Alle fordern Transparenz: Sei es in der Politik, in der Wirtschaft, in der Finanzbranche oder im Job. Klarheit schafft Vertrauen, jeder weiß, woran er ist. Auch in der Mode wird das Thema nicht ausgelassen und die Designer bringen transparente Kleidung und durchsichtige Plastiktaschen, in denen man seine Handtasche oder Accessoires verstauen kann, auf die Laufstege. Zum neuen Trend gehören auch transparente PVC-Stiefel, durchsichtige Mäntel, Jacken und Hosen.
Der gläserne Tisch Black & Blue von Ligne Roset
Bei Wohnaccessoires und Möbeln setzt sich der Transparent-Look ebenfalls durch. Oft werden durchsichtige und leichte Materialien wie Glas oder Acryl mit massiven und schweren Stoffen wie Furnier, Beton, Marmor oder Holz gemixt. Ein gutes Beispiel ist etwa der Sessel „Soul“ mit Holzrahmen und transparenter Sitzfläche aus Acryl. Er ist von dem italienischen Hersteller Pedrali aus dem Bewusstsein heraus gestaltet worden, dass Kontraste spannender sind als Produkte aus nur einem einzigen Material. Da Acryl witterungs- und alterungsbeständig ist, kann Soul als Outdoorstuhl eingesetzt werden. Auch das dänische Unternehmen Nordal spielt mit den Themen Intransparenz und Durchsichtigkeit und setzt die Materialien Holz und Glas ein: Während beim Esstisch „Amber“ das Gestell aus Akazienholz gefertigt ist, besteht die Tischplatte aus Glas. Genau die richtige Mischung aus behaglicher Gemütlichkeit und klarem Design, die mit vielen Wohnstilen harmoniert.
Und zu den Neuheiten im Frühjahr nächsten Jahres erscheint der Stuhl „Iras“, der sogar komplett verglast ist.
Die deutsch-finnischstämmigen Geschwister Pia und Moritz Wüstenberg, Eigentümer des Londoner Designstudios „Utopia & Utility“, setzen außer Glas und Holz zusätzliche Stoffe wie Metall und Keramik ein. Das zeigt sich vor allem in der Vasen-Serie „Stacking Vessels“, deren Einzelteile von Handwerkern aus ganz Europa per Hand hergestellt werden. Das Glas stammt beispielsweise von einem Expertenteam aus Tschechien, während die Keramikelemente im englischen Devon hergestellt werden und das Holz aus den Wäldern Finnlands geholt wird. Praktisch: Die einzelnen Teile der edlen Vasen können getrennt voneinander als kleine Schüsseln verwendet werden. Die Flexibilität und Offenheit gegenüber unterschiedlichsten Materialien und Herstellungsweisen in anderen Ländern ist der Kindheit von Pia und Moritz Wüstenberg geschuldet: Als Sprößlinge eines deutsch-finnischen Paares reisten sie oft zwischen beiden Ländern hin und her.
Elegant: Die Vasen überzeugen mit schönen Formen
Multitalent: Tisch Black & Blue wird auch als Regal genutzt (Ligne Roset)
Schöne Kombination aus Glas und geometrischen Formen (Nordal)
Design macht glücklich
Ebenfalls Glas-Vasen stellt das italienische Unternehmen Venini her. Hier setzt die Manufaktur allerdings nicht auf den Materialmix, sondern auf pures Glas. Besonders prägnant sind die Objekte „Happy Pills“ aus Muranoglas. Die Glückspillen mit Namen wie „Testosterone“, „Adrenalina“, „Ossitocina“, „Feniletilamina“ oder „Estrogeno“ sollen zum Ausdruck bringen, dass außergewöhnliches Design den gleichen Effekt besitzen kann wie glücklichmachende Medizin. Witzig: Die chemische Formel für jedes Glücks-Hormon ist auf jeder Vase eingraviert.
Nicht nur mit Glas, sondern auch mit Acryl arbeitet das Unternehmen Schönbuch, das ursprünglich auf den Flurbereich und mittlerweile auf Möbel und Accessoires in allen Räumen spezialisiert ist. Die dekorativen Wandregale „Covershow“ bestehen aus austauschbaren Fronten aus Acrylglas und können zur Aufbewahrung unterschiedlichster Dinge verwendet werden. Beispielsweise als Zeitschriftenablage oder zur Präsentation von Fotos, kleinen Kunstwerken oder Souvenirs. Die Front aus Acrylglas ist austauschbar, es stehen fünf Farben zur Wahl, wobei das rote Acrylglas über eine Leuchtkante verfügt. Glas steht bei Schönbuch auch bei anderen Produkten im Mittelpunkt: Absolut zeitlos ist beispielsweise der Schirmständer „0510“ aus mundgeblasenem Klar- oder Rauchglas. Wer möchte, kann das praktische Accessoire auch als Vase nutzen. Ebenfalls aus Klarglas ist die Wandgarderobe „Frisbi“ gefertigt. Kombiniert mit einer Mantelstange aus glänzendem Chrom, bekommt sie einen coolen Look.
Transparenz entspannt
Bei transparenten Möbeln scheiden sich oft die Geister. Die einen empfinden durchsichtige Möbel als individuell und als Bereicherung, die anderen können nicht wirklich etwas damit anfangen. Das Klare wirke doch viel zu kalt, die Stabilität sei nicht gewährleistet und die Pflege sei zu aufwändig, so die Argumente gegen die transparenten Möbel. Dabei bilden diese ja oft nicht die Grundausstattung eines Wohnzimmers, sondern werden immer nur als einzelne Blickfänger eingesetzt. Sie helfen, einen Raum leicht und unbeschwert wirken zu lassen oder einen dominanen Einrichtungsstil aufzuweichen. Zugegebenermaßen wirken Glas oder Acrylglas nicht gerade kuschelig und gemütlich, tragen aber mit ihrem Understatement zu einer Reduzierung des Wohnstils und damit zur Entspannung bei.
In der Tat: Auch der multifunktionale Couchtisch „Black & Blue“ des französischen Herstellers Ligne Roset verspricht Understatement und wirkt mit seinem puristischen Glas-Look unaufdringlich und fast schon bescheiden. Er ist lang und schmal, verfügt über verschiedene Ablagehöhen und kann daher nicht nur als Couchtisch, sondern auch als TV-Möbel oder als niedriges, leichtes Regal eingesetzt werden. Die transparente Leichtigkeit wird von einem zierlichen Gestell aus schwarz lackiertem Metall und drei Fachböden aus transparentem blauen Glas betont.
Sigrid Brauer
Glückspillen: Vasen aus farbigem Muranoglas (Venini)