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EVL-Verbandstag: Das Treffen der Gipfelstürmer

Der erste EVL-Verbandstag nach der pandemiebedingten Pause stand unter dem Motto „Restart“. Im österreichischen Kaprun kamen 81 Verbandsmitglieder zusammen. Der erste Tag stand ganz im Zeichen spannender Vorträge, während der zweite Tag verbandsinternen Themen und Diskussionsrunden vorbehalten war. Daneben gab es ausreichend Zeit für den persönlichen Austausch bei bestem Alpenwetter.

Der Europäische Verband Lifestyle (EVL) tagte nach zweijähriger Pause im österreichischen Kaprun.

Wie man in schwierigen Zeiten neu startet, erläuterte EVL-Vorstand Axel Gottstein in seinen einleitenden Worten: „Natürlich gibt es kein Patentrezept für das neue Denken. Aber unbekannte Gipfel mit alten Schuhen zu besteigen, ist auch keine Lösung!“
Mit welchem physischem, aber vor allen Dingen auch psychischem Equipment man am besten luftige Höhen erreicht, erklärte Lene Gammelgaard, die erste skandinavische Frau auf dem Mount Everest. Sie präsentierte eindrucksvoll, wie man das eigene Mindset auf höher, weiter, größer programmieren kann: „Wenn man an Dinge ganz fest glaubt, dann kann man das eigene Gehirn manipulieren. Dank dieser Fähigkeit ist es mir gelungen, den Mount Everest zu besteigen und – was noch viel wichtiger war – auch wieder hinunter zu kommen. So lernt man, dass es keine Probleme gibt, sondern nur Lösungen“, erklärte die Extremsportlerin. Allerdings sei der Weg dorthin hart. Man müsse immer wieder Rückschläge hinnehmen und unbedingt darauf achten, Pausen zur Regeneration einzulegen. Denn nur mit ausreichenden Kraftreserven und einer großen Portion Leidensfähigkeit lassen sich Ziele erreichen. „Am Ende verläuft das Leben nie so, wie man es gerade plant. Dennoch sollte man Visionen verfolgen, Ängste überwinden und seinen Willen disziplinieren“, war sich die Dänin sicher und verabschiedete sich mit: „Just do it!“
Der Zukunftsstratege Prof. Dr. Pero Micic sprach im Anschluss darüber, wie „Bright Future Business“ gelingen könne: „Für die Zukunft entscheiden wir weise, für das Jetzt leider nicht!“ Um in eine leuchtende Zukunft zu starten, sei es wichtig, die Probleme dann zu erkennen, wenn sie klein sind und die Chancen dann, wenn sie groß sind. Leider ist die Evolution zu langsam, so dass der Mensch noch nicht erkannt hat, wie wichtig Zukunftsbildung ist.“
Damit das gelänge, sei es erforderlich, die Zukunft emotional wichtiger zu machen, denn das Zukunfts-Ich sei für Firmen das Zukunfts-Wir. Anhand von acht Unterpunkten erläuterte der Zukunftsmanager, wie wichtig es sei, eine gemeinsame Zukunft zu entwickeln und die großen, realisierbaren Zukunftschancen zu erkennen.
„Solange Menschen Probleme und Wünsche haben, wird die Arbeit nicht ausgehen“, ist sich Pero Micic sicher: „Dabei werden physische Dinge einen Gegentrend zur virtuellen Welt bilden!“ In diesem Zusammenhang geht er davon aus, dass die Bedeutung von Unikaten weiter zunehmen wird. Denn: „Es gibt so viel Einzigartigkeit in der Welt!“
Auf den Boden der Tatsachen wurden die Verbandsmitglieder dann von dem Politikwissenschaftler Felix Lee gebracht, der zunächst auf die desaströsen Auswirkungen der No-Covid-Strategie Chinas einging: „China befindet sich mit diesem Lockdown und der Schließung von Häfen und Produktionen im freien Fall.“

Lars Adler,
Vorstandsvorsitzender des EVL
Lene Gammelgaard, Extremberg-steigerin, Anwältin, Autorin
Axel Gottstein,
Vorstand EVL
Prof. Dr. Pero Micic,
Zukunftsstratege
Heike Tscherwinka,
Geschäftsführerin Europäischer Verband Lifestyle e.V. (EVL)
Alexander Selch,
Geschäftsführer Reisenthel
Felix Lee, Politikwissenschaftler, Experte für Weltwirtschaft der taz

Viele Mitglieder des EVL, die ihre Ware aus China beziehen, stellt das vor große Probleme – wie auch das 2023 in Kraft tretende Lieferkettengesetz. „China betreibt seit 20 bis 30 Jahren regelrechtes Sozialdumping, daher hat das Lieferkettengesetz, welches die Umstände der Produktionen überprüfen soll, durchaus seine Berechtigung“, ist sich Felix Lee sicher: „Leider gibt es jedoch in China derzeit keine Möglichkeiten, die Sozial- oder Umweltstandards zu überprüfen und damit lassen sich auch Lieferketten nicht nachvollziehen. Undurchsichtige Strukturen von Subunternehmen verschärfen das Problem.“ Es wird abzuwarten sein, ob Deutschland, das sich produktionstechnisch in eine extreme Abhängigkeit von China begeben hat, überhaupt einen Hebel hat, um die gesetzlich geforderten Produktionsstandards gegenüber der chinesischen Regierung durchzusetzen. „China denkt nicht partnerschaftlich, sondern nutzerorientiert,“ verabschiedete sich Felix Lee und hinterließ trotz sommerlicher Temperaturen im Konferenzsaal „Gletscher.Eis“ ein leichtes Frösteln.
Zum Auftauen ging es zum Ausklang in den Raum „Riffelkar“. Der Geräuschkulisse, die wahrscheinlich über dem eines startenden Flugzeugs lag, konnte man entnehmen, wie groß der Gesprächsbedarf war.
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