Mit einer pfiffigen Markenkampagne und einer bildgewaltigen Produktwelt arbeitet Deejo mit viel Fantasie und Ausdauer daran, Kunden in den Handel zu locken. Wie das mit Tattoos und Dessous gelingen kann, erfuhren wir von Jürgen Schneider, dem Geschäftsführer von Koriolis.
Dass Messer ganz einzigartig sein können, zeigt die Kooperation von Deejo mit verschiedenen Tattoo-Künstlern. Wer kauft diese Produkte?
Rund 35 Prozent der Deutschen sind tätowiert und damit ist das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Idee der Kooperation mit talentierten Tattoo-Künstlern haben wir gemeinsam mit dem französischen Tattoo-Magazin „Tatouage“ entwickelt. In zwei Jahren sollen 12 der berühmtesten Tätowierer der Welt für eine exklusive Kollektion gewonnen werden. Den Auftakt haben bereits Tin-Tin und Maud Dardeau aus Frankreich gemacht. Seit September arbeiten wir mit dem britischen Künstler Jondix zusammen. Durch die Verbindung zur „Heavy Metall“-Szene ist die Serie in Deutschland unglaublich erfolgreich: Jondix spielt als Gitarrist in einer eigenen Band und hat Plattencover unter anderem für Black Sabbath gemacht. Die Tatsache, dass wir nur mit den weltbesten Tattoo-Artisten arbeiten, soll den grafischen Anspruch unterstreichen, den wir an unsere Designs haben. Die Kunden sind damit so divers wie die jeweiligen Motive, so dass es sich hier um eine sehr heterogene und breite Zielgruppe handelt.
So kreativ wie Ihre Motive, ist auch die neue Werbekampagne …
In der Bildsprache waren wir bisher immer ein bisschen Französisch. Nun haben wir uns mit Römer Wildberger aus Berlin eine neue Agentur gesucht, die unter anderem durch die originellen Sixt-Motive bekannt geworden sind. Auch in unserer Kampagne, die wir bis Weihnachten ausrollen, stehen Personen mit einem markigen Spruch im Zentrum. Olaf Scholz als Pirat war ein Startschuss. Es werden weitere Motive mit vier unterschiedlichen Models folgen. Im gleichen Look and Feel produzieren wir einen TV-Spot, der vermutlich Anfang Dezember ausgestrahlt wird. Im französischen Markt sind wir schon lange im Fernsehen präsent. Dort sind wir inzwischen zu einer riesigen Messermarke herangewachsen. Das möchten wir mit der neuen Kampagne auch in Deutschland erreichen.
Wie kann in schwierigen Zeiten Wachstum gelingen?
Natürlich hat es der Handel in Deutschland gerade nicht so einfach. Die Händler klagen über fehlenden Traffic. Und wenn weniger Menschen in den Laden kommen, dann wird auch weniger verkauft. Wir hören oft, euer Produkt ist super, aber schickt uns mal ein paar neue Kunden vorbei. Das machen wir, indem wir mehr Geld in die Werbung und ins Marketing investieren. So gelingt es uns, über das Neukundengeschäft zu wachsen, denn es gibt immer noch einige Händler, die uns nicht im Sortiment haben.
Welche Vertriebswege sind dabei von Interesse?
Die Philosophie hinter Deejo ist immer noch, Taschen- und Tafelmesser zu einem Lifestyle-Produkt zu erheben. Das hört sich hochtrabend an, ist es aber nicht, denn das hatten wir vor 50 Jahren schon einmal. Damals waren Taschenmesser ein Accessoire, das man gerne vorzeigte. Da das zwischenzeitlich verloren gegangen ist, möchten wir es mit Deejo wieder hervorzaubern. Damit das gelingt, verkaufen wir Messer unter anderem auch in Märkten, wo sie normalerweise gar nicht zu finden wären. Das heißt Deejo Produkte gibt es nicht nur im Haushaltwarengeschäft, sondern unter Umständen auch beim Harley-Davidson Händler. Einer unserer besten Kunden in Österreich, Sie werden es nicht glauben, ist ein Geschäft für Dessousmoden. Der Kontakt kam über das Pin Up mit den Netzstrümpfen. Inzwischen hat die Inhaberin viele weitere Messer-Modelle ins Sortiment aufgenommen, welche sie in einer eigens eingerichteten Männerecke mit Gin, ein paar Gürteln und der passenden Lektüre anbietet. Interessanterweise treibt das gleichzeitig auch die Verkäufe bei den Damen nach oben. Mittlerweile ist das nicht mehr der einzige Dessousladen, der uns vertreibt. Daneben gehören natürlich auch die klassischen Concept-Stores zu unseren Vertriebskanälen.
Online ist bei uns vertrieblich nicht so wichtig. Das hat den einfachen Grund, dass die Deutschen Bedenken haben, auf einer französischen Website einzukaufen.
Natürlich verkaufen wir auch online. Aber in Deutschland ist das im Vergleich zu dem, was wir im Handel verkaufen, verschwindend gering. Wir hätten auch keine Niederlassung in Deutschland eröffnet, wenn wir nur auf online setzen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Niederlassung gibt es nur, weil wir hier stärker im Handel sein wollen. Nichts desto trotz ist die Website für uns ein ganz wichtiges Marketing Tool. Sie ist jung, sie ist frisch und sie hat einen Konfigurator. Man kann dort erzählen, dass man mit Jondix eine Sonderaktion gemacht, dass der Tätowierer von Beyoncé ein Messer designt oder dass einer der erfolgreichsten Künstler Frankreichs, Richard Orlinksi, ein Messer für uns entworfen hat. Auf der Website haben wir ein Händlerverzeichnis, das wir immer aktuell halten. Das heißt, wir tun alles dafür, dass die Kunden uns entdecken und dann in das Geschäft gehen, um die Messer zu erleben. Und das funktioniert.
Und welche Neuheiten gibt es zum Jahresende?
Wie jedes Jahr haben wir eine Vorweihnachtskollektion vorbereitet. Bei Deejo haben wir sogar eine komplett neue Produktkategorie entwickelt, die Kellner Messer. Hier richten wir uns an alle Weinliebhaber, die Wert auf schöne Dinge legen. Auch wenn das Kellner Messer ein Nischenartikel ist, glauben wir daran, damit ein anderes Publikum ansprechen zu können. Die Lübecker Edelweinhandlung Tesdorpf setzt schon seit Jahren Deejo Taschenmesser, Tafelmesser und Schälmesser als Geschenk ein. Daher wissen wir, dass unsere Produkte dort gut ankommen. Es ist eine logische Konsequenz, das Thema nachzubesetzen. Stéphane Lebeau hat mit dem schwungvollen Design der Kellner Messer ein wunderbares Deejo-Produkt entwickelt. Der Händler kann für diese Neuheit, die in der selben Verpackung kommt, wie die anderen Messer, ganz einfach das vorhandene Display nutzen. Daneben gibt es viele neue Taschenmesser mit unterschiedlichen Griffmaterialien und Tattoos. Bei den Tafelmessern haben wir eine neue Serie mit verchromten Griffen gemacht, die wirklich sehr schick aussehen. Für uns ist es immer wichtig, in allen Kategorien Neuheiten anbieten zu können, um mit dem Handel und den Kunden im Gespräch zu bleiben.
Mit welchem Messer schneiden Sie am liebsten?
Tatsächlich habe ich sehr viele Messer und zwar nicht nur von uns. Ich war schon immer ein Messer-Fan. Das Messer, das ich derzeit bei mir trage, ist ein Messer von Deejo, das es allerdings gar nicht mehr gibt. Es ist ein 37 Gramm Messer mit Kupferbeschichtung und Roségold-Griff. Das ist ein echter Hingucker!
Und welches Modell würden Sie unserem Kanzler empfehlen?
Er braucht genau das abgebildete Modell „Terra Incognita“ mit Kompassrose. Ich glaube, in diesen stürmischen Zeiten sollte Olaf Scholz einen Kompass besitzen, um uns durch die schwierigen Wogen hindurch zu manövrieren. Das passt zum Piraten und zur aktuellen Situation.