace und Greg Stone gegründet wurde. In den Mustern spiegeln sich afrikanische Symbole für Glück und Hoffnung wider. Sie sind Mitglied in der Fair Trade Federation und beschäftigen rund 3.000 Mitarbeiter.

Die Belgierin Laurence Leenaert vom Label LRNCE wiederum verbindet marokkanisches traditionelles Kunsthandwerk gekonnt mit modernem Design. Mittlerweile werden ihre Produkte in modernen Concept Stores von Tokio bis Paris geführt. Zu ihrer Kollektion gehören Kissen mit aufgestickten One-Line-Drawings, Keramik mit naiven, mehrfarbigen Illustrationen, Spiegel in abstrakten Formen, Kaftane, bunte Ledersandalen und vieles mehr. Alle Produkte von LRNCE entstehen in Zusammenarbeit mit lokalen Kunsthandwerkern in Marrakesch.
Ebenfalls von der marokkanischen Kultur inspiriert sind die Schuhe „Kasbah Shoes“ des niederländischen Unternehmens Zenza. Sie tragen nicht umsonst diesen Namen, erinnern sie doch an die in Lehm eingeritzten Ornamente der Kasbahs oder Festungen des nordafrikanischen Landes. Die eingeritzten Ornamente sollen böse Geister abwehren und die Baraka, die heilige Kraft, an das Gebäude binden. Böse Geister müssen bei den Schuhen von Zenza zwar nicht in die Flucht geschlagen werden, aber auch hier entsteht das Muster, indem man in die oberste Schicht des lackierten Leders hineinschneidet.
Aus dem hohen Norden, nämlich aus Hamburg, kommen die Hersteller von Liv Interior. Das Sortiment von Tina und Asad Mirza ist aber alles andere als nordisch kühl, sondern spannend und inspirierend. Zur Kollektion gehören Teppiche mit kunstvoll verzierten Mustern, Produkte mit gehämmerten Oberflächen sowie grafisches Design und prachtvolle Farbgebungen. Ganz klar stammen die orientalischen Einflüsse von dem Pakistani Asad Mirza, einer der beiden Gründer. Sozusagen ein stilistischer und ergänzender Gegenpol dazu ist seine Frau Dina Asad, eine gebürtige Dänin. Beide lieben den Crossover-Mix, der nordische Klarheit mit folkloristischer Opulenz verbindet. Ähnlich klar und reduziert sind die Produkte des dänischen Herstellers Nordal. Nicht bunte Motive, sondern Muster in edlem Schwarz-Weiß-Kontrast werden beispielsweise für die Umhängetasche „Yoga“ sowie für Schals oder Kleidung eingesetzt.

Hingucker: Lampenschirme mit Symbolcharakter

Individuell: Schuhe mit eingeritzten Ornamenten

Von der marokkanischen Kultur inspiriert sind die Schuhe „Kasbah Shoes“ des niederländischen Unternehmens Zenza. Sie tragen nicht umsonst diesen Namen, erinnern sie doch an die in Lehm eingeritzten Ornamente der Kasbahs oder Festungen des nordafrikanischen Landes. Die eingeritzten Ornamente sollen böse Geister abwehren und die Baraka, die heilige Kraft, an das Gebäude binden. Böse Geister müssen bei den Schuhen von Zenza zwar nicht in die Flucht geschlagen werden, aber auch hier entsteht das Muster, indem man in die oberste Schicht des lackierten Leders hineinschneidet.

Crossover-Mix

Kolumbianische Einflüsse zeigen die Vasen, Schalen und Töpfe der „Barro“ des Unternehmens Ames aus Koblenz. Die Vasen und Keramikschalen sind aus schwarzem Terrakotta gefertigt und werden von kleinen Familienbetrieben in Kolumbien hergestellt. Vom Graben der Löcher zum Entnehmen des schwarzen Tons bis hin zum Brennen und Glänzen ist die Fertigung der Objekte ein handwerklicher Prozess. Für die Entwürfe hat sich der Designer Sebastian Herkner von den Fundstücken im Goldmuseum „Museo del Oro“ in Bogotá inspirieren lassen. Entstanden sind Vasen, Schalen und Töpfe, die unter anderem als Pflanzkübel verwendet werden. Das Ergebnis ist ein Mix aus modernem Design und alter kolumbianischer Handwerkskunstlässt und einmal mehr ein Beispiel für einen gelungenen Folklore-Stil.
Sigrid Brauer