Wer wie Fiskars auf inzwischen 374 Jahre Unternehmensgeschichte zurück blicken kann, hat die Zukunft fest im Blick. Wie das gelingt, besprachen wir mit Kati Ihamäki, Vice President of Sustainability & Public Affairs Finance.
Kati Ihamäki ist bei Fiskars für den Bereich Nachhaltigkeit zuständig
Welche Möglichkeiten gibt es, sich als Unternehmen gegen Greenwashing zu wappnen? Ihamäki: Natürlich gibt es viel Greenwashing und daher ist es wichtig, die Maßnahmen mittels eines Gesetzes zu überprüfen. Bei Fiskars setze ich mich sehr dafür ein, das Wort „Nachhaltig“ nur dann zu benutzen, wenn wir auch genauer erläutern können, auf welche Art und Weise wir nachhaltig handeln. Das Thema beschäftigt mich schon seit über 20 Jahren. Inzwischen ist es jedoch so, dass das Wort „Nachhaltigkeit“ in aller Munde ist. Das weicht den Begriff auf, der heutzutage alles und nichts bedeuten kann. Für uns als Unternehmen ist es also wichtig, dass die Konsumenten, Händler, Lieferanten und alle, die etwas mit Fiskars zu tun haben, verstehen, was wir als Unternehmen damit meinen, wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass alle Unternehmen diesbezüglich an einem Strang ziehen sollten. Denn leider ist es inzwischen üblich geworden, Ökologie als Wettbewerbsvorteil zu nutzen und mit diesem Thema aktiv in Konkurrenz zu anderen Unternehmen zu treten. Warum machen wir das? Das verwirrt nicht nur die Konsumenten, sondern raubt auch den jeweiligen Unternehmen viel Energie. Viel besser wäre es doch, wenn wir das jeweilige Wissen in Sachen Nachhaltigkeit miteinander teilen würden, um den gesamten Prozess nach vorne zu bringen. So könnten wir voneinander lernen. In Sachen Greenwashing hatten wir gerade eine Fortbildung für unser PR-Team. Denn es ist überaus wichtig, dass man immer hinter den Dingen steht, die man in Sachen Nachhaltigkeit tut. Es gibt so viele verschiedene Zertifikate. Das verwirrt nicht nur uns, sondern auch die Konsumenten und daher ist es gut, dass es nun eine Art der Regulierung gibt. In Finnland haben wir aber noch ein ganz anderes Problem, denn in unserer Sprache gibt es kein singuläres Wort für „Nachhaltigkeit“. Das finnische „kestävyys“ steht immer für Nachhaltigkeit und Langlebigkeit.
Fiskars Schere ReNew
„In Sachen Nachhaltigkeit kann man nie fertig sein, es gibt immer wieder neue Dinge zu tun!“
Das ist eine überaus sinnvolle Kombination. Welchen nachhaltigen Anspruch hat Fiskars nun an seine Produkte? Ihamäki: Es ist tatsächlich die Langlebigkeit und das Design, welches Fiskars-Produkte von anderen unterscheidet. Es war unsere Pionierarbeit, das Alltägliche zu etwas Besonderem zu machen. Damit haben wir uns gegen die Wegwerfgesellschaft gestellt. Funktion und Design sind auf so hervorragende Weise aufeinander abgestimmt, dass unsere Produkte ganz besonders lange halten. Und natürlich beschäftigen wir uns auch mit recycelten Materialien. Aber wenn ein recycelter Kunststoff zehn Jahre kürzer hält, dann entscheiden wir uns dagegen. Denn wir geben den Anwendern das Versprechen, dass unsere Produkte langlebiger sind und das müssen wir natürlich auch halten. Damit uns das immer gelingt, haben wir ein großes Testlabor eingerichtet, das unsere Produkte regelmäßig auf ihre Haltbarkeit und Belastbarkeit überprüft. Das heißt wir müssen immer wieder abwägen, welche Materialien wir für unsere Produkte nutzen können, ohne unseren Qualitätsanspruch aus den Augen zu verlieren. Einen großen ökologischen Schritt sind wir jetzt in Sachen Beschichtungen gegangen. Wir bieten unseren Kunden die Erneuerung der Keramikbeschichtung ihrer Pfannen an. Das war eine Erfindung unserer Produktentwicklung, auf die wir sehr stolz sind. Wenn man bei Teflon-Pfannen einen Kratzer hat, dann kann man sie nur wegschmeißen. Unsere keramikbeschichteten Pfannen haben mit der Möglichkeit zur Wiederbeschichtung nun eine deutlich längere Lebensdauer. Darüber hinaus haben wir uns entschieden, dass es ab 2025 bei Fiskars nur noch PFAS-freie Pfannenbeschichtungen gibt.
Welche Maßnahmen werden in Zukunft im Mittelpunkt stehen? Ihamäki: Die Reduktion von Materialien und die Entwicklung hin zur Kreislaufwirtschaft wird eine der wichtigsten aber auch härtesten Herausforderungen der kommenden Jahre sein. Daneben sind wir dabei, den Service für unsere Kunden weiter auszubauen: das betrifft nicht nur die Wiederbeschichtung von Pfannen, sondern auch das Schleifen von Messern. Eigentlich sollten unsere Produkte für immer und ewig halten, falls doch einmal etwas kaputt geht, bieten wir natürlich einen Reparaturservice an.
Fiskars Testlabor
In einem eigenen Testlabor werden bei Fiskars in Finnland alle Produkte auf ihre Langlebigkeit getestet. Dabei werden extreme Abnutzungen, Temperaturen sowie sonstigen Einflüsse simuliert.
Sie produzieren in vielen Ländern dieser Erde. Wie sieht es mit den Lieferketten aus? Ihamäki: Wir arbeiten eng mit allen unseren Zulieferern zusammen und haben zahlreiche Fortbildungsprogramme in Sachen Nachhaltigkeit entwickelt. Bei unseren eigenen Produktionsgesellschaften in den verschiedenen Ländern ist es unser erklärtes Ziel, das Thema Nachhaltigkeit fest zu implementieren.
Wie viele Personen arbeiten in Ihrem Team? Ihamäki: In meiner Abteilung arbeiten vier Personen. Aber streng genommen engagieren sich bei Fiskars rund 7.000 Personen für das Thema Nachhaltigkeit. Denn ich bin der Meinung, dass in jedem Prozess, ob bei der Entwicklung oder der Herstellung von Produkten sowie beim Verkauf an die verschiedenen Kanäle oder im Handel an den Konsumenten die ökologischen Herausforderungen und Maßnahmen, die wir bereits umgesetzt haben, präsent sein sollten. Da es unser erklärtes Ziel ist, das Alltägliche zu etwas Besonderen zu machen, ist im Grunde genommen jeder Fiskars-Mitarbeiter ein Botschafter für eine nachhaltige Zukunft.