GfK-Studie: Deutsche sind im Konsumrausch
Die Verbraucher in Deutschland starten überaus optimistisch in das Jahr 2018. Sie sehen die deutsche Wirtschaft klar in einer Hochkonjunktur. Entsprechend legt die Konjunkturerwartung spürbar zu und klettert auf ein neues Sieben-Jahres-Hoch. Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung weisen eher moderate Zuwächse auf. Sie steigern lediglich ihr ohnehin schon sehr hohes Niveau.
Konjunkturerwartung
Die Konjunkturaussichten der Verbraucher kennen momentan offenbar nur eine Richtung – nach oben. Der Indikator legt im Januar zum dritten Mal in Folge zu und klettert nun auf 54,4 Punkte. Dies ist ein Plus gegenüber dem Vormonat von 9,2 Zählern und der höchste Stand seit Februar 2011. Damals wurden 57,1 Punkte gemessen. Inzwischen schlägt im Vorjahresvergleich ein Zuwachs von knapp 33 Punkten zu Buche.
Nach Einschätzung der Konsumenten läuft der deutsche Konjunkturmotor derzeit sehr rund und mit hoher Drehzahl. Und dies soll aus Sicht der Verbraucher auch in diesem Jahr so weitergehen. Begründen lässt sich diese Euphorie vor allem mit der anhaltend exzellenten Arbeitsmarktlage, die sich in diesem Jahr sogar noch weiter verbessern soll. Steigende Beschäftigung, sinkende Arbeitslosigkeit und eine überaus hohe Anzahl an offenen Stellen sorgen für Optimismus.
Möglicherweise hat aber auch die Aufnahme von Sondierungsgesprächen zur Fortsetzung der großen Koalition für zusätzlichen Schub bei den Konjunkturaussichten gesorgt. Gestützt wird dies auch durch die Daten der amtlichen Statistik. Kürzlich veröffentlichte das Statistische Bundesamt erste vorläufige Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt für 2017. Demnach wuchs die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr zum achten Mal in Folge. Das Plus beträgt 2,2 Prozent nach 1,9 Prozent in 2016.
Einkommensoptimismus
Nach den spürbaren Zuwächsen im Vormonat legt die Einkommenserwartung auch im Januar 2018 zu. Mit einem Plus von 2,5 Zählern fällt der zweite Anstieg in Folge jedoch vergleichsweise moderat aus. Aktuell weist der Indikator 56,8 Punkte auf.
Die auf Hochtouren laufende Konjunktur ist die zentrale Stütze des derzeitigen Einkommensoptimismus. Die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften nährt die Hoffnung, dass es auch zu ansehnlichen Einkommenszuwächsen kommt, die zudem nur zum Teil durch die Inflation wieder aufgefressen werden. Steigende Löhne und Gehälter führen mit zeitlicher Verzögerung auch zu entsprechenden Rentenerhöhungen. Zusätzlichen Schub dürften die Einkommensaussichten auch durch die laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie bekommen.
Anschaffungsneigung
Nach zwei leichten Rückgängen in Folge legt die Anschaffungsneigung zu Beginn dieses Jahres wieder zu. Gegenüber Dezember 2017 beträgt das Plus 3,3 Zähler. Mit aktuell 60,4 Punkten klettert der Indikator auf ein Niveau, das er zuletzt im Mai 2015 übertreffen konnte. Damals stand er bei 62,6 Zählern. Im Schlepptau steigender Konjunktur- und Einkommensaussichten verbessert auch die Konsumneigung ihr ohnehin schon sehr hohes Niveau. Der geglückte Jahresauftakt könnte auch wegweisend für den Einzelhandel sein. Dabei hängt die Latte sehr hoch. So schätzt das Statistische Bundesamt auf Basis der ersten elf Monate 2017, dass der Einzelhandelsumsatz im vergangenen Jahr nominal um 4,5 bis 4,9 Prozent (real 2,7 bis 3,1 Prozent) im Vergleich zu 2016 gestiegen ist.
Konsumklima im Aufwind
Nach 10,8 Zählern im Januar prognostiziert GfK für Februar 2018 einen Wert von 11,0 Punkten. Mit dem zweiten Anstieg in Folge bestätigt das Konsumklima den guten Jahresstart und legt eine exzellente Grundlage für ein erfolgreiches Konsumjahr 2018. Auch 2017 kann nach den bislang vorliegenden Daten als ein überaus gutes Jahr für den privaten Verbrauch bezeichnet werden. So stiegen die realen privaten Konsumausgaben im vergangenen Jahr um zwei Prozent. Damit wurde die von GfK Anfang 2017 vorgenommene Prognose von etwa 1,5 Prozent sogar noch übertroffen.
Wenn auch momentan die Signale für den Konsum auf grün stehen, bleiben dennoch gewisse Risiken. Vor allem die US-Handelspolitik mit drohenden protektionistischen Tendenzen sowie die nur schleppend vorankommenden Brexit-Verhandlungen könnten das Konsumklima im weiteren Verlauf eintrüben. Zudem sollten die Verhandlungen zur Bildung einer Regierung in Deutschland zeitnah zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Eine steigende Verunsicherung würde die Konsumkonjunktur beeinträchtigen.
Über die GFK-Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie „GfK-Konsumklima MAXX“ und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 durchgeführt.
Das Konsumklima bezieht sich explizit auf die gesamten privaten Konsumausgaben. Der Einzelhandel macht jedoch – je nach Abgrenzung – lediglich etwa 30 Prozent der privaten Konsumausgaben aus. Der Rest sind Dienstleistungen, Reisen, Miete, Gesundheitsdienstleistungen sowie der gesamte Wellness-Bereich.
GfK prognostizierte für das vergangene Jahr 2017 einen Anstieg des privaten Konsums von mindestens 1,5 Prozent. Nach den ersten Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Konsumausgaben im Jahr 2017 real um etwa zwei Prozent. Auch hierbei geht es nicht um die Einzelhandelsumsätze, sondern um die gesamten Konsumausgaben der Verbraucher.
Stimmungsindikator
Die Anschaffungsneigung ist – wie alle anderen Indikatoren auch – ein Stimmungsindikator. Sie fragt, ob die Verbraucher es derzeit für ratsam halten, größere Anschaffungen zu tätigen. Selbst wenn sie dies mit „Ja“ beantworten, müssen noch zwei weitere Voraussetzungen für einen Kauf vorhanden sein: Der Verbraucher muss das nötige Geld für eine solche größere Anschaffung besitzen und auch eine Notwendigkeit für diese Anschaffung sehen. Zudem handelt es sich hier tatsächlich ausschließlich um langlebige Gebrauchsgüter, die auch ein größeres Budget erfordern.
Die Ergebnisse der Stimmungsbefragung stammen aus monatlich durchgeführten persönlichen Interviews bei etwa 2.000 Personen, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Dieses Befragungsinstrument unterliegt ständigen Qualitätskontrollen, vor allem auch im Hinblick auf seine Repräsentativität. Die ausgesprochen hohe Qualität dieser Erhebung zeigt sich auch daran, dass sie für Umfragen im Bereich der empirischen Rechtsforschung etwa der Verwechslungsgefahr von Produkten verwendet und anerkannt ist. Das heißt laut GFK, dass die Ergebnisse Gutachterqualität haben und jeweils vor Gericht standhalten müssen.