Als Maximilian Fischer und Kai Winselmann Anfang 2018 ihre Idee von „mercavus“ einer digitalen Messe in der Branche vorstellten, wurden sie teilweise angeschaut, als kämen sie vom Mond. „Es gab jede Menge Vorbehalte gegen unser digitales Angebot, mit dem wir den Fachhandel unterstützen möchten“, erinnert sich Kai Winselmann.
Doch die beiden Jungunternehmer ließen sich nicht abschrecken, und was zu Beginn beäugt wurde, ist seit Corona eine Selbstverständlichkeit: Selbst die klassischen Ordermessen kommen ohne Online-Plattformen nicht mehr aus, digitale und hybride Lösungen sprießen wie Pilze aus dem Boden.
Ursprünglich wollten Winselmann und Fischer, die beide zuvor als Unternehmensberater tätig waren, ein eigenes Modelabel gründen. „Dazu waren wir viel auf Messen unterwegs, um mögliche Hersteller für unsere Produkte zu finden, vor allem im Bereich Textilien. Dabei haben wir gemerkt, wie viel Energie, Zeit und Geld es kostet, Messen zu besuchen und Produkte beziehungsweise Hersteller zu finden. Oft hatten wir nach langer Anreise, vielen Kilometern Wegstrecke in den Messehallen und nach endlosen Gesprächen, dennoch nicht das Richtige gefunden. Es gab bisher kaum eine gute Alternative zu den stationären Messen. So entstand die Idee zu einem digitalen Marktplatz, der es dem Handel ermöglicht, das gesamte Jahr über neue, spannende Produkte zu entdecken, ganz bequem von zuhause“, meint Maximilian Fischer.
Die mercavus Homepage ist sehr übersichtlich und informativ gestaltet
Die beiden mercavus Geschäftsführer Kai Winselmann (links) und Maximilian Fischer
Mit der Umsetzung fackelten die beiden Männer nicht lange, gründeten ihr Unternehmen mercavus (eine Fusion der beiden Wörter mercatus und novus, also der neue Markplatz, die neue Messe) in Berlin, gestalteten eine ansprechende Website und arbeiteten an ihrer Mission, den lokalen Einzelhandel mit unabhängigen Herstellern in ganz Europa zu verbinden. Denn das ist oberstes Ziel von mercavus: für beide Seiten den Bestellprozess zu vereinfachen und den Erhalt des stationären Handels somit zu fördern, denn ohne Fachhandel werden unsere Innenstädte, davon sind die Gründer überzeugt, an Charme verlieren. Mittlerweile steht ein internationales Team mit rund 25 Mitarbeitern hinter mercavus.
„Wir wollen die Messen mit unserem Angebot nicht ersetzen. Es wird immer wichtig bleiben, sich persönlich zu treffen und zu interagieren. Aber wir verstehen uns als sinnvolles und benötigtes Zusatzangebot, wir komplimentieren die meist nur zweimal jährlich stattfindenden Messen. Bei uns auf mercavus kann der Fachhändler 365 Tage im Jahr einkaufen. Zudem ist der Bestellvorgang digital wirklich sehr einfach“, erläutert Kai Winselmann.
Beide sind sich einig: Mercavus ist nur für den Fachhandel gedacht, kein Endverbraucher soll hier bestellen dürfen. Marken, welche ihre Produkte über mercavus anbieten, werden einer „Qualitätsprüfung“ unterzogen und müssen ins Portfolio passen. „Uns ist es wichtig, dass die Marken eine Geschichte erzählen mit ihren Produkten, sie sollen hochwertig sein. Wir wollen keine Massenwaren, keine Importeure aus China oder Indien, keine Amazonseller, das Konzept der Label muss rundum stimmen. Wir achten darauf, dass es Marken sind, die bereits Erfahrung mit dem Einzelhandel haben. Obwohl wir auch einige große Marken wie Gift Company oder Wurm haben, fokussieren wir eher die kleineren Marken, denn wir sehen uns auch als wichtige Inspirationsquelle für den Fachhandel, um Neues zu finden, etwas, das ihn ein wenig abhebt von der Masse“, meint Maximilian Fischer.
Positives Feedback
Mercavus stellt das digitale Gerüst und das Profil zur Verfügung und finanziert sich über eine Kommission für die erfolgreiche Vermittlung zwischen Händler und Anbieter. Derzeit sind mehr als 550 Hersteller (20 Prozent aus Deutschland, 80 Prozent aus Europa) bei mercavus gelistet, es gibt die Produktgruppen Wohnaccessoires, Küchenartikel, Papierwaren, Kinder & Babys, Gourmets, Accessoires, Schmuck und Haustiere. Die Tierkategorie sei am wachsen, vor allem während der Corona-Krise seien wohl mehr Haustiere angeschafft worden, und die Bereitschaft für diese schöne Accessoires zu kaufen, sei ebenfalls gestiegen. Mercavus startete mit der Kategorie Wohnaccessoires, die noch immer zu den größten der digitalen Messe zählt und sich ebenfalls einer hohen Nachfrage erfreut.
Die beiden Jugendfreunde sind glücklich über das positive Feedback der Einzelhändler, die mercavus nutzen. Das ist momentan auch ihre beste Werbetrommel, wenn sie weiter empfohlen werden. Wenn die sympathischen Geschäftsführer in zehn Jahren auf ihre digitale Messe zurückblicken, dann wollen sie sich gerne sagen, dass sie die Diversität des Einzelhandels mit ihrer Plattform erhalten haben und dass der stationäre Handel ihr digitales Angebot wie selbstverständlich annimmt!
Engagierte Vordenker
Das wirkt sehr viel wahrscheinlicher als ein baldiger Touristen-Trip auf den Mond und selbst dieser scheint ja in greifbarer Nähe. Schön, dass es so engagierte Vordenker in Deutschland gibt, die uns digital voranbringen ohne auf Werte wie Qualität und persönlichen Kontakt zu verzichten.
www.mercavus.com